Rechtsanwalt Dr. Lukas Hüttemann
iurratio: An welchem Gericht haben Sie Ihr Referendariat absolviert? Was war für Ihre Wahl entscheidend?
Dr. Lukas Hüttemann: Mein Referendariat habe ich am Landgericht Köln absolviert. Entscheidend für diese Wahl war in erster Linie, dass ich durch Studium und Promotion an der Universität zu Köln in Köln bereits heimisch war und die Stadt auch sehr schätze. Da im Referendariat die Möglichkeit besteht, bestimmte Stationen auch außerhalb des Gerichtsbezirks zu absolvieren, habe ich für mich entschieden, nicht ohne besonderen Grund meinen Wohnort zu wechseln.
iurratio: Bei welchen Arbeitgebern haben Sie Ihre Stationen absolviert?
Dr. Lukas Hüttemann: Meine Zivilstation habe ich am Landgericht Köln in einer Kammer für Handelssachen und meine Strafrechtsstation bei der Staatsanwaltschaft Köln absolviert. In der Verwaltungsstation war ich in der Verwaltung des Deutschen Bundestages beim Bundesfinanzausschuss in Berlin. Vor dem Referendariat war ich bereits promotionsbegleitend eineinhalb Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Linklaters tätig und konnte Erfahrung in der Großkanzlei sammeln. Aufgrund der positiven Eindrücke wollte ich dann im Referendariat die Gelegenheit nutzen, noch eine weitere Kanzlei kennenzulernen. So habe ich meine Anwaltsstation in der Kanzlei Noerr am Standort Düsseldorf im Bereich Banking Litigation absolviert. In der Wahlstation war ich ebenfalls in der Kanzlei Noerr tätig, dann allerdings in London und im Bereich Corporate/M&A.
iurratio: Nach welchen Kriterien haben Sie die Ausbildungsstätten ausgewählt?
Dr. Lukas Hüttemann: Ich habe die Ausbildungsstätten nach fachlichem Interesse, zur Entscheidungsfindung meiner beruflichen Tätigkeit nach dem Referendariat, aber auch, um mir den Wunsch zu erfüllen, noch einmal in anderen Großstädten zu wohnen, ausgewählt. In der Anwaltsstation fiel die Wahl auf Noerr, hauptsächlich wegen des dort recht umfassend praktizierten Fachbereichs Banking Litigation. Zum einen fiel das Thema meiner Dissertation in den Bereich Banking und zum anderen dachte ich, dass es mit Blick auf das Staatsexamen jedenfalls nicht schaden kann, im Bereich Litigation zu arbeiten. So bot der Fachbereich für mich letztlich eine interessante Kombination. Die Tätigkeit in der Verwaltung des Deutschen Bundestages habe ich wegen meines politischen Interesses gewählt, aber auch, weil ich schon immer mal in Berlin leben wollte. Und als mir die Möglichkeit gegeben wurde, die Wahlstation in London zu verbringen, musste ich natürlich nicht lange überlegen.
iurratio: Wie war die Begleitung durch die Ausbilder?
Dr. Lukas Hüttemann: Die war sehr unterschiedlich. Insgesamt war mein Eindruck, dass in den Stationen in der Kanzlei ein größeres Interesse meiner Ausbilder an einem intensiven Austausch mit mir bestand als das in den staatlichen Institutionen der Fall war. Leider habe ich die Ausbildung in keiner Station als wirklich nah am Examen empfunden. Das habe ich aber etwa in der Verwaltungsstation im Bundestag auch gar nicht erwartet und diese daher trotzdem sehr genossen.
iurratio: Haben Sie eine stationsbegleitende Nebentätigkeit ausgeübt?
Dr. Lukas Hüttemann: Ich habe in der ersten Hälfte des Referendariats als Tennistrainer gearbeitet und in der Anwalts- und Wahlstation einen zusätzlichen Verdienst über die Kanzlei erhalten, bei der ich meine Stationen absolviert habe.
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iurratio: Wie waren Ihre Erfahrungen mit den stationsbegleitenden AGs?
Dr. Lukas Hüttemann: Da war alles dabei – von sehr engagierten AG-Leitern, die sich viel Mühe gegeben haben und von denen man viel gelernt hat, bis hin zu Veranstaltungen, von denen ich nicht das Gefühl hatte, dass sie einen nennenswerten Nutzen für die Ausbildung haben. Leider war mein Eindruck, dass der Unterricht mancher AG-Leiter zu wenig Bezug zu den so wichtigen Klausuren im Examen hatte.
iurratio: Wie haben Sie sich die Zeit zum Arbeiten und Lernen eingeteilt?
Dr. Lukas Hüttemann: Die Arbeit hatte aus meiner Sicht zunächst schon Priorität, denn die Urteile oder Anklageschriften mussten zu einem bestimmten Zeitpunkt eben abgegeben werden. Was die restliche Zeit in der Woche betrifft, kann ich von mir leider nicht behaupten, dass ich von Tag eins an die Examensvorbereitung eingeläutet habe. Natürlich hat man sich in der freien Zeit bestimmte Themen auch mit Blick auf Klausuren in den AGs angeschaut, aber die eigentliche Examensvorbereitung begann bei mir fünf Monate vor dem Klausurmonat, die dann dafür umso intensiver war.
iurratio: Wie haben Sie sich auf das 2. Examen vorbereitet? Welche Materialien haben Sie zur Vorbereitung auf das 2. Examen genutzt?
Dr. Lukas Hüttemann: Für mich persönlich habe ich festgestellt, dass Karteikarten ein sinnvolles Lernutensil sind, weil man auf ihnen sowohl selbstformuliertes Wissen speichert als auch effizient wiederholen kann. Das Wissen habe ich mir primär aus den üblichen Skripten angeeignet, wobei das Angebot in einigen Bereichen dünn war. Ich erinnere mich, dass ich zum Strafurteil zum Beispiel keine für mich passende Lektüre gefunden habe. Außerdem habe ich Zeitschriften mit aktuellen Urteilssammlungen für den Fall gelesen, dass eines der Urteile Grundlage einer meiner Examensklausuren werden könnte.
iurratio: Welche Tipps würden Sie angehenden Referendaren zur Vorbereitung auf das Referendariat mitgeben?
Dr. Lukas Hüttemann: Wer interessante Stationen machen will, sollte sich frühzeitig Gedanken machen und kümmern. Die Verwaltungsstation etwa steht in den meisten Bundesländern schon im neunten Monat an. Will man in dieser Station bereits zum Beispiel nach Berlin oder ins Ausland, kann und sollte man sich je nach Station sogar bereits vor Beginn des Referendariats einen Platz sichern.
Ansonsten lohnt es sich, sich im Vorfeld der Zivil- und Staatsanwaltschaftsstation, bei Freunden oder Bekannten nach guten Ausbildern zu erkundigen. Zumeist freuen sich die Ausbilder über die Weiterempfehlung und können eine Zuordnung des Referendars / der Referendarin zu sich veranlassen.
iurratio: Warum haben Sie sich letztendlich für Ihren jetzigen Arbeitgeber entschieden?
Dr. Lukas Hüttemann: Bei Linklaters habe ich bereits durch eine promotionsbegleitende Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter viele positive Erfahrungen gemacht. Zudem kann ich im Fachbereich Investmentfonds arbeiten, der nicht nur immer mehr an praktischer Bedeutung gewinnt, sondern auch in dieser Spezialisierung von nur wenigen Kanzleien angeboten wird. Letztlich glaube ich auch, dass der Berufseinstieg als Rechtsanwalt oder Rechtsanwältin in einer Großkanzlei keinerlei Berufswege verbaut. Wer also zum Beispiel auch mit einer Tätigkeit im Staatsdienst oder Inhouse liebäugelt, kann diesen Schritt auch problemlos noch später gehen.
iurratio: Vielen Dank für Ihre Zeit und das Interview, Herr Dr. Hüttemann!
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