Euch fehlt etwas die Orientierung, wo es im Referendariat lang gehen wird, oder ihr interessiert euch für Erfahrungen anderer Referendare? Dann lest es hier ganz einfach nach: Anwälte und Anwältinnen, die das Referendariat schon geschafft haben, teilen ihre Erfahrungen und Tipps mit euch!
In unserer Interviewreihe "Mentoren für Referendare" haben wir verschiedene (Jung-)Anwält*innen zu ihrem Referendariat und zweiten Staatsexamen befragt. Das liegt bei den meisten noch nicht allzu lange zurück, sodass sie aktuelle Tipps und Erfahrungen mit denen teilen können, die kurz vor dem juristischen Vorbereitungsdienst stehen, gerade damit begonnen haben oder ihn auch schon zu weiten Teilen hinter sich gebracht haben.
Viele haben Fragen zum Referendariat und wissen nicht genau, was sie erwartet. Dem wollen wir Abhilfe schaffen! Wir sprachen mit Associates aus verschiedenen Kanzleien darüber, wonach sie ihr Ausbildungsgericht ausgewählt haben, wo sie ihre Stationen absolvierten, ob sie eine Nebentätigkeit parallel zum Referendariat ausübten, was ihr Eindruck von ihren Ausbildern und AGs war und wie sie sich sowohl in zeitlicher als auch inhaltlicher Hinsicht auf das Assessorexamen vorbereitet haben. Ihre Antworten geben euch einen Ausblick auf das, was euch erwartet und gute Anhaltspunkte für die Gestaltung eures Referendariats.
"Meine Empfehlung ist es, sich bereits frühzeitig Gedanken zu machen, wo man seine Stationen verbringen möchte. Ist man beispielsweise noch nicht sicher, in welchem Rechtsgebiet man später tätig sein möchte, sollte man die sich im Referendariat bietenden Möglichkeiten nutzen und in verschiedene Rechtsgebiete „reinschnuppern“."
- Laura Imkamp, Rechtsanwältin bei Hoffmann Liebs im Bereich privates Baurecht und Vergaberecht
"Anhand der Erfahrungen im Referendariat kann man sich, meiner Meinung nach, zum ersten Mal ein richtiges Bild darüber machen, was die einzelnen Berufe ausmacht. Für mich stand danach fest, dass ich mich bei DLA Piper sehr wohlfühle und die Tätigkeit genau meinen Vorstellungen entspricht."
- Philipp Gudert, Rechtsanwalt bei DLA Piper im Bereich Arbeitsrecht
"Ich empfehle jedem, soweit sich die Möglichkeit ergibt, auch eine Station im Ausland zu absolvieren, da es einen sowohl persönlich als auch beruflich weiterbringt."
- Nadine Junghenn, Rechtsanwältin bei ARNECKE SIBETH DABELSTEIN im Bereich Arbeitsrecht
"Wer interessante Stationen machen will, sollte sich frühzeitig Gedanken machen und kümmern."
- Dr. Lukas Hüttemann, Rechtsanwalt bei Linklaters im Bereich Investmentfonds
Zum Interview
"Versucht, so viel in den Stationen mitzunehmen, wie es geht. Nehmt euch genug Zeit zum Lernen. Macht einen Lernplan. Ganz wichtig: Auch genug Pausen/Ausgleich einplanen! Unterlagen abspecken: Stellt euch für jedes Thema eure eigenen Unterlagen/Zusammenfassungen zusammen, mit denen ihr lernt!"
- Franziska Mayer, Strafverteidigerin (insb. Jugendstrafrecht) bei HT Defensio
"Es lohnt sich, schon früh mit dem Klausurenschreiben zu beginnen, auch wenn es anfänglich sehr frustrierend sein kann. Ansonsten empfehle ich jedem, die Stationen wirklich nach persönlichem Interesse auszuwählen und nicht nur danach zu gehen, wo man vermeintlich am meisten Zeit zum "Tauchen" bekommt."
- Jonas Türkis, LL.M. (UCT), Rechtsanwalt bei ADVANT Beiten im Bereich Arbeitsrecht
"Entspannt bleiben und nicht bereits am Anfang vom Ref. Panik vorm Examen kriegen. Einen Lernplan erstellen, der aber auch mal 1-2 Wochen Urlaub umfasst. Nicht jedes kommerzielle Seminar ist auch erfolgsversprechend, lest Rezensionen, fragt Bekannte, die auch schon Seminare gemacht haben. Viele Seminare sind einfach nur teuer und bringen unter Umständen nichts."
- Scarlett Lüning, Rechtsanwältin bei WILDE BEUGER SOLMECKE im Bereich Medienrecht
"Außerdem sollte es nicht unterschätzt werden, wie wichtig die Arbeit mit dem Kommentar ist. Man kann also nicht früh genug anfangen, mit den Kommentaren zu arbeiten und damit meine ich genau die, die im Examen zugelassen sind. Die Grundlagen und vor allem die Schemata müssen sitzen."
- Dr. Jörn Lenz, Rechtsanwalt bei KÜMMERLEIN im Bereich Handels- und Gesellschaftsrecht
"Es kann verlockend sein, Stationen aufgrund der geringen Arbeitszeit (= mehr Lernzeit) auszuwählen. Dabei sollte man aber nicht vergessen, dass die Stationen ein entscheidender Schritt bei der Wahl des späteren Arbeitsgebers oder Jobs sein können."
- Sarah Koop, Rechtsanwältin bei BLAUM DETTMERS RABSTEIN im Bereich Handels- und Gesellschaftsrecht/M&A
"Die Entscheidung für einen Berufseinstieg in einer bestimmten Kanzlei sollte man stets davon abhängig machen, dass man mit seinen direkten Kollegen und Partnern auf fachlicher und persönlicher Ebene gut zusammenarbeitet. Zudem ist wichtig, dass man frühzeitig die Chance nutzt, persönliche Einblicke in verschiedene Kanzleien, deren Werte und Philosophie zu erlangen."
- Christian Schindler, Rechtsanwalt bei Watson Farley & Williams im Bereich M&A
"Neben den allgemein gültigen Ratschlägen die Fülle des Stoffes nicht zu unterschätzen und bestenfalls von Beginn des Referendariats an einem kontinuierlichen Lernplan nachzugehen, lautet mein persönlicher Ratschlag, dass man insbesondere bei den Stationen, die man selbst gestalten darf, ein großes Augenmerk auf die Auswahl der Ausbildungsstätte legen sollte."
- Moritz Schmitz, Rechtsanwalt bei Oppenhoff im Bereich Gesellschaftsrecht/M&A
"Ich würde die Stationen ausschließlich nach Interesse auswählen. Hierdurch können Erfahrungen gesammelt werden, die einem beruflich und nicht nur prüfungstaktisch nützen werden. In der Examensvorbereitung ist es wichtig, so viele Klausuren wie möglich zu schreiben. Dabei sollte auch möglichst früh versucht werden, die Zeitvorgaben einzuhalten."
- Julian Leucht, Rechtsanwalt bei Esche Schümann Commichau im Bereich IP-/IT-Recht
"Es ist wohl nicht hinderlich, schon vor der ersten Station mit der inhaltlichen Vorbereitung zu beginnen. Notwendig ist das nach meiner Erfahrung aber nicht. Persönlich würde ich empfehlen, freie Zeit vor dem Beginn z.B. zum Reisen zu nutzen, um gut erholt und mit vollem Akku in den Vorbereitungsdienst zu starten."
- Fabian Kolf, Rechtsanwalt bei Allen & Overy im Bereich Kartellrecht
"Ganz wichtig: sich nicht zu früh verrückt machen. Man muss nicht „vorlernen“ für die AGs zu Beginn des Referendariats, sondern sollte die entspanntere Anfangszeit bzw. die Zeit kurz vor dem Referendariat genießen. Was man allerdings tun kann, ist sich früh überlegen, was man im Rahmen des Referendariats sehen und erleben möchte."
- Lara Ueberfeldt, Rechtsanwältin bei Bird & Bird im Bereich IT-Recht
"Angesichts der Fülle von Stoff, den man für das Examen parat haben muss, sollte man sich bereits in den einzelnen Stationen eingehend mit den jeweiligen Lerninhalten beschäftigen. Die Kaiserseminare sollten dagegen erst gegen Ende der Referendariatszeit besucht werden, weil hier an Wochenenden der bereits bekannte Stoff nur noch einmal im Schnelldurchgang wiederholt wird."
- Christoph Meves, Rechtsanwalt bei Bird & Bird im Bereich Gesellschaftsrecht/M&A
"Bleibt offen und probiert alles aus, worauf ihr Lust habt. Ich denke das Referendariat dient auch als Orientierungsmöglichkeit und als Chance, in Berufe reinzuschnuppern, die man sich vorstellen könnte. Es sollte nicht nur die Stringenz des Lebenslaufs im Vordergrund stehen."
- Nina Drücks, Rechtsanwältin bei PwC Legal im Bereich Corporate/M&A