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Datenschutzrecht: Interview mit Rechtsanwalt Julius Remmers (Taylor Wessing)

Im Rahmen unserer Interviewreihe "Berufsspecials" berichtet Julius Remmers von Taylor Wessing über die Anforderungen und Perspektiven einer anwaltlichen Tätigkeit im Datenschutzrecht.

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Netzwerken und kontinuierliche Weiterbildung sind entscheidend in diesem sich schnell entwickelnden Rechtsgebiet.

Womit müssen Jurist:innen an einem typischen Arbeitstag im Datenschutzrecht rechnen? Worum geht es genau im Datenschutzrecht?

Julius Remmers, Taylor Wessing

Das Datenschutzrecht ist sehr vielseitig. Es ist Teil des öffentlichen Rechts, des Zivilrechts, aber auch des Strafrechts. Zur anwaltlichen Praxis im Datenschutzrecht gehört oftmals die Anfertigung eines Gutachtens zu einer datenschutzrechtlichen Frage der Rechtmäßigkeit der Datenverarbeitung (öffentliches Recht), die Erstellung einer Auftragsverarbeitungsvereinbarung (Zivilrecht) oder die Beratung des Mandanten in einem Bußgeldverfahren mit einer Aufsichtsbehörde (Strafrecht). 

Was hat Sie dazu bewogen, sich für eine Tätigkeit im Datenschutzrecht zu entscheiden?

Ich finde das Datenschutzrecht wegen der wachsenden Bedeutung des Datenschutzes in unserer digitalen Welt und der dynamischen rechtlichen Landschaft besonders spannend. Außerdem betrifft die datenschutzrechtliche Beratung immer wieder interessante Geschäftsmodelle der Mandanten. Das Datenschutzrecht ist ein eher „junges“ Rechtsgebiet und behandelt viele zukunftsorientierte Fragen.

Inwieweit sind Ihre Erwartungen an die praktische Arbeit im Datenschutzrecht erfüllt worden? Was waren Ihre größten Überraschungen?

Das Datenschutzrecht kann sehr erfüllend sein, da es eine ständige Auseinandersetzung mit neuen Technologien erfordert. Viele datenschutzrechtliche Fragen betreffen Themen, die uns im Alltag begegnen, z. B. Rechtmäßigkeit von Cookie-Bannern oder Einwilligungserklärungen vor ärztlichen Behandlungen. Ich fand es am Anfang meiner beruflichen Laufbahn überraschend, wie ernst der Datenschutz im wirtschaftlichen Bereich (Unternehmen) und auf staatlicher Ebene (Aufsichtsbehörden) genommen wird. Das liegt vielleicht auch an der Androhung hoher Bußgelder im Falle von Datenschutzverstößen. Mich begeistert das Datenschutzrecht auch deswegen, weil die DSGVO viel Argumentationsspielraum bei der Auslegung von Klauseln bietet und man mit einer guten Argumentation auch erfolgreich sein kann (z. B. das überwiegende berechtigte Interesse bei der Rechtmäßigkeit der Datenverarbeitung).

Was sind Ihrer Meinung nach die spannendsten bzw. schwierigsten Herausforderungen im Datenschutzrecht?

Zu den Herausforderungen gehören die ständige Weiterentwicklung der Technologie, die Interpretation und Anwendung oft vager gesetzlicher Bestimmungen (die Anzahl der Gerichtsentscheidungen zur DSGVO ist überschaubar) und die Notwendigkeit, eine Balance zwischen den Geschäftsinteressen der Mandanten und den Datenschutzanforderungen zu finden.

Welche Soft Skills sind für eine anwaltliche Tätigkeit im Datenschutzrecht vorteilhaft bzw. notwendig? Auf welche Anforderungen der Branche müssen sich Bewerber:innen hier einstellen?

Kommunikationsfähigkeit, Verhandlungsgeschick, Problemlösungskompetenz und Anpassungsfähigkeit sind entscheidend. Jurist:innen müssen komplexe rechtliche Konzepte verständlich machen und kreative Lösungen für Datenschutzprobleme entwickeln.

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Sie haben promoviert, wenn auch nicht direkt im Datenschutzrecht, ist das richtig? Hilft Ihnen das erworbene Wissen Ihrer Promotion trotzdem bei Ihrer anwaltlichen Tätigkeit? Würden Sie anderen Interessent:innen eine Promotion generell und vor allem auch im Datenschutzrecht als Vorbereitung auf eine spätere praktische Tätigkeit empfehlen?

Richtig. Meine Dissertation ist dem Medienzivilrecht mit urheberrechtlichem Einschlag zuzuordnen. Eine Promotion ist für eine Anwaltskarriere nicht zwingend erforderlich, kann aber nützlich sein, um tiefgehendes Fachwissen zu erlangen und Recherchefähigkeiten zu entwickeln. Mit einer Promotion setzt man sich tiefgehend und umfassend mit einem rechtlichen Thema auseinander. Diese Herangehensweise kann im anwaltlichen Beruf insbesondere dann helfen, wenn man längere Schriftsätze oder Gutachten anfertigt. Ob eine Promotion an sich und eine Promotion im Datenschutzrecht zu empfehlen ist, hängt von den individuellen Karrierezielen ab. Schaden kann es nicht.

Es wird spekuliert, ob demnächst auch der Fachanwaltstitel im Datenschutzrecht möglich sein wird. Glauben Sie, das ist realistisch und notwendig? Falls es einen Fachanwaltstitel im Datenschutz bald geben sollte, würden Sie einen solchen erlangen wollen?

Die Einführung eines Fachanwaltstitels im Datenschutzrecht könnte angesichts der zunehmenden Bedeutung des Feldes realistisch und sinnvoll sein. Er würde Jurist:innen ermöglichen, ihre Expertise in diesem Bereich zu vertiefen und zu zertifizieren. Allerdings umfasst der Fachanwalt im IT-Recht auch Teile des Datenschutzrechts und es gibt Zertifikate (z. B. CIPP/E), mit denen ein Fachwissen im Datenschutzrecht nachgewiesen werden kann.

Welche Aus-/Weiterbildung im Datenschutzrecht würden Sie Junganwält:innen im Übrigen ans Herz legen?

Um das Datenschutzrecht zu vertiefen, bietet es sich an, Kurse und Seminare hierzu zu absolvieren. Der Lehrgang zum Fachanwalt im IT-Recht ist ebenfalls sinnvoll. Die beste Ausbildung ist die intensive Lektüre des Gesetzes, in diesem Falle der DSGVO mit seinen Erwägungsgründen und Normen.

Welche Zukunftsaussichten sehen Sie für Berufseinsteiger:innen im Datenschutzrecht? Wird das Datenschutzrecht zukünftig (auch hinsichtlich KI, Metaverse etc.) immer mehr an Bedeutung gewinnen? 

Die Zukunftsaussichten im Datenschutzrecht sind ausgezeichnet. Themen wie KI, das Internet der Dinge oder auch das Metaverse haben einige Überschneidungspunkte mit dem Datenschutzrecht. Die Bedeutung von Big Data, also von riesigen Datenmengen, die verarbeitet werden, nimmt stetig zu. Oft handelt es sich dabei auch um personenbezogene Daten, deren Umgang von der DSGVO geregelt wird. Aber auch der Data Act oder der AI Act wird in der Zukunft eine große Rolle spielen.

Welchen Ratschlag würden Sie am Datenschutzrecht interessierten Nachwuchsjurist:innen mit auf den Weg geben?

Bleiben Sie neugierig und informiert über technologische Entwicklungen und deren potenzielle Auswirkungen auf den Datenschutz. Netzwerken und kontinuierliche Weiterbildung sind ebenfalls entscheidend in diesem sich schnell entwickelnden Rechtsgebiet.

Vielen Dank für das Interview und die Zeit, Herr Remmers!


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