Skip to main content

Journal / Karriere / Wege zur Partnerschaft

Wege zur Partnerschaft: Interview mit RAin Reuer (Taylor Wessing)

Rechtsanwältin Katharina Reuer beleuchtet im Rahmen unserer Interviewreihe "Wege zur Partnerschaft" ihren Werdegang zur Salary Partnerin bei Taylor Wessing und teilt wertvolle Erfahrungen.

  • Artikel teilen

"Ein großer Vorteil ist, dass man selbstständig arbeiten und sein eigenes Geschäft und Team aufbauen kann, für das man entsprechend Verantwortung übernimmt."

Katharina Reuer, Salary Partnerin bei Taylor Wessing

Können Sie sich zunächst kurz vorstellen?

Ich bin seit über zehn Jahren im Bereich Intellectual Property (IP), insbesondere im Marken- und Wettbewerbsrecht bei Taylor Wessing und mittlerweile als Salary Partnerin im Hamburger Büro tätig. Während ich im Studium an der Universität Hamburg meinen Schwerpunkt zunächst im Familienrecht sah, habe ich dann später im Referendariat meine Liebe für den sog. „grünen Bereich“, d. h. den gewerblichen Rechtsschutz entdeckt und einen entsprechenden Fokus für meine weitere Ausbildung gewählt. Da ich im Studium kein Erasmusjahr gemacht, sondern „nur“ drei Monate in Entwicklungshilfeprojekten in Mexiko verbracht hatte, wollte ich nach dem 1. Staatsexamen zunächst Auslandserfahrung sammeln und meine Spanischkenntnisse vertiefen. Dafür bin ich ein Jahr nach Madrid gegangen und habe einen Master im Recht der Europäischen Union absolviert. Das war ein lehrreiches und aufregendes Jahr, aus dem ich glücklich mit einem riesigen Koffer voller neuer Eindrücke aus einem anderen Kulturkreis, wichtiger persönlicher Erfahrungen und Freunden aus aller Welt zurückgekehrt bin.

Als ich dann wenige Tage später direkt meine Zivilstation im Referendariat in der Spezialkammer für Marken- und Wettbewerbsrecht am Landgericht Hamburg absolviert habe, wurde meine Leidenschaft für den gewerblichen Rechtsschutz geweckt. Die dort zu verhandelnden abwechslungsreichen Fälle haben sofort mein Interesse geweckt und mir sehr viel Spaß gemacht. Danach habe ich dann meine weiteren Referendariatsstationen – soweit möglich – auf den IP-Bereich ausgerichtet. In der Anwaltsstation war ich bei Lovells – heute Hogan Lovells – im Markenrecht in Hamburg, woraus sich schließlich später auch eine Wahlstation bei Hogan Lovells in Alicante ergab; dort sitzt auch das Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EUIPO). Allerdings war ein Highlight meiner Ausbildung auch so gar nicht „IP-lastig“, nämlich meine Wahlstation im Auswärtigen Amt in der Protokollabteilung. Damals 2007 hatte Deutschland gerade die EU-Ratspräsidentschaft und den G8-Gipfel in Heiligendamm übernommen. Ich war bei allen Gipfel-Treffen und Konferenzen direkt vor Ort und werde diese besonderen Momente dabei zu sein, wenn Staats- und Regierungschef:innen sowie Außenminister:innen aufeinander treffen und auch den damit verbundenen Organisationsaufwand der Protokollabteilung nie vergessen. Ich kann daher den Student:innen nur empfehlen, ihre Ausbildung nicht nur an den Inhalten der Examensanforderungen auszurichten, sondern insbesondere das Referendariat auch dafür zu nutzen, in verschiedene Rechts- und Arbeitsbereiche reinzuschnuppern und die ganze Vielfalt der sich uns bietenden juristischen Berufe zu berücksichtigen.

Wie sind Sie auf Taylor Wessing aufmerksam geworden und warum haben Sie sich entschieden, bei Ihrem jetzigen Arbeitgeber zu arbeiten?

Wenn man wie ich schon im Referendariat einen Fokus auf den IP-Bereich legt, lernt man schnell, wer die führenden Namen dort und welche die maßgeblichen IP-Standorte in Deutschland sind. Taylor Wessing in Hamburg gehörte damals schon ganz klar dazu. Ich wäre zwar auch gerne nach Berlin gegangen, dort lag der Fokus aber stärker im Medienrecht. Und als Hamburgerin war es auch kein Kompromiss, mich schließlich doch in der Stadt, die ich liebe, niederzulassen. Nachdem ich während und nach dem Referendariat bereits in einer mittelständischen Kanzlei sowie auch in einer renommierten Hamburger IP-Boutique gejobbt hatte, wollte ich nach Möglichkeit die Ausbildung in einer internationalen Wirtschaftskanzlei genießen. Über Taylor Wessing und die IP-Gruppe in Hamburg hatte ich stets nur Gutes gehört, sodass es für mich auf der Hand lag, mich dort zu bewerben. 

Hier bei TW hat mich von Anfang begeistert, dass die IP-Partner:innen mit wahnsinnig viel Leidenschaft für ihr Rechtsgebiet und den Anwaltsberuf am Schreibtisch sitzen und diese auch ins Team tragen. Wir verbringen hier alle sehr viel Zeit miteinander, sodass es eine große Rolle spielt, dass man spürt, wieviel Freude dieser Job macht und die Stimmung gut ist. Ich persönlich könnte diese Tätigkeit ohne die Leidenschaft sowohl für mein Rechtsgebiet als auch das Anwaltsleben gar nicht leisten. Darum bemühe ich mich jeden Tag, diese Leidenschaft und Freude für unseren Beruf an mein Team weiterzugeben.

Wie viel Zeit ist vergangen, bis Sie zur (Salary) Partnerin ernannt wurden? Streben Sie auch eine Equity Partnerschaft an? Falls ja, wie lange könnte das dauern? Erläutern Sie in diesem Zusammenhang auch gerne den Unterschied zwischen der Salary und Equity Partnerschaft.

Die Salary Partnerschaft ist eine Vorstufe auf dem Karriereweg in die Equity Partnerschaft. Die Salary Partnerschaft ist ein Karrieremodell, das Taylor Wessing vor ein paar Jahren eingeführt hat, um die Associates besser zu fördern und auf dem Weg in die Equity Partnerschaft enger zu begleiten. Wenn man einmal in der Salary Partnerschaft angekommen ist, dauert es bis dorthin noch ungefähr fünf Jahre. Es ist allerdings ein durchlässiges System; die Beförderung in die Equity Partnerschaft hängt von der persönlichen Entwicklung und dem Business-Case ab.

Als Salary Partner:in ist man weiterhin im Angestelltenverhältnis tätig und trägt daher kein wirtschaftliches Risiko. Diese Zeit dient dem sukzessiven Aufbau des eigenen Geschäfts und der eigenen Expertise. Demgegenüber bedeutet die Equity Partnerschaft, dass man Anteilseigner:in, also selbständig tätig ist und das wirtschaftliche Risiko des Unternehmens mitträgt.

Welche Stationen haben Sie durchlaufen, um Salary Partnerin zu werden und welche kommen noch? Beschreiben Sie gerne einmal das Evaluierungsverfahren (EVA) von Taylor Wessing.

Ich habe im August 2013 bei Taylor Wessing angefangen und bin seit 2019 Salary Partnerin. Bei Einführung der Salary Partnerschaft war ich gerade Senior Associate und seitdem wurde das Verfahren immer mal wieder etwas angepasst und verbessert. Aktuell beginnt das Verfahren mit einem Einführungs-Workshop im 4. Berufsjahr (d. h., wenn man Senior Associate ist), in dem man u. a. lernt, wie man einen eigenen Business Case entwickelt und schreibt. Es folgen regelmäßige Feedbackgespräche (sog. EVA-Gespräche – EVA steht für Evaluierung). Das Schöne an dem klar strukturierten Karriereweg im Rahmen des sog. „EVA-Verfahrens“ ist, dass man zwei Mentor:innen an die Seite gestellt bekommt, die einen auf diesem Weg begleiten und beratend, d. h. fördernd, aber auch kritisch zur Seite stehen. Im Zuge dessen wird man zudem jedes Jahr erneut von einem sog. „EVA-Gremium“ evaluiert, das aus einer ganzen Reihe von Equity Partner:innen besteht. Somit ist man gezwungen, sich mindestens einmal im Jahr selbst zu prüfen sowie seine Pläne und Entwicklungsfortschritte zu hinterfragen. Ich empfinde das als sehr hilfreich, um am Ball zu bleiben und meine eigenen Ziele und Wünsche immer mal wieder auf den Prüfstand zu stellen. Dabei musste ich mich auch mal pushen oder den eigenen Schweinehund überwinden, um den einen oder anderen Schritt zu gehen. Insgesamt empfinde ich es aber als sehr erfüllend, meine Ziele zu erreichen und Erfolg zu haben. Wenn ich das dann auch noch anhand des (positiven) Feedbacks schwarz auf weiß ablesen kann, ist das sehr motivierend.

Mehr über Taylor Wessing erfahren:

Großkanzlei

Taylor Wessing

29 Standorte

0 Events

7 Jobs

Alle Arbeitgeber entdecken

Wie hat Ihr Arbeitgeber Sie auf diesem Weg unterstützt? Haben Sie auf dem Weg regelmäßig Feedback bekommen?

Wie bereits kurz beschrieben, wird man durch das EVA-Verfahren von Mentor:innen begleitet und es finden jährliche  Evaluationsgespräche statt. Daneben bietet Taylor Wessing im Rahmen seines Ausbildungsprogramms Workshops zu diversen Themen an und zudem eine International Career Development Academy sowie ein Interational Womens Leadeship Programm.

Welche Fähigkeiten und Qualifikationen muss man mitbringen, um (Salary) Partnerin zu werden? 

Eine fundierte Grundausbildung, exzellente Fachkenntnisse, die man während seiner Associate-Ausbildung erworben haben sollte, ein grundlegendes Interesse an den Bedürfnissen der Mandantschaft, Leidenschaft für das eigene Rechtsgebiet, eine hohe Einsatzbereitschaft sowie Interesse und ein Auge für Marktentwicklungen. Außerdem braucht man einen soliden und zukunftsfähigen Business Case, der bereits und ggf. mit einem Team umgesetzt wird und Aussicht auf Ausbau bietet.

Was sind die Vor- und Nachteile an Ihrer Position? Wie wirkt sich Ihre Position auf Ihre Work-Life-Balance aus?

Ein großer Vorteil ist, dass man selbstständig arbeiten und sein eigenes Geschäft und Team aufbauen kann, für das man entsprechend Verantwortung übernimmt. Wir genießen bei Taylor Wessing eine hohe Flexibilität an die Gestaltung unseres Arbeitsalltags, was enorm wichtig ist, damit jede:r Salary Partner:in seine eigene Work-Life-Balance finden und gestalten kann. Ich arbeite zwar viel, aber mein Privatleben kommt trotzdem nicht zu kurz. Nachteile sehe ich nicht.

Stellt eine Familienplanung ein Hindernis auf dem Weg zur (Salary) Partnerschaft dar?

Nein, die Familienplanung stellt kein Hindernis dar. Ich habe viele Kolleg:innen, die bereits mit Kindern Salary Partner:in geworden sind oder in dieser Zeit Kinder bekommen haben. Das gilt gleichermaßen für den Weg in die Equity Partnerschaft. Ich glaube, dass es in anspruchsvollen Jobs wie unseren für Eltern immer eine gewisse Herausforderung darstellt, das Familienleben mit dem Berufsleben in Einklang zu bringen. Taylor Wessing unterstützt dies aber insbesondere durch das bereits angesprochene hohe Maß an Flexibilität bei der Gestaltung unseres Arbeitsalltags.

Was können Sie angehenden Berufseinsteiger:innen raten, die ebenfalls das Ziel anstreben, Partner:in zu werden?

Ein Rechtsgebiet und einen Tätigkeitsbereich zu finden, für den sie eine Leidenschaft entwickeln. Es ist meines Erachtens wichtig, diesen Beruf mit Leidenschaft auszuüben und diesen Weg mit viel Spaß an der Arbeit zu gehen. Außerdem hilft es, wenn man immer neugierig bleibt und niemals endende Herausforderungen mag. Wir haben einen tollen Beruf, der es uns ermöglicht, spannende Rechtsfragen zu bearbeiten und uns viele Einblicke in unterschiedliche Wirtschafts- sowie auch Unternehmens- und Produktwelten ermöglicht.

Vielen Dank für das spannende Interview, Frau Reuer!


Weitere Wege zur Partnerschaft gibt es hier:

Hier findest du alle Interviews mit wertvollen Erfahrungswerten aus unserer Reihe „Wege zur Partnerschaft“!

Wege zur Partnerschaft

Kennst du schon diese Angebote von uns?

Hier findest du die wichtigsten Fakten zum Referendariat über Ablauf, Planung und Bewerbung sowie Unterhaltsbeihilfen auf einen Blick!

Überblick über das Referendariat

Finde alles, was du über das Referendariat und den Berufseinstieg wissen solltest im IUR50, unserem Magazin für Referendar:innen und Berufseinsteiger:innen: Kompakt und verständlich gibt es hier alle Informationen zu Planung, Examensvorbereitung, Arbeitgebern, Karrierechancen, Berufsfeldern und Vielem mehr!

IUR50 – Das Magazin für Referendariat & Berufseinstieg

Wenn du noch auf der Suche nach dem richtigen Repetitorium und kostenlosen Lernangeboten bist oder wichtige Tipps für deine Examensvorbereitung in den Bereichen Planung, Ernährung, Sport, Mindset & mehr benötigst, schau in unseren RepGuide – mitsamt Erfahrungsberichten und Interviews der Rep-Gewinner!

RepGuide – Der Weg zu deiner passenden Examensvorbereitung

Falls du auf der Suche nach einem Arbeitgeber für deine Anwaltsstation, als Berufseinsteiger:in oder im Rahmen deines Studiums bist, haben wir hier ein paar Vorschläge für dich:

Entdecke Arbeitgeber

Oder mach es dir leicht und werde Teil des iurratio-Talentpools: Registriere dich und finde deinen zukünftigen Arbeitgeber, der voll und ganz zu dir passt, oder lass dich von deinem Wunscharbeitgeber kontaktieren in nur wenigen Schritten! Zur Registrierung geht´s hier:

iurratio-Talentpool

Weitere Artikel

Das Stipendium von e-fellows.net und die frühe Karriereplanung

Dirk Veldhoff berichtet über seine persönlichen Erfahrungen mit dem Stipendium von e-fellows.net. Er geht dabei auf die Förderleistungen ein, beschreibt das Bewerbungsverfahren und zieht ein persönliches Fazit.

Rhetorik in der juristischen Ausbildung

Rhetorik in der juristischen Ausbildung

Dieser Beitrag erörtert die Fragen nach der Bedeutung der Rhetorik für die Juristenausbildung, welche Vorteile sich gewinnen lassen und worin genau der Nutzen des Debattieren liegt, sei es im Hinblick auf das juristische Studium oder auch ungeachtet dessen.

Stipendien: Wo, wie und warum?

Stipendien: Wo, wie und warum?

Dieser Beitrag beleuchtet, welche Möglichkeiten Stipendien bieten und worauf bei der Vergabe von Stipendien geachtet wird.