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Stipendien: Wo, wie und warum?

Dieser Beitrag beleuchtet, welche Möglichkeiten Stipendien bieten und worauf bei der Vergabe von Stipendien geachtet wird.
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Stipendien: Wo, wie und warum?

Stipendien – ohne Geldsorgen durchs Studium

Sophie möchte zum diesjährigen Wintersemester ein Studium der „Rechtswissenschaften“ bei der zurzeit am besten gerankten Universität, was dieses Studium anbelangt, beginnen. Trotz der wegfallenden Studiengebühren und die Sicherheit, dass sie von BAföG mit einem eher geringen Beitrag unterstützt wird, sind die Lebensunterhaltungskosten, insbesondere die Miete, gerade in der Stadt, in der sich die Universität befindet, so hoch, dass Sophie ohne weitere finanzielle Unterstützung die Möglichkeit, einen besonders guten Studienplatz in Anspruch zu nehmen, verwehrt bleiben könnte. Da ihre Eltern selbst nur wenig zu den Kosten beisteuern können, versuchen sie für ihre Tochter alle Mittel und Wege ausfindig zu machen, die das Studium ermöglichen und stoßen bei der Suche auf verschiedene Angebote von Stipendien.

Es soll Stipendien geben – aber welche?

Sophie hatte schon davon gehört, dass es eine Vielfalt von Stipendien gibt, hatte sich selbst allerdings nie für „gut genug“ gehalten, um sich für eines zu bewerben. Gemeinsam mit ihren Eltern entscheidet sie sich, sich für einige Stipendien, die speziell an Studienanfänger gerichtet sind, zu bewerben. Hierbei ist neben der Abiturnote bei vielen auch soziales Engagement, religiöser Hintergrund, oder auch politische Einbringung ein entscheidender Faktor bei der Auswahl von Stipendiaten. Beispielsweise bietet die Friedrich-Naumann-Stiftung gezielt Stipendien für Studienanfänger an.1 Eine Stiftung besitzt ein gewisses Kapital, dass in die Ausbildung der Stipendiaten investiert wird. Bei der Friedrich-Naumann-Stiftung kann sich jeder bewerben, der das Abitur bald machen wird, der bereits sein Abitur hat, oder das Abitur und eine abgeschlossene Berufsausbildung besitzt. Ausschlaggebend ist hierbei auch wie bereits erwähnt sozialer oder politischer Einsatz und ein aussagekräftiges Motivationsschreiben. Bei der Recherche ist Sophie auch auf die Felix-Klein-Stipendium gestoßen.2 Allerdings richtet sich das Stipendium an angehende Mathematikstudierende beziehungsweise an bereits Studierende. Die Stiftung Maxmilianeum bietet zwar Stipendien aller Fachrichtungen an, man muss aber eine Abiturnote von 1,0 vorweisen und das Studium an einer Münchner Universität planen.3 Diese drei Stiftungen sind nur wenige der zahlreichen Stiftungen und auch privaten Geldgeber. Eine Recherche über individuelle Stipendienmöglichkeiten ist wirklich lohnenswert und verhilft den oftmals aufkommenden Sorgen über die Finanzierung den Untergang zu bereiten. Das Informationsportal „Stipendien-Tipps“ stellt eine Auflistung von Stipendien zur Verfügung, die unter anderem Zielgruppe, Fachrichtung, oder auch die Voraussetzungen tabellarisch zu erkennen gibt.4 Das hilft vor allem, sich einen ersten Überblick auf dem Gebiet zu verschaffen, sodass man sich auf ein geeignetes Stipendium bewerben kann.

Trotz der vielen Bewerbungsmöglichkeiten um Stipendien für Studienanfänger, ist die Zahl für bereits Studierende aller Fachrichtungen noch viel höher und auch die Anforderungen und Profile könnten nicht unterschiedlicher sein. Den Stiftungen oder privaten Geldgebern sind in manchen Fällen besonders die Fachrichtungen oder auch die individuelle Leistung, die sich durch die bereits absolvierten Semester abzeichnet, wichtig. Den einen geht es um die soziale, politische, wirtschaftliche, religiöse oder gesellschaftliche Tätigkeit, die neben dem Studium vollzogen wird, und die anderen setzen sich für Studierende mit Migrationshintergrund oder für die, die ein Auslandssemester planen, ein.

Eine ehrenamtliche Tätigkeit wertete den Lebenslauf erheblich auf

Es ist kein Geheimnis, dass sich Ehrenämter sehr gut auf Lebensläufen machen und somit auch für die Bewerbung um ein Stipendium einen großen Vorteil bringen können. Ehrenämter sind in allen Bereichen der Gesellschaft aufzufinden und jeder kann sie antreten. In den meisten Fällen tun sie nicht nur dem Lebenslauf gut, sondern auch der eigenen Seele. Man stellt seine eigene Kraft „bedingungslos“, das heißt ohne den Gedanken einer Gegenleistung, einem wohltätigen oder sinnvollen Zweck zur Verfügung. Die Belohnung hierfür kann somit eine Zusage zu einem begehrten Stipendium sein, das einen finanziell unterstützt und mehr Zeit für das Studium und weitere wohltätige Arbeit schenkt, da man sich nicht um einen Job kümmern muss, der die Haushaltskasse füllt. Ehrenämter, die den Ansichten und Zielen der Stiftungen entsprechen, sind vorteilhaft. So ist es sinnvoll, wenn man in einer kirchlichen Einrichtung ehrenamtlich tätig ist, sich bei einer Stiftung zu bewerben, die bekannt für einen religiösen Hintergrund ist. Ist man neben dem Studium politisch aktiv oder studiert man sogar in einer politischen Fachrichtung, so sollte man sich bei einer dementsprechenden Stiftung bewerben. Ist man als Studierender der Sozialwissenschaften in einem Altersheim oder in einer Jugendeinrichtung ehrenamtlich tätig, so kann man sich gute Chancen auf ein Stipendium bei Stiftungen ausrechnen, die sich insbesondere auf das Soziale fokussieren. Nahezu jede größere Stadt verfügt über Einrichtungen, in denen man als freiwillige Helferkraft unentgeltlich mitwirken kann. Die einzige und wahrscheinlich bedeutungsvollste Eigenschaft hierbei sollte die Fähigkeit, zwischenmenschlich interagieren zu können, sein.

Empfehlung

Die Studienanfängerin Sophie hat sich nun für einige der zur Verfügung stehenden Stipendien für Studienanfänger beworben. Stolz erzählt sie beim alljährlichen Familientreffen von ihren Bewerbungen und von ihrem Vorhaben finanzielle Unterstützung von einer Stiftung zu bekommen, die sowohl ihre besonders gute Abiturnote als auch ihr ehrenamtliches Engagement in einer Jugendeinrichtung würdigt. Ihr Cousin Tom, der Medizin im vierten Semester studiert und sich Vorsemester um ein Stipendium beworben hat, schaltet sich in das Gespräch ein und erklärt, warum er sich erst während des Studiums für eine Bewerbung entscheiden hat. Tom hätte sich wahrscheinlich schon vor dem Studienbeginn um ein Stipendium bemüht, hielt sich selbst aber trotz der Abiturnote von 1,0 für nicht gut genug, ein Stipendium stempelte als eine utopische, niemals erreichbare Traumvorstellung ab und ihm fehlte zudem auch noch etwas, dass ihn „besonders geeignet“ machte- soll heißen: eine ehrenamtliche, außerschulische Tätigkeit. Mit den Beginn seines Medizinstudiums entschied er sich also passenderweise für ein ehrenamtliches Engagement im örtlichen Krankenhaus, dass ihm bis heute viele Vorteile einbringt. Für bereits Studierende ist die Auswahl an möglichen Stipendien noch viel größer als für die Studienanfänger und auch hier ist es erstrebenswert, sich bei den verschiedenen Websites durchzuklicken, um so passende Stiftungen oder private Geldgeber zu finden. Erwähnenswert ist auch, dass es neben den großen Stiftungen auch zahlreiche kleinere Stiftungen gibt, die man häufig erst „finden“ muss. Der Vorteil bei diesen kleineren Stiftungen liegt darin, dass sie nicht allzu bekannt sind und die Bewerberzahl dementsprechend niedrig ist und folglich auch Kapitalgeldanlagen ungenutzt bleiben. Einige kleinere Stiftungen sind beispielsweise die Studienfonds Ostwestfalen-Lippe5 , die Alfred Toepfer Stiftung T.V.S.6 oder die Nassauischen Zentralstudienfonds.7

Tom ist mit seinem Stipendium mehr als zufrieden und schätzt es sehr, dass er sich voll und ganz auf sein Studium konzentrieren kann, ohne sich sorgen um den finanziellen Aspekt machen zu müssen. Er schildert im weiteren Verlauf des Gesprächs das Glück eines Stipendiaten aus der Fachrichtung Wirtschaftswissenschaften, der sich mit seinem Stipendium nicht nur die finanzielle Sorglosigkeit während des Studiums gesichert hat, sondern sich auch den beruflichen Einstieg nach dem Studium geebnet hat. Sebastian, so erzählt Tom, hat bis zum vierten Semester nichts anderes getan au- ßer für das Studium zu lernen und zu arbeiten. Im dritten Semester realisierte er bereits, dass er sich gänzlich ausgebrannt fühlt, weil er sich zudem auch noch die Geschichten von seinen Kommilitonen über diverse „Spaß- veranstaltungen“ anhören, die ja so „geil“ gewesen wären und warum er schon wieder nicht dabei gewesen sei. Selbstverständlich soll das Studium keine „reine Spaßveranstaltung“ sein, aber diese Zeit ist auch dazu da, sich menschlich weiterzuentwickeln, neue Dinge auszutesten und die ein oder andere Party mit ein paar Gläsern zu viel mitzunehmen. Manche Nörgeler bezeichnen solche Studenten als faul oder nicht zielstrebig genug, aber es geht doch letztendlich darum, eine Balance zu finden. Schließt man sich für gute fünf Jahre, sprich für den Bachelor und den Master, in einen Raum beziehungsweise erklärt man die Universitätsbibliothek als sein neues Zuhause, und kommt nur für die Arbeit heraus, da man sich ansonsten das Studium finanziell nicht leisten kann, ist man nach dem Studium so ausgelaugt, dass im schlechtesten Fall nichts mehr geht. Um den oft thematisierten Burn-out zu entgehen, sollte man eine Ausgewogenheit im Studium finden, und sich wie Sebastian, um ein Stipendium bemühen. Die finanzielle Seite des Studiums ist ein hoher Belastungsfaktor. Insbesondere die Miete und die Lebensunterhaltungskosten in den Topstädten sind oftmals so hoch, dass weniger gutbetuchte Studierende sich das Studium ohne eine geldeinbringende Tätigkeit nicht leisten können. Das erklärt auch, warum im Jahr 2011 zwei Drittel der Studierenden einen Nebenjob im Studium in Anspruch nehmen mussten.8 Nun zurück zu Sebastian: Wie bereits gesagt, nimmt er ein sehr viel versprechendes Stipendium in Anspruch. Ein Unternehmen, das besonders an Studierende seiner Fachrichtung interessiert ist, hat genauso wie die andere Stiftungen Studienfonds eingerichtet, um so die Talente von morgen zu unterstützen. Dadurch, dass er das Stipendium von diesem Unternehmen erhält, bekommt er gleichzeitig die Möglichkeit schon während des Studiums praktische Inhalte zu erlernen und Menschen kennenzulernen, die ihm nach dem Studium von Vorteil sein werden. Ihm wurde sogar schon ein Arbeitsplatz nach seinem Master, der auch von diesem Unternehmen gefördert wird, angeboten. Zwei der Firmen, die über Studienfonds verfügen sind die Telekom9 und Volkwagen10.

Von Sebastian hat Tom auch über das Stipendium der Stiftung der Deutschen Wirtschaft erfahren, die ein wenig mehr Verlangen als gute Noten und ehrenamtliches Engagement.11 Denn vor allem der Bewerbungsprozess scheint eine durchaus ungewohnte Stresssituation darzustellen, die sich bei positiven Ausgang aber zu lohnen scheint. Nach der schriftlichen Bewerbung, in der hauptsächlich erkennbar sein sollte, dass man die Voraussetzungen wie gesellschaftliches Engagement, Zielstrebigkeit, Kommunikationsfähigkeit und ein gutes Motivationsschreiben erfüllt, kann eine Einladung zu einem Assessmentcenter folgen. Hilfreich ist es hierbei wohl, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht die Nervosität die Oberhand gewinnen zu lassen.

Promovierende können sich ebenso um ein Stipendium bewerben wie Studienanfänger und Studierende. Hier wird in manchen Fällen sogar für eine höhere Finanzierung gesorgt. Sowohl eine Promotion im In- als auch im Ausland kann gefördert werden und verspricht einen erstrebenswerten Wegbegleiter für die berufliche Zukunft zu sein. Bei einer Recherche im Internet wird man schnell in Sachen „Stipendien für Promovierende“ fündig und kann sich auch nach den vorher genannten Kriterien wie soziales Engagement die passenden Stiftungen wie die Stiftung der Deutschen Wirtschaft oder auch das Studienwerk „Villigst“ der evangelischen Kirche heraussuchen.12

Stipendien, die sich direkt an auslandsfreudige Studierende wenden, sind auch vorhanden. Zum einen bietet das Erasmus-Programm Studierende, die im europäischen Ausland ein Semester verbringen wollen, einen finanziellen Zuschuss und zum anderen setzen sich einige Stiftungen für den Wert eines Auslandssemesters während des Studiums ein. Einige richten hierbei ihre Fördermöglichkeiten an das Land, in dem man sein Auslandssemester verbringen will, andere wiederum an die Leistungen, die erbracht worden sind, oder auch das Motivationsschreiben, das nach seiner Aussagekräftigkeit bewertet wird. Zudem bieten die jeweiligen Universitäten individuelle Finanzierungen bei Auslandsaufenthalten. Nachfragen bei der eigenen Universität kann einem die Mühe, nach passenden Auslandsstipendien im Internet zu suchen, ersparen und ist sozusagen Quelle aus erster Hand, da man mit vorangegangenen Stipendiaten in persönlichen Kontakt treten kann.

Alles in allem ist ein Studium in Deutschland heutzutage jedem zugänglich ohne durch familiären Hintergrund eingeschränkt oder benachteiligt zu sein. Zahlreiche Universitäten mit oder ohne Studiengebühren ebnen den Weg für ein erfolgreiches Studium, das nur darauf wartet voll und ganz ausgeschöpft zu werden, um eine berufliche Zukunft mit Zufriedenheit zu garantieren. Man muss Kenntnis über die Mittel und Wege besitzen und diese versuchen bestmöglich in Anspruch zu nehmen, wenn man beispielsweise ein Stipendium benötigt. BAföG und Studienkredite sind zwar die „altbewährten“ Finanzierungshelfer, aber müssen beide ganz oder teilweise zurückgezahlt werden und man kann sich zumindest bei BAföG nicht immer bei der Höhe des Betrags, der einem nach endloser Papierarbeit und Überprüfung sämtlicher Angaben und Daten zusteht, sicher sein. Ein Stipendienbewerbung ist zwar mit viel Einsatz und Mühe verbunden, jedoch lohnt sich das Ergebnis und die Möglichkeit neben den Klausuren und dem Unileben sich nicht auch noch den Kopf über das Geld zu machen.

Fußnoten
1 http://www.freiheit.org/Stipendium-fuer-Studienanfaenger/186c2276i124/index.html
2 http://www.felix-klein-zentrum.de/stipendien.html
3 http://www.maximilianeum.de/
4 http://www.stipendien-tipps.de/studium/stipendien/anbieter-von-stipendien/
5 https://www.studienfonds-owl.de/
6 https://www.toepfer-stiftung.de/
7 www.rp-darmstadt.hessen.de
8 http://www.faz.net/aktuell/beruf-chance/campus/deutsches-studentenwerk-viele-stud 9 http://www.telekom.com/karriere
10 http://www.volkswagen-karriere.de/de.html
11 https://www.sdw.org/studienfoerderwerk-klaus-murmann/stipendien
12 http://www.evstudienwerk.deentenarbeiten-nebenbei-1594918.html

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