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Journal / Referendariat / Mentoreninterviews

Das Referendariat: Interview mit RA Dr. Kaesbach (Oppenhoff)

Dr. Johannes Kaesbach, Rechtsanwalt bei Oppenhoff, berichtet über seine Erfahrungen im Referendariat und gibt angehenden Referendar:innen und Berufseinsteiger:innen wertvolle Tipps mit auf den Weg.
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Mein persönlicher Ratschlag lautet, sich frühzeitig Gedanken zu machen, bei welchen Arbeitgebern man – ggfs. einmalige – Einblicke sammeln möchte.

Rechtsanwalt Dr. Kaesbach

Können Sie sich zunächst kurz vorstellen?

Nach meinem Abitur stand zunächst der – damals noch obligatorische – Zivildienst in einem geriatrischen Rehabilitationszentrum an. In dieser Zeit fiel der Entschluss, Jura an der Universität zu Köln zu studieren. Mein Studium habe ich früh wirtschaftsrechtlich ausgerichtet und um ein paralleles betriebswirtschaftliches Fernstudium ergänzt. Zudem habe ich studien- bzw. promotionsbegleitend in verschiedenen (inter-)nationalen Wirtschaftskanzleien im Bereich des Gesellschafts- und Arbeitsrechts gearbeitet. Meine Freizeit verbringe ich gerne auf dem Rennrad oder Mountainbike, am liebsten in den Bergen. Ich versuche, möglichst regelmäßig mit dem Rennrad ins Büro zu fahren.

An welchem Gericht haben Sie Ihr Referendariat absolviert? Was war für Ihre Wahl entscheidend?

Ich habe mein Referendariat am Landgericht Köln absolviert. Für meine Wahl waren mehrere Punkte entscheidend: Zum einen die räumliche Nähe zu meinem Wohnort. Zum anderen wollte ich unbedingt mit meinen Studienfreunden gemeinsam in das Referendariat starten. Zudem wollte ich bei meinem heutigen Arbeitgeber weiterhin als wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeiten. Schlussendlich konnte die Wahl daher nur auf Köln fallen.

Haben Sie sich auf das Referendariat vorbereitet? Wenn ja, wie?

Nein – ich habe den Anders / Gehle vorher nicht gelesen. Der Fokus lag vielmehr auf meiner Dissertation, die ich, so jedenfalls mein ursprünglicher Plan, bis zum Beginn des Referendariats weitgehend fertig gestellt haben wollte. Über mögliche Stationen habe ich jedoch schon vor Beginn des Referendariats intensiv nachgedacht.

Wann haben Sie sich auf die Referendarstellen beworben?

Auf die für mich wichtigen Referendarstellen habe ich mich sehr frühzeitig beworben. Dies galt vor allem für die Verwaltungsstation, die ich unbedingt über das Auswärtige Amt im Ausland absolvieren wollte. Da die Bewerbungsfrist sieben Monate vor dem Beginn der Station endete, musste ich mich zwangsläufig schon im Einführungsmonat bewerben. Die Anwaltsstation habe ich über bestehende berufliche Kontakte aus meiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter schon vor dem Referendariat eingefädelt.

Für die Zivilstation und die Staatsanwaltschaft hatte ich hingegen keine spezifischen Präferenzen, so dass ich mich schlicht habe zuweisen lassen. Einige Kolleginnen und Kollegen haben indes frühzeitig und proaktiv „empfehlenswerte“ Ausbilder angesprochen, um sich dann „wunschgemäß“ zuweisen zu lassen. Ich habe die zufällige Zuweisung nicht als Nachteil empfunden; zumal ich jeweils der einzig zugewiesene Referendar war.

Um die Wahlstation habe ich mich während der Tauchphase gekümmert.

Bei welchen Arbeitgebern haben Sie Ihre Stationen absolviert? Nach welchen Kriterien haben Sie die Ausbildungsstätten ausgewählt?

Ich habe meine Ausbildungsstationen vor allem nach berufsstrategischen Kriterien und meinen Interessensschwerpunkten ausgewählt. Zudem bietet das Referendariat viel gestalterischen Freiraum, um vor dem Berufseinstieg das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden.

Vor diesem Hintergrund habe ich die Verwaltungsstation über das Auswärtige Amt an der Deutschen Botschaft in Pretoria, Südafrika, absolviert. Die Auslandserfahrung, Reisefieber und mein politisches Interesse für das Land Südafrika standen hier eindeutig im Vordergrund. Die Flucht vor dem grauen Winterwetter in den südafrikanischen Sommer dürfte ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Die Deutsche Botschaft bot die ideale Anlaufstelle, diese Interessen zu vereinen.

Im Gegensatz dazu wollte ich in der Anwalts- und Wahlstation vertiefte Einblicke sowie weitere Erfahrungen im anwaltlichen Arbeiten in einer international agierenden Wirtschaftskanzlei im Bereich des Arbeits- bzw. Gesellschaftsrechts sammeln. Der Wunsch (Wirtschafts-)Anwalt zu werden, hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits verfestigt.

Wie war die Begleitung durch die Ausbilder:innen in Ihren Stationen?

Die Begleitung durch die Einzelausbilder war durchweg absolut lehrreich – wenn auch sehr unterschiedlich. So hat sich meine Ausbilderin bei der Staatsanwaltschaft sehr darum bemüht, ihre Arbeitsaufträge entsprechend meines Ausbildungsstands sehr detailliert vor- und nach zu besprechen. Sie hat mich zudem sehr intensiv auf die Sitzungsdienste vorbereitet. Die Teilnahme an einer frühmorgendlichen Drogenrazzia mit einem Polizei-Sonderkommando darf ebenfalls nicht unerwähnt bleiben.

Der Vorzug der Anwaltsstation lag darin, dass man mehrere Tage am Stück vor Ort in der Kanzlei war und so den tatsächlichen Arbeitsablauf in einer Wirtschaftskanzlei bzw. die Arbeitsweise eines Rechtsanwalts kennen lernen konnte. Mein Ausbildungspartner hat mich stets an Gesprächen mit Mandanten teilnehmen lassen. Zudem durfte ich alleine mehrere Gütetermine vor verschiedenen Arbeitsgerichten wahrnehmen.

Obschon meine Ausbilderin beim Zivilgericht ebenfalls sehr engagiert war, war die praktische Ausbildung doch deutlich mehr vom passiven Zusehen geprägt.

Wie haben Sie sich die Zeit zum Arbeiten und Lernen eingeteilt?

Ich habe meine Lernzeit während des Referendariats sukzessive gesteigert. Gerade zu Beginn ist es wichtig, für sich – neben der Arbeitsgemeinschaft, den Stationsarbeiten und einer etwaigen Dissertation sowie Nebentätigkeit – konkrete Zeiteinheiten verbindlich zu blocken, um den AG-Stoff vor- und nachzubereiten. Während meiner Zeit an der Deutschen Botschaft habe ich fünf Tage die Woche gearbeitet; teilweise gab es sehr spannende politische Abendveranstaltungen, z. B. eine Diskussionsrunde mit der damaligen südafrikanischen Außenministerin in Johannesburg. Am Wochenende galt es das Land zu erkunden. In dieser Zeit habe ich nicht gelernt. In der Anwaltsstation habe ich – neben vier Arbeitstagen – einen bis eineinhalb Tage gelernt.

Mein Fazit lautet: Die entscheidende Lernphase für das zweite juristische Staatsexamen beginnt in der „Tauchphase“ – ohne dass deren Länge zu Lasten der praktisch wichtigen Erfahrungen der Anwaltsstation gehen sollte.

Wie haben Sie sich auf das 2. Examen vorbereitet? Welche Materialien haben Sie zur Vorbereitung auf das 2. Examen genutzt?

Ich habe mich weit überwiegend mit Hilfe der einschlägigen, prüfungsorientierten Skripten vorbereitet. Lehrbücher habe ich punktuell ergänzend genutzt. Für mich war es wichtig, die dargestellten Prüfungsinhalte in einem ersten Schritt theoretisch zu verstehen. Diese habe ich im zweiten Schritt anhand von Klausuren und mithilfe von klausurnahen Prüfungsschemata praktisch verschriftlicht. Die Klausurpraxis ist das A und O der Prüfungsvorbereitung, ohne dass man jede Klausurlösung vollständig ausformulieren müsste. An einem kommerziellen Repetitorium habe ich, anders als für das erste juristische Staatsexamen, nicht teilgenommen. Meines Erachtens ist dies nicht zwingend. Die Vor- und Nachteile bzw. den Kosten-Nutzen- Faktor muss jedoch jeder individuell für sich beantworten. Zuletzt war mir eine persönliche Lerngruppe sehr wichtig, um offene Fragen und Unsicherheiten zu diskutieren und sich nicht im eigenen Lernmodus zu „verlieren“.

Haben Sie eine stationsbegleitende Nebentätigkeit ausgeübt?

Ja, ich habe in den ersten acht Monaten des Referendariats, d.h. noch bis zur Verwaltungsstation, einen Tag pro Woche bei meinem heutigen Arbeitgeber gearbeitet. Mir war es wichtig, möglichst viel Berufserfahrung zu sammeln.

Warum haben Sie sich nach dem Referendariat für Ihren jetzigen Arbeitgeber entschieden?

Mit ausschlaggebend war sicherlich, dass ich die Sozietät am Standort Köln und viele der dortigen Kolleginnen und Kollegen bereits aus meiner vorherigen Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter kannte. Schlussendlich entscheidend war aber, dass mich die aufgezeigten sachlichen Ausbildungs- und Entwicklungschancen, gerade als anwaltlicher Berufseinsteiger, nachhaltig überzeugt haben. So gibt es mit der Oppenhoff „Talentschmiede“ ein vielfach ausgezeichnetes und speziell für Referendare entwickeltes Ausbildungsprogramm, das auf Associate-Level fortgesetzt wird. Hierzu gehören, neben einem Legal-English-Kurs, insbesondere hauseigene Tutorials zu fachlichen Themen oder zum Business-Development, ein eigenes Fortbildungsbudget sowie ggfs. die Ausbildung zum Fachanwalt.

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Welche Tipps würden Sie angehenden Referendar:innen zur Vorbereitung auf das Referendariat mitgeben?

Das Referendariat ist eine berufspraktische Zeit. Mein persönlicher Ratschlag lautet daher, sich insbesondere bei den frei wählbaren Stationen frühzeitig Gedanken zu machen, bei welchen Arbeitgebern man – ggfs. einmalige – Einblicke sammeln möchte, die für den weiteren persönlichen Berufs- und Lebensweg interessant sind. Dies gilt insbesondere für Ministerien bzw. das Auswärtige Amt, bei denen eine spätere Tätigkeit nur ungleich verbindlicher möglich ist. Der Gang ins Ausland garantiert sehr wertvolle Erfahrungen. Die Wahlstation bietet zudem die Möglichkeit, einen schon ins Auge gefassten Berufseinstieg zu validieren bzw. diesen nochmals um eine andere Perspektive zu bereichern.

Kurzum, man hat es zu einem großen Teil selbst in der Hand, das Referendariat qualitativ
wertvoll und als persönlich schöne Zeit zu gestalten.

Vielen Dank für die Zeit und das Interview, Herr Dr. Kaesbach!


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