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Die Stimme als Erfolgsfaktor – Interview mit Ute Bolz-Fischer von Law & Voice

Im Interview erklärt Ute Bolz-Fischer, warum eine gut trainierte Stimme für Jurist:innen ein entscheidender Erfolgsfaktor ist. Sie zeigt, wie gezieltes Stimmtraining mehr Souveränität, Klarheit und Überzeugungskraft ermöglicht.

Beitrag aus unserer aktuellen Ausgabe des IUR50, 8. Auflage 2026

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Die Stimme als Erfolgsfaktor – Interview mit Ute Bolz-Fischer von Law & Voice

Ob im Bewerbungsgespräch oder beim Aktenvortrag und Prüfungsgespräch im Ersten und Zweiten Staatsexamen – die Stimme hat einen nicht zu vernachlässigenden Einfluss auf das Ergebnis. Die ausgebildete Stimmbildnerin und Sängerin Ute Bolz-Fischer hat mit „Law & Voice“ ein Angebot geschaffen, das speziell auf Jurist:innen zugeschnitten ist. Ihr Ziel: Nachwuchsjurist:innen zu mehr Souveränität, Klarheit und Überzeugungskraft zu verhelfen – in Prüfungssituationen ebenso wie im späteren Berufsalltag.

Wir haben mit ihr darüber gesprochen, wie man seine Stimme gezielt trainieren kann – und welche Techniken in wichtigen Momenten den entscheidenden Unterschied machen.

Du arbeitest mit Jurist:innen an ihrer Stimme und ihrem Auftritt. Wie bist du auf die Idee gekommen, dich auf die Rechtswelt zu spezialisieren?

Das liegt hauptsächlich an meinem privaten Umfeld. Fast alle Mitglieder meiner Familie, so auch mein Mann und meine Söhne, sind Juristen. Von dort bekam ich die Rückmeldung, dass viele Jurist:innen sprachliche Defizite haben und dass das oft unangenehm auffällt. Man darf nicht vergessen, dass die Berufswelt von Jurist:innen maßgeblich durch das gesprochene Wort geprägt wird, in Verhandlungen, Gesprächen, Pitches, Telefonaten usw. Die Ausbildung der Stimme als Soft Skill findet jedoch in der juristischen Ausbildung de facto nicht statt. Dabei ist die Stimme die akustische Visitenkarte eines Menschen und bestimmt maßgeblich den ersten Eindruck.

Juristen müssen hauptsächlich andere Menschen, vor allem auch andere Juristen, überzeugen. Ich wusste bereits, dass für das Überzeugen anderer Menschen Argumente allein nicht ausreichen, seien sie auch noch so gut. Oftmals ist das Medium, das die Argumente übermittelt, für den Erfolg einer Botschaft wichtiger als die Argumente selbst. 

Was begeistert dich besonders daran, junge Jurist:innen auf Bewerbungsgespräche und Prüfungen vorzubereiten?

Die meisten jungen Jurist:innen sind sehr interessiert und für ihr Arbeits- und Karriereinstrument „Stimme“ zu begeistern. Sie sind sich dessen bewusst, dass ihre Stimme eine große Rolle in ihrer juristischen Laufbahn spielt.

Viele konzentrieren sich bei Bewerbungen vor allem auf Noten und Lebenslauf – bei Prüfungssituationen auf ihr Wissen. Warum ist die Stimme mindestens genauso wichtig?

Die Stimme ist meistens nicht nur mindestens genauso wichtig, sondern sogar noch wichtiger! Gerade bei mündlichen Prüfungen kommt es aber verstärkt auf das „Gesamtpaket“ an. Man kann durchaus mit Äußerlichkeiten, z. B. Benehmen und Kleidung, ein wenig punkten, selbst wenn die Prüfer:innen dies gar nicht bewerten wollen. Besonders die Stimme der Kandidat:innen hinterlässt bei den Prüfer:innen aber einen starken Eindruck, der sich in der Bewertung niederschlägt. Wer gut mit seiner Stimme umgehen kann, macht stets einen souveränen Eindruck und hat mehr Selbstvertrauen. Außerdem wird mit einer guten Stimme Kompetenz transportiert. Daraus folgt fast automatisch eine bessere Bewertung.

Viele merken erst in Prüfungssituationen, dass ihre Stimme zu leise, zu monoton oder zu hoch klingt. Wie kann man gezielt am Klang der eigenen Stimme arbeiten?

Mit der Stimme ist es ähnlich wie mit der körperlichen Fitness. Der Körper wird nicht von heute auf morgen fitter. Man muss schon einige Zeit an sich bzw. an seiner Stimme arbeiten. Wichtig ist vor allem auch die Regelmäßigkeit. Mit Selbsttraining allein ist dies wirklich nur sehr schwer zu erreichen. Es gibt aber natürlich einige Übungen, mit denen man anfangen kann und die sehr nützlich sind. Alles beginnt mit der Atmung. Man atmet also durch den Mund komplett aus, bis die ganze Luft aus dem Körper entwichen ist. Danach atmet man durch die Nase wieder ein, und zwar tief in den Bauch hinein. Dabei dürften die Schultern nicht hochgezogen werden.

Wer gähnt, atmet richtig. Man atmet aus und gähnt dabei herzhaft – gern auch mit Geräusch. Dabei beobachtet man, wo die Luft in den Körper hinfließt und welche Körperstellen sich ausdehnen. Beim nächsten Atemzug versucht man, die Weite des Halses beizubehalten, so wie es beim Gähnen erspürt werden kann.

Ute Bolz Fischer 2

Welche typischen stimmlichen oder körpersprachlichen Fehler machen Nachwuchsjurist:innen nach deiner Erfahrung am häufigsten – sowohl in der mündlichen Prüfung als auch im Bewerbungsgespräch?

Die häufigsten Fehler sind: Es wird zu leise bzw. zu schwach oder zu laut gesprochen. Viele sprechen aus dem Hals und üben somit Druck auf den Kehlkopf aus, sodass Heiserkeit, Brüchigkeit oder Stimmabriss die Folge sind. Sehr verbreitet ist es auch, nicht in seiner natürlichen Stimmlage zu sprechen, sondern in einer zu hohen oder zu tiefen Lage. So etwas ist schon mittelfristig und erst recht langfristig für die Stimme sehr schädlich. Viele räuspern sich oft und ruinieren so ihre Stimme. Manche nuscheln oder verschlucken Endsilben, sodass sie schlecht verstanden werden.

Gibt es eine kurze Übung, die man direkt vor einem Gespräch machen kann, um selbstsicherer und präsenter zu wirken?

Eine tiefe Atemübung ist immer sinnvoll sowie die gerade Körperhaltung. Mit seinem äußeren Auftreten beeinflusst man seine innere Einstellung. Und natürlich auch umgekehrt. Dies ist gleichfalls wissenschaftlich erwiesen. Zudem wirkt sich eine aufrechte Körperhaltung positiv auf die Stimme aus, weil die Stimmbänder dann nicht eingeengt werden und frei schwingen können.

Wie läuft ein Training bei dir konkret ab? Was erwartet Teilnehmer:innen, die ihre Stimme und ihr Auftreten verbessern wollen?

Was ich jetzt sage, ist sicherlich keine Überraschung. Wir beginnen stets mit dem Erlernen der richtigen Atmung, der Tiefatmung. Danach fangen wird mit dem Summen und dem Singen von Tönen an. Dabei geht es nicht darum, junge Jurist:innen zu Sänger:innen auszubilden. Aber das technisch richtige Singen hat eine geradezu fantastische Auswirkung auf den Stimmklang und die Ausdauerfähigkeit der Stimme. Darüber hinaus führt dies zu einer besseren Gesundheit, weil Cortisol abgebaut und Immunabwehrstoffe gebildet werden. Entspannung und Resilienzaufbau sind die nützlichen Nebeneffekte für die gesamte juristische Karriere.

Mit der Stimmbildung von Law & Voice haben die Teilnehmer:innen damit viele Vorteile: Bessere Körperhaltung, mehr Selbstvertrauen, weniger Nervosität, bessere Gesundheit und natürlich eine bessere und klangvolle Stimme, die lange durchhalten kann.

Gibt es ein besonders schönes Erfolgserlebnis aus deiner Arbeit mit Nachwuchsjurist:innen, das dir im Gedächtnis geblieben ist?

Erfolge meiner Klient:innen sind auch meine Erfolge. Aufgrund meiner reichhaltigen Erfahrung vertrauen mir viele Klient:innen nicht nur im Hinblick auf ihre Stimme. Kürzlich kam eine junge und unsichere Examenskandidatin zu mir, die kaum dazu in der Lage war, sich vor anderen mündlich zu äußern. Sie bat mich, ihre Stimme für ihr zweites Staatsexamen aufzubauen. Dieses schloss sie anschließend mit einem Prädikat ab. Sie hat aufgrund der Stimmbildung an Sicherheit mit ihrer Stimme und enorm an Selbstbewusstsein gewonnen. Jetzt ist sie nicht nur dazu in der Lage, vor anderen Menschen zu sprechen, sondern sie macht dies sogar mit großer Freude. Die Kandidatin hat sich von einer schwachen „Piepsstimme“ zu einer erfolgreichen jungen Frau mit einer starken Stimme entwickelt.

Welche Tipps würdest du Referendar:innen abschließend mit auf den Weg geben? 

Was die Stimme betrifft, so würde ich zu Folgendem raten: Regelmäßig Atemübungen durchführen und die eigene Stimme von einem Kundigen prüfen lassen. Wer nicht länger sprechen kann, ohne Schwierigkeiten zu bekommen, sollte sich beraten lassen, gerne bei Law & Voice. Für Jurist:innen arbeite ich mit Begeisterung und Leidenschaft!

Vielen Dank für die Zeit und das Interview!

Ute Bolz-Fischer M.A. ist Stimmbildnerin und Stimmcoach. Sie hat Gesang und Musikwissenschaft studiert. Inspiriert von ihrem juristisch geprägten Umfeld hat sie als Inhaberin von Law & Voice ein speziell auf die Bedürfnisse von Jurist:innen abgestimmtes Stimmcoaching entwickelt, das auch auf der Grundlage des Gesangs basiert. Ihre Arbeit zielt darauf ab, die Stimmen ihrer Coachees zu stärken und die Resilienz zu fördern.

Ute Bolz Fischer 1 scaled

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Dann schaue auf www.law-and-voice.de, dort vor allem auf den Reiter „News“. An dieser Stelle findest Du zahlreiche Veröffentlichungen, Interviews und weitere Beiträge von Ute Bolz-Fischer in allen Medien.

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