Können Sie sich zunächst kurz vorstellen?
Mein Name ist Nicole Bühler. Ich habe in Bayreuth Jura mit wirtschaftswissenschaftlicher Zusatzausbildung studiert und anschließend mein Referendariat in Bayreuth und Regensburg absolviert. Nach dem Referendariat bin ich nach München gezogen, wo ich nun seit 2020 bei honert im Bereich Gesellschaftsrecht und M&A tätig bin. Privat bin ich gerne in den Bergen beim Wandern, Klettern, Skifahren oder auf dem Rad unterwegs.
Haben Sie sich auf das Referendariat vorbereitet? Wenn ja, wie?
Ich bin direkt nach dem ersten Examen in das Referendariat gestartet. Eine besondere Vorbereitung auf das Referendariat hatte ich daher nicht.
An welchem Gericht haben Sie Ihr Referendariat absolviert? Was war für Ihre Wahl entscheidend?
Ich habe mein Referendariat in Bayreuth (OLG Bamberg) und in Regensburg (OLG Nürnberg) absolviert. Für Bayreuth habe ich mich aufgrund meines Studiums in Bayreuth und der positiven Berichte der älteren ReferendariatskollegInnen entschieden. Nach einem Jahr habe ich mich dazu entschlossen, eine Pause einzulegen und für ein halbes Jahr in einer Kanzlei zu arbeiten. Der örtliche Wechsel nach Regensburg erfolgte dann aus privaten Gründen.
Wann haben Sie sich auf die Referendarstellen beworben?
Ich habe mich im Grunde immer zu den Zeiten beworben, zu denen es damals empfohlen wurde bzw. üblich war. Also immer rechtzeitig genug, um meine Wunschstellen auch zu bekommen.
Bei welchen Arbeitgebern haben Sie Ihre Stationen absolviert? Nach welchen Kriterien haben Sie die Ausbildungsstätten ausgewählt? Wie war die Begleitung durch die Ausbilder:innen?
Im Zivilrecht habe ich neben der obligatorischen Station am Gericht bei zwei verschiedenen Kanzleien meine Anwalts- und meine Wahlstation absolviert. Für die Anwaltsstation war ich in einer eher kleineren Kanzlei in Regensburg und habe dort in unterschiedlichen Rechtsgebieten (Zivilrecht, IP-Recht, Recht der erneuerbaren Energien) verschiedene Bereiche kennengelernt. Da während der Anwaltsstation viele AGs stattfinden und mir persönlich das kontinuierliche Lernen parallel zum AG-Stoff wichtig war, habe ich bei der Anwaltsstation Wert auf Flexibilität und ein nicht zu hohes Arbeitspensum in der Kanzlei gelegt.
Während der Wahlstation habe ich mich dann für eine Großkanzlei im Bereich M&A entschieden, um noch einmal einen anderen Blickwinkel auf das Arbeitsleben kennenzulernen.
Die öffentlich-rechtlichen Stationen habe ich beim VG Regensburg und bei der Regierung der Oberpfalz absolviert. Für die Ausbildung beim Verwaltungsgericht habe ich mich bewusst entschieden, da ich mir hier einen tieferen Einblick in die Richtertätigkeit (insb. im öffentlichen Recht) erhofft habe. Die Zeit war tatsächlich sehr spannend, mein Richter hat sich viel Zeit genommen und hat uns viele Einblicke in seine Tätigkeit gewährt. Die Zuteilung zur Regierung erfolgte weitgehend durch Zufall, hierauf hatte ich relativ wenig Einfluss. Die Station hat sich als sehr interessant erwiesen, da wir dort bspw. auch an Vor-Ort-Terminen in Kinderheimen teilnehmen durften.
Die Strafstation erfolgte „klassisch“ bei der Staatsanwaltschaft.
Die Begleitung bei den Stationen ist meiner Erfahrung nach sehr stark von der jeweiligen Ausbildungsstelle bzw. den dortigen BetreuerInnen abhängig. Ich hatte in meinem Referendariat Glück und durfte bei all meinen Stationen eine sehr gute Betreuung genießen. Die BetreuerInnen haben sich Zeit genommen und waren offen für Fragen, was im hektischen Berufsalltag nicht immer selbstverständlich ist.
Wie waren Ihre Erfahrungen mit den stationsbegleitenden AGs?
Überwiegend sehr gut. Meine Haupt-AG-Leiter waren sowohl in Bayreuth als auch in Regensburg spitze. Dort habe ich sehr viel gelernt und die AGs haben immer Spaß gemacht. Ich bin gerne zu den AG-Terminen gegangen, das war für mich eine sehr lehrreiche und gute Zeit. Bei den „Nebenämtlern“ war es (wie wahrscheinlich überall) eine Mischung zwischen interessanten Einheiten und „Pflichtterminen“. 😉
Wie haben Sie sich die Zeit zum Arbeiten und Lernen eingeteilt?
Mir war es wichtig, dass ich mir neben den AG-Terminen kontinuierlich genug Zeit zum Lernen nehme, um mit meinem Wissensstand immer parallel zum AG-Stoff zu sein. Die Mitarbeit in den AGs setzt meines Erachtens auch voraus, dass man die vorherigen Termine kontinuierlich nacharbeitet, nur so hat man von den AGs tatsächlich einen Mehrwert.
Während der jeweiligen Stationen habe ich daher versucht, mir genug Zeit zum Lernen freizuhalten. Insbesondere habe ich mich während der Anwaltsstation gegen das „Vollzeit/Tauchen-Modell“ entschieden, bei dem man 3 oder 4 Monate Vollzeit arbeitet und den Rest der Station nur lernt. Für mich war es das Richtige, so konnte ich laufend den AG-Stoff mitlernen und stand gegen Ende der Examensvorbereitung nicht vor einem riesigen Berg an unbearbeitetem Stoff. Ein Tag in der Woche war für mich außerdem immer fest für das Schreiben von Klausuren reserviert und ein halber Tag für das Nachbereiten der Klausuren. Der Sonntag war in der Regel frei.
Wie haben Sie sich auf das 2. Examen vorbereitet? Welche Materialien haben Sie zur Vorbereitung auf das 2. Examen genutzt?
Ich habe viel mit den AG-Unterlagen gelernt. Diese waren bei uns sehr gut. Ein paar Literaturempfehlungen habe ich auch wahrgenommen und mir das eine oder andere Lehrbuch zugelegt. Außerdem habe ich gegen Ende des Referendariats auch private Repetitorien besucht, sowohl in den größeren Rechtsbereichen zur Wiederholung als auch in den spezielleren Bereichen (wie z.B. Steuerrecht oder Arbeitsrecht), um dort auf einem guten Stand zu sein.
Haben Sie eine stationsbegleitende Nebentätigkeit ausgeübt?
Nein. Mit der Stationsarbeit, den AGs und der Examensvorbereitung ist man meines Erachtens schon gut ausgelastet.
Warum haben Sie sich letztendlich für Ihren jetzigen Arbeitgeber entschieden?
Über honert hatte ich schon sehr viel Positives gehört. Viele meiner ehemaligen KommilitonInnen hatten eine ihrer Ref-Stationen bei honert absolviert und waren allesamt begeistert. Mich persönlich hat nicht nur inhaltlich die Tätigkeit im M&A, Gesellschaftsrecht und allgemeinen Wirtschaftsrecht angesprochen, sondern vor allem auch die Arbeit in einer Boutique-Kanzlei (insbesondere im Vergleich zur Arbeit in der Großkanzlei). Letztlich war es jedoch vor allem das Zwischenmenschliche, das mich bei honert am meisten überzeugt hat. Die KollegInnen ebenso wie die Partner sind alle wahnsinnig nett und im Büro herrscht eine überaus angenehme Atmosphäre im ganzen Team. Das war mir bei der Auswahl besonders wichtig, und damit bin ich bei honert auch bis heute sehr zufrieden.
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Welche Tipps würden Sie angehenden Referendar:innen zur Vorbereitung auf das Referendariat mitgeben?
Ich würde empfehlen, einen Weg zu finden, bei dem sich die Vorbereitung auf das Examen, die Arbeit in den Stationen (und damit auch die Vorbereitung auf das künftige Berufsleben) und auch ein gewisser Freizeitausgleich die Waage halten. Da man bereits ein Examen hinter sich hat, war für mich die Vorbereitung auf das zweite Examen mit weniger Druck verbunden. Man weiß ungefähr, was auf einen zukommt. Mir persönlich war, wie bereits erwähnt, das kontinuierliche Lernen wichtig, weshalb ich nicht ganz so viel Zeit in die Stationsarbeit investiert habe. Ich kenne aber auch KollegInnen, die die Stationsarbeit als guten Ausgleich zum Lernen empfunden haben. Hier sollte jeder seinen Weg finden und trotzdem versuchen, sich auch Zeit für sich zu nehmen und dem nachzugehen, was einem im privaten Umfeld Freude bereitet. Am Ende sollte man die Referendarzeit auch genießen. Es ist ein toller Lebensabschnitt, in dem man viel Neues lernt und viele neue Eindrücke sammelt, die einen für das spätere Berufsleben prägen.
Vielen Dank für die Zeit und das Interview, Frau Bühler!
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