Können Sie sich zunächst kurz vorstellen?
Bereits während meines Studiums in Trier und des anschließenden Referendariats in Aachen stand fest: Arbeitsrecht ist DAS Rechtsgebiet für mich. Gleich zum Berufseinstieg im Jahr 2012 habe ich mich daher dazu entschieden, als Rechtsanwältin in der Arbeitsrechtsboutique KLlEMT.Arbeitsrecht zu starten. Inzwischen bin ich dort Counsel und betreue neben der Mandatsarbeit gemeinsam mit unserem Partner Jochen Saal das Recruiting. In meiner Freizeit tobe ich mich liebend gerne in der Küche aus – gemütliche Abende mit Familie, Freunden und gutem Essen sind für mich der ideale Ausgleich zum Arbeitsalltag.
Haben Sie sich auf das Referendariat vorbereitet? Wenn ja, wie?
Nach dem Studium wollte ich wieder zurück in die rheinische Heimat. Ich mag es eher klein und beschaulich, daher stand für mich schnell fest, dass ich mein Ref unbedingt in Aachen absolvieren wollte. Sobald ich mein Examenszeugnis in der Tasche hatte, habe ich mich dort um einen Platz beworben. Da Aachen zum (ziemlich beliebten) OLG-Bezirk Köln gehört, musste ich mit einigen Monaten Wartezeit rechnen. Ich habe die Zeit genutzt, um Crashkurse zum Prozessrecht zu besuchen und als Wimi in einer kleineren Rechtsanwaltskanzlei in meinem Heimatort erste Praxisluft zu schnuppern. Außerdem habe ich mir von Freunden und Bekannten, die bereits mit dem Referendariat begonnen oder das zweite Staatsexamen erfolgreich abgelegt hatten, Tipps zur Planung der Ref-Stationen geholt.
An welchem Gericht haben Sie Ihr Referendariat absolviert? Was war für Ihre Wahl entscheidend?
Ich wollte es nicht dem Zufall überlassen, bei welchem Gericht ich in der Zivilstation lande. Für mich war klar, dass mir das Landgericht lieber als das Amtsgericht sein würde. Beim Landgericht erhoffte ich mir die rechtlich spannenderen Fälle und einen guten Einblick in die Arbeit einer Kammer. Ich habe mir daher den Geschäftsverteilungsplan des LG Aachen geschnappt und nach – aus meiner Sicht – spannenden Spezialzuständigkeiten Ausschau gehalten. Meine Wahl fiel auf die Kammer für Arzthaftungssachen. Um mir einen Eindruck von dem Kammervorsitzenden zu verschaffen, habe ich mir eine seiner Sitzungen angeschaut. Ich fand ihn und seine Kolleginnen gleich sympathisch und mir gefiel seine Verhandlungsführung. Im Anschluss an die Sitzung habe ich ihn einfach angesprochen, mich vorgestellt und gefragt, ob er mit meiner Zuweisung einverstanden wäre. Das war er zum Glück und so habe ich eine sehr interessante Zivilstation absolviert. Die Arzthaftungssachen waren mir dann allerdings doch zu blutig, da bin ich lieber dem Arbeitsrecht treu geblieben.
Wann haben Sie sich auf die Referendarstellen beworben?
Sehr frühzeitig. Das war schon deshalb notwendig, weil ich eine genaue Vorstellung hatte, wo ich meine Stationen verbringen wollte und ich wusste, dass dort jeweils nur eine sehr begrenzte Anzahl an Ref-Plätzen angeboten wurde.
Bei welchen Arbeitgebern haben Sie Ihre Stationen absolviert? Nach welchen Kriterien haben Sie die Ausbildungsstätten ausgewählt? Wie war die Begleitung durch die Ausbilder*innen?
Bei der Auswahl meiner Verwaltungsstation war mir die Examensrelevanz wichtig. Ich war daher ganz klassisch bei einer Stadtverwaltung. Die Ausbildung dort war sehr gut, die Arbeit inhaltlich abwechslungsreich – und für das Examen hat es sich auch ausgezahlt: Eine meiner Klausuren im öffentlichen Recht hatte eine Ordnungsverfügung im Bereich des Tierhalterrechts zum Gegenstand. Einen fast identischen Fall hatte ich während der Verwaltungsstation auf dem Tisch.
In der Anwaltsstation war ich dann in einer mittelständischen Kanzlei in Aachen. Nach meinen ersten Erfahrungen in einer ganz kleinen Kanzlei wollte ich nun in eine größere Einheit „reinschnuppern“. Die Ausbildung dort lief anders als erwartet. Ich habe relativ wenige Schriftsätze bearbeitet und bin meist mit meinem Ausbilder „mitgelaufen“. Für das Examen hat mir die Station zwar ehrlicherweise nicht viel gebracht, dafür habe ich dort Einiges über verschiedene Anwaltstypen und den Umgang mit Mandanten gelernt – und „richtig“ Autofahren: Wenn ich mit meinem Ausbilder zu Terminen unterwegs war, musste ich meist fahren, da er in der Regel noch Akten lesen oder Telefonate führen musste. Mein Lieblingszitat: „Frau Hartmann, mit diesem Auto fährt man nicht auf der rechten Spur!“
In der Wahlstation wollte ich dann endlich wieder zurück ins Arbeitsrecht. Da ich den Richterberuf damals auch spannend fand, habe ich die Station beim Arbeitsgericht absolviert. Dort hatte ich riesiges Glück mit meinem Ausbilder. Ich durfte von Beginn an sowohl Güte- als auch Kammerverhandlungen selbst leiten und habe dabei sehr viel gelernt.
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Wie waren Ihre Erfahrungen mit den stationsbegleitenden AGs?
Durchwachsen. Die von den Richtern geleiteten Anfänger- und Fortgeschrittenen-AGs waren am LG Aachen sehr gut. Insbesondere unsere F-AG-Leiterin im Zivilrecht war mit Herzblut dabei – und das hat man gemerkt. Ihr Unterricht und die dazugehörigen Unterlagen waren so gut, dass ich mir ein Repetitorium sparen konnte.
Weniger Glück hatten wir mit den anderen AGs, insbesondere in der Anwaltsstation. Da war noch Luft nach oben. Insgesamt haben mir die AGs aber Spaß gemacht – nicht zuletzt weil es eine richtig nette Truppe war, mit der wir auch außerhalb der AG-Stunden viel unternommen haben.
Wie haben Sie sich die Zeit zum Arbeiten und Lernen eingeteilt?
Ich hatte während der Stationen unter der Woche meistens einen Tag, an dem ich weder AG hatte, noch Arbeiten für meine Ausbilder erledigen musste. Den Tag habe ich dann konsequent zum Wiederholen genutzt. Ich habe außerdem recht früh mit einem Klausurenkurs begonnen. Der Samstagvormittag war dann in der Regel für das Klausurenschreiben reserviert. Für die Tauchphase vor den Examensklausuren hatte ich vier Monate eingeplant. In der Zeit habe ich mich unter der Woche um 9.00 Uhr an den Schreibtisch gesetzt und spätestens um 18.00 Uhr mit dem Lernen aufgehört.
Wie haben Sie sich auf das 2. Examen vorbereitet? Welche Materialien haben Sie zur Vorbereitung auf das 2. Examen genutzt?
Zur Wiederholung des materiellen Rechts habe ich mit den Unterlagen aus dem Repetitorium gelernt, die ich schon zur Vorbereitung des ersten Staatsexamens genutzt hatte. Ergänzend dazu habe ich Crashkurse besucht. Für das Zivilprozessrecht waren die AG-Unterlagen Gold wert. Ich habe außerdem versucht, möglichst viele Klausuren zu schreiben. Gerade im zweiten Staatsexamen fand ich diese Routine ziemlich hilfreich, um mich an die richtige Zeiteinteilung zu gewöhnen. In den ersten Monaten waren die Klausuren aus dem kommerziellen Kurs allerdings ziemlich frustrierend. Die hatten oft wenig mit den „echten“ Examensklausuren zu tun. Da fand ich die AG-Klausuren schon deutlich besser.
Haben Sie eine stationsbegleitende Nebentätigkeit ausgeübt?
Zu Beginn des Referendariats habe ich noch weiter in der Kanzlei gearbeitet, in der ich schon die Wartezeit bis zum Ref-Beginn überbrückt hatte. Dazu habe ich auch noch Klausuren für ein Repetitorium korrigiert. Später habe ich dann auch noch an der RWTH Aachen eine AG „Einführung ins BGB“ geleitet, die für „Nicht-Juristen“ gedacht war. Das hat mir viel Spaß gemacht und das Ref-Gehalt ein wenig aufgebessert. Etwa ein Jahr vor den Examensklausuren habe ich dann aber die Nebentätigkeiten aufgegeben. Neben Station, AG und Lernen wollte ich dann doch noch ein wenig Freizeit genießen.
Warum haben Sie sich letztendlich für Ihren jetzigen Arbeitgeber entschieden?
Das Bauchgefühl nach dem Vorstellungsgespräch! Ich erzähle es immer wieder gerne: Eigentlich hatte ich KLIEMT gar nicht auf dem Schirm. Nach dem Examen hatte ich zunächst mit der Arbeitsgerichtsbarkeit geliebäugelt. Auf die Empfehlung eines Richters habe ich mich dann dazu entschlossen, erst einmal Berufserfahrung als Rechtsanwältin zu sammeln. Allerdings war es eigentlich nicht mein Ziel, in einer so großen Kanzlei wie KLIEMT zu starten. Ich war ja eher kleine Einheiten auf dem Land gewöhnt. Da mir der Richter seinerzeit aber ausdrücklich KLIEMT empfohlen hatte, habe ich mich dort – eher pro forma – beworben. Das Vorstellungsgespräch war dann ein kleiner Marathon. Ich habe bereits im ersten Gespräch sehr viele meiner heutigen Kolleg:innen kennen gelernt und war von der guten Stimmung absolut begeistert. Dazu noch die Aussicht, sehr gut ausgebildet zu werden und im Arbeitsrecht von „A bis Z“ auf höchstem Niveau zu beraten – da konnte ich nicht nein sagen.
Welche Tipps würden Sie angehenden Referendaren/Referendarinnen zur Vorbereitung auf das Referendariat mitgeben?
Tauscht Euch mit Freunden und Bekannten aus, hört Euch deren Erfahrungen an und sucht aus den vielen Tipps das für Euch Passende heraus. Inzwischen gibt es auch einige Workshops, in denen man sich über das Referendariat informieren kann. Bei uns findet beispielsweise regelmäßig der Workshop „Abenteuer Referendariat“ statt, in dem mein lieber Kollege Jan Heuer viele nützliche Tipps rund um das Referendariat (von der Bewerbung bis hin zu Zuverdienstgrenzen für Nebentätigkeiten) mit an die Hand gibt.
Frisch nach dem Studium hat man ja oft noch gar nicht auf dem Schirm, worauf man alles achten sollte. Wer sich frühzeitig informiert, kann das Referendariat aber so gestalten, dass es tolle zwei Jahre werden. Auch wenn die Prüfungsphase natürlich nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig war, erinnere ich mich noch heute sehr gerne an meine Ref-Zeit zurück.
Vielen Dank für die Zeit und das Interview, Frau Hartmann!
Weitere Mentoreninterviews zum Referendariat
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