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Das Referendariat: Interview mit Rechtsanwalt Christoph Grabitz (H/T Defensio Strafverteidiger)

Christoph Grabitz von HT Defensio Strafverteidiger berichtet in unserer Interviewreihe "Mentoren für Referendare" nicht nur über seine Erfahrungen aus dem Referendariat, sondern auch darüber, wie die Referendarausbildung bei HT Defensio aussieht.

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Seien Sie offen. Seien Sie neugierig. Haben Sie keine Berührungsängste vor Rechtsgebieten ohne Examensrelevanz

Können Sie sich zunächst kurz vorstellen?

Strafverteidiger Christoph Grabitz

Mein Name ist Christoph Grabitz. Ich bin Strafverteidiger im Team von Defensio und koordiniere unsere Arbeit und Referendarausbildung in Nordrhein-Westfalen und Hessen, zugleich bin ich Pressesprecher der Kanzlei. Ich habe nach meinem Abitur eine Journalistenschule in München absolviert. Parallel zu meinem Jurastudium an der Humboldt-Universität zu Berlin und am King’s College in London sowie meinem Referendariat am Kammergericht habe ich als freier Autor und Journalist für namhafte Medien in Deutschland, Österreich und der Schweiz gearbeitet, unter anderem das SZ-Magazin, ZEIT, Neon, Nido, NZZ am Sonntag, chrismon. Von 2018 bis 2021 habe ich das Medienprogramm Asien der Konrad-Adenauer-Stiftung mit Sitz in Singapur geleitet. Ein Schwerpunkt meiner Tätigkeit war die Stärkung der Rechte von Journalistinnen und Journalisten gegen den Missbrauch des Strafrechts zum Zwecke der Einschüchterung von Journalisten und Einschränkung der Pressefreiheit. 

An welchem Gericht haben Sie Ihr Referendariat absolviert? Was war für Ihre Wahl entscheidend?

Am Kammergericht in Berlin. Für meine Wahl entscheidend war, dass Berlin der Ort ist, an dem ich mich zu Hause fühle und viele Jahre meines Lebens gelebt habe. 

Haben Sie sich auf das Referendariat vorbereitet? Wenn ja, wie?

Nein. Ich habe mich nicht darauf vorbereitet.

Wann haben Sie sich auf die Referendarstellen beworben?

Das kann ich Ihnen nicht mehr sagen. Es ist lange her. Meine Verwaltungsstation habe ich beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gemacht. Es war mir wichtig, diese Station in der Entwicklungszusammenarbeit im weiteren Sinne zu machen. Daher gehe ich davon aus, dass ich mich frühzeitig beworben habe.

Bei welchen Arbeitgebern haben Sie Ihre Stationen absolviert? Nach welchen Kriterien haben Sie die Ausbildungsstätten ausgewählt?

Die Zivilstation habe ich am Familiengericht Tempelhof-Kreuzberg absolviert, die staatsanwaltschaftliche Station bei der Staatsanwaltschaft Tiergarten im Bereich der sogenannten „Buchstabenkriminalität“, also eine ganz normale Abteilung, kein Spezialdezernat. Für die Verwaltungsstation war ich, wie gesagt, beim BMZ. Die Anwalts- und die Wahlstation habe ich bei ein und demselben Strafverteidiger in Berlin-Schöneberg absolviert. Ich habe mich in dieser Kanzlei auch selbständig gemacht, in Bürogemeinschaft, unmittelbar nachdem ich nach dem zweiten Staatsexamen zur Anwaltschaft zugelassen wurde.

Wie war die Begleitung durch die Ausbilder*innen in Ihren Stationen?

Überwiegend schlecht. Nur in der Anwaltsstation hatte ich das Gefühl, wirklich gefordert zu sein – und auch gefördert. Ich hatte sofort eine Wellenlänge zu meinem Ausbilder. Wie ich selbst interessierte er sich für Kunst und alte Autos. Er fuhr im Winter mit einem alten Volvo durch die Gegend, im Sommer mit einem goldenen Mercedes-Cabrio aus den siebziger Jahren, das aber in keinem besonders guten Zustand war. Da er keine angestellten Anwälte hatte, konnte er meine Unterstützung gut gebrauchen. Ich schrieb Schutzschriften für ihn, bereitete Hauptverhandlungen vor, begleitete ihn zu Mandantengesprächen, in der Kanzlei sowie in den Knast. In der Wahlstation verfasste ich eine Revision für ihn, die auch Erfolg hatte. Diese Ausbildung hat sicher maßgeblich dazu beigetragen, dass ich mein Geld heute als Strafverteidiger verdiene – und nicht als Journalist.

Wie haben Sie sich die Zeit zum Arbeiten und Lernen eingeteilt?

Das kann ich Ihnen leider heute nicht mehr sagen. Ich vermute, dass es neben Arbeiten und Lernen auch noch diesen Bereich namens „Leben“ gab, der einen guten Anteil meiner Zeit in Anspruch genommen hat.

Wie haben Sie sich auf das 2. Examen vorbereitet? Welche Materialien haben Sie zur Vorbereitung auf das 2. Examen genutzt?

Ich habe vor allem viele Probeklausuren geschrieben. 

Haben Sie eine stationsbegleitende Nebentätigkeit ausgeübt?

Ich habe neben dem Referendariat weiter als freier Autor gearbeitet.

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Warum haben Sie sich nach dem Referendariat für Ihren jetzigen Arbeitgeber entschieden?

Spannend an Defensio fand – und finde – ich den Teamgedanken. Dieser Ansatz ist einzigartig innerhalb der deutschen Strafverteidigerlandschaft. Mir gefällt auch, dass die Referendarausbildung kein Beiwerk, sondern so etwas wie die Herzkammer der Kanzlei ist. Durch den Kontakt zu den „jungen“ Leuten bleibe auch ich ein wenig jung, so fühlt es sich zumindest an: Die Referendare stellen so manch absolut berechtigte Frage, auf die man nach vielen Berufsjahren selbst gar nicht mehr kommt. Und dann finde ich auch noch, dass der Weißwein bei Defensio besonders gut ist.

Sie sind bei H/T Defensio Strafverteidiger für die Betreuung der Referendare und Referendarinnen in NRW zuständig. Worauf legen Sie bei der Betreuung wert und wovon können Nachwuchstalente in der Anwalts- oder Wahlstation bei H/T Defensio profitieren?

Mir ist in erster Linie wichtig, eine Leidenschaft für Strafverteidigung bei meinen Referendar:innen zu entfachen. Strafverteidigung ist – anders als vielleicht das Bau- oder Wertpapierrecht – eine Frage der persönlichen Handschrift. Eine gute Verteidigerin oder ein guter Verteidiger muss das Handwerkszeug beherrschen, keine Frage, und sich gut im materiellen sowie prozessualen Recht auskennen. Das ist aber längst nicht alles: Ich muss mich in Menschen hineinversetzen können. Ich muss ein Bewusstsein für sprachliche Register und Dramaturgie haben, mitunter gar Rhythmusgefühl. Ich muss mit Emotionen nicht nur umgehen, sondern sie mir zu Nutze machen und die Bühne der öffentlichen Hauptverhandlung bespielen können. Last but not least muss ich ein Interesse an der Conditio Humana haben – und ihren Verstrickungen. Das ist intensiv, liegt nicht jedem, manchem und mancher aber auch sehr. Ob es ihnen liegt, können Referendare bei Defensio deshalb besonders gut herausfinden, weil wir ein Team völlig unterschiedlicher Verteidigerpersönlichkeiten sind. Es gibt nicht „den“ oder „die“ eine gute Strafverteidiger:in.

Welche Tipps würden Sie angehenden Referendaren und Referendarinnen zur Vorbereitung auf das Referendariat mitgeben?

Seien Sie offen. Seien Sie neugierig. Haben Sie keine Berührungsängste mit Rechtsgebieten ohne Examensrelevanz, wie zum Beispiel das Sexualstrafrecht. Haben Sie den Mut, innerlich auch ein wenig auf Distanz zu gehen zur Juristerei und den ausgetretenen Pfaden, die dieses mitunter sehr konservative Fach mit sich bringt. Nichts ist in Stein gemeißelt, vieles kann man auch ganz anders handhaben und mit Leben füllen, als es bislang gehandhabt wird. Die Digitalisierung zum Beispiel hält in der Juristerei erst viel zu zaghaft Einzug, wird unsere Arbeit aber nachhaltig verändern in den kommenden Jahrzehnten. Wer hier mitgestalten will, sollte sich nicht mit einer Vielzahl mitunter angestaubter Glaubenssätze aufhalten.

Vielen Dank für Ihre Zeit und das Interview, Herr Grabitz!


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