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Kartellrecht: Interview mit RAin Lena Rindsfus (Taylor Wessing)

Im Rahmen unserer Interviewreihe "Berufsspecials" berichtet Rechtsanwältin Lena Rindsfus von Taylor Wessing über die Anforderungen und Perspektiven einer anwaltlichen Tätigkeit im Bereich des Kartellrechts.

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"Ich war überrascht, wie viel wir Kartellrechtler:innen uns mit den verschiedenen, teilweise auch sehr alltagsnahen Produkten und Tätigkeiten der Unternehmen auseinandersetzen."

Womit müssen Jurist:innen an einem typischen Arbeitstag im Kartellrecht rechnen? Worum geht es im Kartellrecht?

Lena Rindsfus, Rechtsanwältin bei Taylor Wessing

Mein Alltag als Juristin im Kartellrecht ist sehr vielfältig und jeder Tag läuft anders ab. 

Zu einem Arbeitstag gehören Videokonferenzen, Gespräche mit Mandant:innen und anderen Rechtsanwält:innen. Natürlich entwerfen wir auch Gutachten oder Schriftsätze. 

Wir beraten hauptsächlich große Unternehmen zu verschiedenen kartellrechtlichen Fragestellungen. Dabei melden wir Zusammenschlussvorhaben beim Bundeskartellamt oder der Europäischen Kommission an oder führen gerichtliche Verfahren z. B. zur Durchsetzung von Kartellschadensersatzansprüchen. Für uns Kartellrechtler:innen ist es besonders wichtig, interdisziplinär zu arbeiten, da das Kartellrecht sowohl das Zivil-, (EU-)Verwaltungs- als auch das Straf- und Ordnungswidrigkeitenrecht umfasst. 

Kurz gesagt, schützt das Kartellrecht die Freiheit des Wettbewerbs zwischen Unternehmen. Kartelle führen in der Regel zu höheren Preisen und zu schlechterer Qualität von Waren oder Dienstleistungen, was auch uns Verbraucher direkt betreffen kann. 

Was hat Sie dazu bewogen, sich für eine Tätigkeit im Kartellrecht zu entscheiden? In welchem Karrierestadium fiel die Entscheidung, anwaltlich in diesem Bereich tätig zu werden?

Bereits während des Referendariats habe ich aufgrund meines Interesses am Europa- und Wirtschaftsrecht als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kartellrecht gearbeitet. Dabei hat mir die Vielfalt der kartellrechtlichen Themen und der häufig vorliegende internationale Bezug sehr gefallen. Nach dem Referendariat habe ich dann in diesem Team direkt als Anwältin angefangen.

Inwieweit sind Ihre Erwartungen an die praktische Arbeit in dem Rechtsgebiet erfüllt worden? Was waren Ihre größten Überraschungen?

In meinem Arbeitsalltag begegne ich einer großen Vielfalt an unterschiedlichen Mandanten, kartellrechtlichen Fragestellungen und wirtschaftlichen Zusammenhängen. Ich lerne jeden Tag etwas Neues zu vielen verschiedenen Themenbereichen. 

Ich war überrascht, wie viel wir uns mit den verschiedenen, teilweise auch sehr alltagsnahen Produkten und Tätigkeiten der Unternehmen auseinandersetzen. Für uns Kartellrechter:innen ist es schließlich besonders entscheidend, das Geschäft und die tägliche Arbeit unserer Mandant:innen genau zu verstehen und kennenzulernen. Dies ist der erste Schritt, um überhaupt eine rechtliche Bewertung vornehmen zu können. 

Was sind Ihrer Meinung nach die spannendsten bzw. schwierigsten Herausforderungen im Kartellrecht?

Im Kartellrecht gilt es oft, in kurzer Zeit praxisnahe Lösungen für unsere Mandant:innen innerhalb des rechtlichen Rahmens zu finden. Dies macht es besonders spannend, aber manchmal auch sehr herausfordernd.

Welche Soft Skills sind für eine anwaltliche Tätigkeit in diesem Rechtsgebiet vorteilhaft bzw. notwendig? Auf welche Anforderungen der Branche müssen sich Bewerber:innen hier einstellen?

Für die anwaltliche Tätigkeit sind Teamfähigkeit, Verhandlungsgeschick, Kommunikationsstärke und ein analytisches Denken vorteilhaft. Im Bereich Kartellrecht ist es daneben sinnvoll, ein gutes wirtschaftliches Verständnis zu haben. Zudem nimmt man oft eine vermittelnde Perspektive ein, sodass auch Einfühlungsvermögen vorteilhaft ist. 

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Aktuell ist ein Fachanwalt im Kartellrecht nicht möglich. Sollte es Ihrer Meinung nach einen solchen geben? Würden Sie einen solchen erlangen wollen bzw. würden Sie Junganwält:innen generell den Erwerb eines Fachanwaltstitels empfehlen?

Zur weiteren Vertiefung der Kartellrechtskenntnisse wäre ein Fachanwalt bestimmt hilfreich. Allerdings gibt es auch heute schon einige Fortbildungsangebote. Im Kartellrecht ist vor allem eine Vernetzung zu anderen Anwält:innen und Unternehmen wichtig. Zudem sind viele Fragen im Arbeitsalltag sehr speziell, sodass eine tagtägliche Weiterbildung stattfindet.

Welche Aus-/Weiterbildung im Kartellrecht würden Sie Junganwält:innen ans Herz legen?

Als Weiterbildung ist die Teilnahme an Veranstaltungen der Studienvereinigung Kartellrecht sehr sinnvoll. Zudem gibt es verschiedene Webinare zu Einzelthemen und weitere Fachkonferenzen, mit denen das Fachwissen vertieft werden kann. 

Welche Zukunftsaussichten sehen Sie für Berufseinsteiger:innen im Kartellrecht?

Aus meiner Sicht sind die Zukunftsaussichten für Berufseinsteiger:innen im Kartellrecht gut. Die Nachfrage nach kartellrechtlicher Beratung sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene ist in den letzten Jahren deutlich gewachsen und wird dies auch in der Zukunft. Mit der zunehmenden Globalisierung und Digitalisierung steigt auch weiter die Bedeutung des Kartellrechts (beispielsweise durch die Umsetzung des DMA).

Welchen Ratschlag würden Sie an diesem Rechtsgebiet interessierten Nachwuchsjurist:innen mit auf den Weg geben?

Mein Ratschlag an Nachwuchsjurist:innen ist, sich bereits während der Ausbildung mit dem Kartellrecht zu befassen und praktische Erfahrungen im Rahmen von Praktika und Referendariatsstationen zu sammeln. So kommt man schnell mit der Vielfalt des Kartellrechts und den Tätigkeitsgebieten unterschiedlicher Unternehmen in Kontakt.

Vielen Dank für die Zeit und das Interview, Frau Rindsfus!


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