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Journal / Gesundheit

Was tun die Kanzleien für die körperliche & mentale Gesundheit ihrer Mitarbeiter?

Macht Arbeit krank? Im Jahr 2023 waren 18,5 % aller Krankschreibungen auf das Muskel-Skelett-System zurückzuführen. 16,1 % der Krankschreibungen wurden aufgrund von psychischen Erkrankungen ausgestellt (Statista, 2024). Beide Ursachen sind solche, die durch hohe Arbeitsbelastung und wenig Bewegung hervorgerufen werden können.

 

Beitrag aus unserer aktuellen Ausgabe des IUR50, 7. Auflage 2024

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Was tun die Kanzleien für die körperliche & mentale Gesundheit ihrer Mitarbeiter?

Ein stressiger Kanzleialltag, später Feierabend, viel Verantwortung, mehrstündiges Sitzen und viel Arbeit vor dem Bildschirm werden regelmäßig als schädlich für Körper und Geist bezeichnet. Sowohl physische als auch psychische Ursachen sind gleichzeitig aber auch solche, denen in weiten Teilen durch entsprechende Maßnahmen vorgebeugt werden kann. Sei es durch Sportangebote, Trainings für die mentale Gesundheit oder Beratungsangebote – Kanzleien erkennen, dass auch sie Maßnahmen treffen können, um ihre Mitarbeiter zu unterstützen.

Angebote der Kanzleien

Besonders beliebt: diverse Sportangebote. Von Urban Sports Club über EGYM Wellpass bis hin zu digitalen Sportangeboten, die Kanzleien bezuschussen oder übernehmen sogar vollständig die Mitgliedschaften ihrer Mitarbeiter für verschiedenste Sportdienstleister. So kann jeder Mitarbeiter nach Belieben ein Sportprogramm für sich selbst zusammenstellen. Ebenfalls beliebt: Gemeinsame sportliche Aktivität. Einige Kanzleien verbinden Gemeinschaft mit Bewegung und bieten bewegte Mittagspausen an, gemeinsame Sportkurse oder auch Kanzleiläufe. Damit wird nicht nur an der Gesundheit, sondern auch am Miteinander innerhalb der Kanzlei gearbeitet.

Darüber hinaus gibt es zahlreiche Initiativen, die die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden unterstützen sollen. Dabei wird häufig auf digitale Angebote gesetzt. Es gibt aber auch Kanzleien, die ihren Mitarbeitenden Beratungsangebote zur Verfügung stellen oder Workshops zur mentalen Gesundheit für die ganze Belegschaft abhalten. So kommt es oft vor, dass Arbeitspsychologen, Mental Health Coaches und weitere geschulte Ansprechpartner regelmäßig den Mitarbeitenden zur Seite stehen. Auch Resilienztrainings sind hoch im Kurs bei den Kanzleien.

Aber auch der Arbeitsplatz sollte beste Voraussetzungen haben. Immerhin verbringen wir ca. ein Drittel unseres Lebens auf der Arbeit und dadurch auch sehr viel Zeit am Schreibtisch vor dem Bildschirm. Nicht verwunderlich also, dass sich Rückenschmerzen und Augenprobleme einschleichen. Daher haben einige Kanzleien es sich zur Aufgabe gemacht, Arbeitsplätze möglichst ergonomisch einzurichten, beispielsweise durch höhenverstellbare Schreibtische oder auch eine Arbeitsplatzbrille. Auch weitere medizinische Arbeitsmittel werden teilweise bezuschusst. Zudem gibt es häufig Ergonomieberatungen in Kanzleien. Zuletzt können Mitarbeitende auch häufig Gesundheitschecks, Impfangebote und einen Termin beim Betriebsarzt wahrnehmen.

Die Großkanzlei White & Case beispielsweise bietet Sportprogramme wie Yoga und Fitnesskurse, Mental Health Trainings sowie AWARE – ein achtsamkeitsbasiertes Stressreduktionsprogramm für ihre Mitarbeitenden an. Darüber hinaus können alle Mitarbeitenden einen Kurs zu Mental Health Awareness besuchen, sich über das Employee Assistance Programm zu Mental Health Themen beraten lassen oder das Angebot einer Meditation in Anspruch nehmen. Außerdem gibt es in ausgewählten Büros folgende Angebote: allgemeine Arztsprechstunden, Grippe- und COVID-Impfungen, Bootcamps, Yoga-Stunden, Pilates, Crossfit-Kurse und Indoor-Fußball, einen mobilen Massagedienst und weitere mobile Wellbeing-Angebote.

Diese Maßnahmen sind nicht nur wichtig, um das physische und psychische Wohl der Mitarbeitenden zu fördern, sondern auch, um langfristig ihre Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit zu gewährleisten. Indem Unternehmen proaktiv psychische Belastungen reduzieren, schaffen sie ein gesundes Arbeitsumfeld, das Stress und Burnout vorbeugt und somit die Produktivität und das Engagement der Mitarbeitenden steigert.

Dies hat auch PwC Legal erkannt und geht mit gutem Beispiel voran: “[…] Alle drei Jahre wird eine umfangreiche Gefährdungsbeurteilung zur Erhebung psychischer Belastung durchgeführt. In der darauffolgenden Maßnahmenableitung werden präventiv Angebote umgesetzt, um die Belastungen zu reduzieren bzw. nicht aufkommen zu lassen. Aufgrund der Ergebnisse gibt es durchgehende Angebote wie die arbeitspsychologische Beratung, die Schulung zum Mental Health First Aider, Sport- und Entspannungskurse an den Standorten sowie ein virtuelles Meditationsangebot, Ergonomieberatungen, eine Kooperation mit dem Urban Sports Club, ein fortlaufendes Resilienztraining und eine bestehende umfangreiche Datenbank mit Webinaren und Vorträgen zu verschiedenen Gesundheitsthemen […].”

Einige Kanzleien bieten sogar ganze Gesundheitstage für die gesamte Belegschaft an. Dort können Mitarbeitende sich weiterbilden zu Themen wie gesunde Ernährung, Körperhaltung am Arbeitsplatz und wie man mit dem Rauchen aufhört.

Die Kanzlei Königstraße – Köster & Kollegen geht sogar einen Schritt weiter und hebt sich durch ein außergewöhnliches Angebot hervor: Sie setzt einen Human Business Coach ein, der fest in das Kanzleiteam integriert ist. Dieses Engagement geht weit über herkömmliche Coaching-Programme hinaus, da der Coach nicht nur die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden fördert, sondern auch die der Mandanten aktiv unterstützt. Mit maßgeschneiderten Workshops zu Stressmanagement, Zeitmanagement und Resilienz sowie individuellen Coachings bietet der Human Business Coach eine ganzheitliche Betreuung, die gezielt auf die Herausforderungen des beruflichen Alltags eingeht. Diese innovative Herangehensweise zeigt, wie sehr die Kanzlei Wert auf das Wohlbefinden aller Beteiligten legt und dabei einzigartige Wege beschreitet, um eine gesunde und produktive Arbeitsumgebung zu schaffen.

Die Kanzleien haben erkannt, dass es von entscheidender Bedeutung ist, präventiv statt nur reaktiv zu agieren, wenn es um die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden geht. Durch die Einführung gezielter Maßnahmen, die bereits im Vorfeld Belastungen mindern oder gar verhindern sollen, investieren sie nicht nur in die unmittelbare Zufriedenheit ihrer Belegschaft, sondern auch in deren langfristige Gesundheit. Dieser präventive Ansatz stärkt die Resilienz der Mitarbeitenden, fördert eine positive Arbeitsatmosphäre und trägt dazu bei, langfristig Stress, Überlastung und daraus resultierende gesundheitliche Probleme zu vermeiden. Ein solcher vorausschauender Umgang mit den Herausforderungen des modernen Arbeitslebens ist ein enormer Gewinn, sowohl für die Einzelnen als auch für die gesamte Organisation. Die Nachhaltigkeit dieser Maßnahmen sichert nicht nur das Wohl der Mitarbeitenden, sondern auch die Leistungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Kanzlei auf lange Sicht.

Rückmeldungen der Mitarbeitenden

Die Stimmen der Mitarbeitenden zu den Maßnahmen sind weitgehend bejahend. So berichtet die Kanzlei White & Case von durchweg positivem Feedback. Zudem wissen die Mitarbeitenden sehr zu schätzen, dass sie jederzeit eigene Ideen einbringen können und diese auch umgesetzt werden.

Bei der Kanzlei Königstraße – Köster und Kollegen wurde dem mittlerweile Team-eigenen Human Business Coach zunächst mit Skepsis begegnet. Nun ist er aus dem Arbeitsalltag kaum wegzudenken. Der Psychologe, der zunächst persönlicher Coach von Herrn Köster war, ist mittlerweile ein wichtiger Teil des Teams.

Der Fokus auf die mentale Gesundheit und Ausgeglichenheit der Mitarbeitenden hat außerdem zur Folge, dass Krankheitstage insgesamt zurückgegangen sind und die Mitarbeitenden sich auf die Arbeit freuen. Sie haben zudem das Gefühl, sich sowohl fachlich als auch persönlich weiterzuentwickeln.

Auch bei PwC Legal gibt es positive Rückmeldung: „Gesundheit ist vielfältig und die Bedarfe der Mitarbeiter:innen gestalten sich individuell. […] Die Resonanz zu den Angeboten ist insgesamt positiv und lässt eine hohe Zufriedenheit erkennen, was die Wichtigkeit der Maßnahmen betont. Die Kolleginnen aus dem betrieblichen Gesundheitsmanagement evaluieren kontinuierlich das Feedback zu den einzelnen Maßnahmen und sorgen so für eine stetige bedarfsorientierte Weiterentwicklung des Angebotskatalogs. Die Gesundheitsmaßnahmen haben einen positiven Effekt auf verschiedenen Ebenen. Mitarbeiter:innen, die aktiv eine gesunde Arbeitsgestaltung verfolgen, erleben wir bei der Arbeit zufriedener, motivierter und auch fokussierter. Dies trägt sicherlich auch dazu bei, dass die geringe Krankenquote gehalten oder noch weiter reduziert werden kann.”

Die Kanzleien erhalten durch ihre gezielten Maßnahmen zur Förderung der mentalen Gesundheit und des Wohlbefindens ihrer Mitarbeitenden also durchweg positive Resonanzen. Insbesondere der Rückgang von Krankheitstagen und die Steigerung der Arbeitsmoral insgesamt sind tolle Erfolge, die die Bedeutung einer vorausschauenden und bedarfsorientierten Gesundheitsstrategie in modernen Kanzleien verdeutlichen.

Fazit

Zusammenfassend ist es wichtig, die mentale Gesundheit gleichwertig zur physischen Gesundheit zu betrachten und somit ein Umfeld zu schaffen, in dem sich jeder sicher fühlt, nach Hilfe zu fragen und offen über die jeweiligen Bedürfnisse zu sprechen. Es ist von größter Bedeutung, dass wir das Bewusstsein für die Bedeutung mentaler Gesundheit stärken und aktiv Maßnahmen ergreifen, um sie zu fördern.

Abschließend lässt sich verzeichnen, dass viele Kanzleien große Bemühungen anstellen, um ihre Mitarbeitenden bei der Erhaltung ihrer körperlichen und geistigen Gesundheit zu unterstützen. Die Auswahl an Initiativen ist vielfältig und so kann jede Kanzlei sich die Maßnahmen aussuchen, die zu der Kanzlei am besten passen.

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