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M&A: Interview mit Dr. Arne Hansen (honert Hamburg)

Im Rahmen unserer Interviewreihe "Berufsspecials" berichtet Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht Dr. Arne Hansen, Partner bei honert, über die Anforderungen und Perspektiven einer anwaltlichen Tätigkeit im Bereich M&A.
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M&A: Interview mit Dr. Arne Hansen (honert Hamburg)

Könnten Sie sich zunächst bitte kurz vorstellen?

Ich habe Jura mit einer wirtschaftswissenschaftlichen Zusatzausbildung an der Universität Bayreuth studiert. Nach dem ersten Staatsexamen habe ich einen Master of Laws-Abschluss an der Victoria University of Wellington, Neuseeland, erworben. Im Anschluss habe ich eine Promotion an der Universität Bayreuth verfasst und mein Referendariat am Hanseatischen Oberlandesgericht Hamburg absolviert. Erwähnenswerte Station während meines Referendariats war meine Tätigkeit an der Deutschen Botschaft in Uganda. Meine Freizeit verbringe ich mit meiner Familie, Sport und Fotografie. 

Wie kam es zu Ihrer Spezialisierung auf den Bereich M&A – in welchem Karrierestadium fiel die Entscheidung, darin tätig sein zu wollen?

Nach dem ersten Staatsexamen und vor dem Beginn des Masterstudiums habe ich circa sechs Monate in verschiedenen Großkanzleien im Bereich M&A und Gesellschaftsrecht sowie des Transaktionssteuerrechts mitarbeiten dürfen. Dieser kurze praktische Einblick hat meine Begeisterung für das M&A-Geschäft geweckt. Die hohe Intensität und die direkte Umsetzung wirtschaftlicher Gestaltungen hat mich begeistert. In der Folge habe ich mich bemüht, Stationen im Referendariat und Nebentätigkeiten (bereits bei honert in Hamburg) auf dieses Beratungsfeld auszurichten. 

Welche Erwartungen hatten Sie an Ihre Tätigkeit im Bereich M&A? Inwiefern haben sich diese bewahrheitet oder verändert? Gab es besondere Herausforderungen, die Sie überraschten?

Mein Wunsch, an der Schnittstelle von unternehmerischer Beratung und juristischer Gestaltung zu arbeiten, macht den Kern meiner M&A-Tätigkeit aus. Im Laufe meiner beruflichen Tätigkeit und Entwicklung als Berater bin ich immer weiter in diese Schnittstellenfunktion hineingewachsen. Am Anfang stand die Erstellung von Due Diligence-Reports, d. h. der Analyse rechtlicher und wirtschaftlicher Gegebenheiten bei der zu erwerbenden Gesellschaft. Später mussten diese Erkenntnisse in eine rechtliche Gestaltung und schließlich in ein Verhandlungsergebnis überführt werden. 

Besondere Herausforderung war, die eigenen Fähigkeiten im Bereich der Bilanzanalyse dergestalt zu entwickeln, dass ein Austausch auf Augenhöhe mit den Mandant:innen und der Gegenseite funktioniert und die juristische Vertragsgestaltung die unternehmerische Zielsetzung unserer Mandant:innen reflektiert.

Was macht das M&A für Sie zu einem besonders spannenden Gebiet?

Neben der bereits erwähnten Verschränkung von Juristerei und Unternehmertum schätze ich das Element der Verhandlung in M&A-Transaktionen sehr. Neben einer präzisen juristischen Arbeit, welche die wirtschaftlichen Zielsetzungen der eigenen Mandant:innen abdeckt, bietet die Vertragsverhandlung viel Potenzial, um das Verhandlungsergebnis für die eigenen Mandanten weiter zu optimieren. 

Welche typischen rechtlichen Fragestellungen begegnen Ihnen in Ihrer täglichen Arbeit in diesem Bereich? Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Im Bereich des M&A sind wir bei honert umfassend mit Projekten betraut, d. h. wir bieten eine Beratung an, die bei der Transaktionsanbahnung und deren Vorbereitung beginnt (Abschluss Vertraulichkeitsvereinbarungen und Term Sheets, Umsetzung von Restrukturierungsmaßnahmen wie z. B. Carve-Out´s oder anderer Umwandlungsmaßnahmen), auf Käuferseite die Analyse der Zielgesellschaft abdeckt (Due Diligence), die Vertragsgestaltung umfasst (Share Purchase Agreements und Asset Purchase Agreements) sowie die Vertragsverhandlung und Steuerung weiterer Berater:innen einschließt (beispielsweise im Kartellrecht oder Berater:innen in ausländischen Jurisdiktionen).

Den typischen Arbeitsalltag gibt es aufgrund der mitunter hohen Transaktionsgeschwindigkeit nicht. Meine Aufgaben bestehen in der Steuerung des Mandats kanzleiintern sowie dem Austausch mit unseren Mandant:innen, der Vertragsgestaltung und -verhandlung sowie der Steuerung weiterer Berater:innen. Als Partner arbeite ich inhaltlich an Projekten mit, bin gleichzeitig im großen Umfang in kommunikative Aufgaben, die Steuerung des Projekts und dessen Verhandlung eingebunden.

M&A ist zunächst ein weit gefasster Begriff. Wie haben Sie den Bereich intern bei honert strukturiert und welche Anforderungen stellen Sie an neue Kolleg:innen – wird hier bereits eine Spezialisierung erwartet oder findet ein training on the job sowie Unterstützung bei der Weiterbildung durch honert statt?

M&A macht bei honert das Kerngeschäft aus und jede Partner:in betreut seine/ihre Mandant:innen, die in unterschiedlichen Geschäftsfeldern tätig sind (produzierendes Gewerbe, Handel, E-Commerce, Arztpraxen und medizinische Versorgungszentren, PE-Fonds, VC-Fonds, etc.). Wir arbeiten bei honert nicht mit fester Zuordnung der Associates, sondern in Teams aus Partner:innen und einem oder mehreren Associates auf dem jeweiligen Projekt. Wir erwarten von Berufseinsteiger:innen nicht, dass diese schon vertiefte Kenntnisse im Bereich des M&A haben. Dies deshalb, weil es im Rahmen der juristischen Ausbildung nicht vermittelt wird. Aus unserer Sicht benötigt ein/e Berufseinsteiger:in ein Interesse am Zivilrecht und gutes juristisches Rüstzeug sowie eine Begeisterung für unternehmerische Zusammenhänge und den Umgang mit Zahlen. Vorerfahrungen im Rahmen von Praktika oder Referendariats-Stationen in Kanzleien mit einem gesellschaftsrechtlichen und M&A Schwerpunkt sind hilfreich, gleichzeitig keine zwingende Voraussetzung. Wir bilden unsere neuen Kolleg:innen „on the job“ aus und stellen sowohl im juristischen Bereich als auch dem Bereich der Bilanzkunde Fortbildungen zur Verfügung, um unseren Kolleg:innen das fachliche Handwerkszeug an die Hand zu geben. Zudem nehmen unsere Associates frühzeitig an Vertragsverhandlungen teil und sind in die Kommunikation mit den Mandant:innen eingebunden. Daneben bieten wir im Laufe der Tätigkeit auch Verhandlungsmanagementseminare durch externe Dienstleister an. Konkret bedeutet das: Es findet eine wöchentliche inhaltliche Schulung durch die Partner:innen anhand konkreter Vertragsmuster statt. Die Bilanzkunde wird durch einen externen Dienstleister bereitgestellt und besteht aus mehreren aufeinander aufbauenden Modulen. 

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Was sind Ihrer Meinung nach die schwierigsten rechtlichen sowie praktischen Herausforderungen im M&A?

Die Herausforderungen im M&A-Bereich bestehen im Rechtlichen in der sauberen und verständlichen Abbildung der wirtschaftlichen Einigung der Parteien und der Konsistenz der meist umfassenden Vertragswerke. In praktischer Hinsicht erfordert die Tätigkeit einen hohen Organisationsgrad, um der hohen Geschwindigkeit und Menge an Informationen und Aufgaben gerecht zu werden. Zugleich erfordert das Geschäft eine hohe Einsatzbereitschaft, weil M&A-Transaktionen eine schwankende Arbeitsintensivität mit sich bringen und mitunter Phasen hoher Arbeitsbelastung aufweisen. Ferner besteht die Kunst darin, häufig eine Vielzahl involvierter Personen (Parteien, Berater:innen, Banken oder andere Finanzierer:innen) zu steuern, um im Verhandlungswege gute Ergebnisse zu erreichen.

Welche Soft Skills und Kenntnisse – beispielsweise Fremdsprachen – sind Ihrer Meinung nach besonders wichtig, um im Bereich M&A erfolgreich zu sein? Auf welche Anforderungen der Branche müssen sich Bewerber:innen einstellen?

Unerlässlich ist für unser Geschäft ein verhandlungssicheres Englisch und das Erlernen von Verhandlungsmanagement. Empathie hilft, die Bedürfnisse der eigenen Mandant:innen, aber auch diejenigen der Gegenseite zu erkennen, Persönlichkeiten zu analysieren und daraus Ableitungen für die Verhandlungsführung zu treffen. Bewerber:innen sollten mindestens ein gutes Englisch mitbringen, weil im Durchschnitt ca. 50 % unserer Tätigkeit in der Englischen Sprache stattfindet. Wir bieten auch in diesem Bereich Fortbildungen (laufend und im Einzelfall gezielt) an. 

Gibt es spezielle Aus- und Weiterbildungen, Netzwerke oder Fachveranstaltungen, die Sie an M&A interessierten Nachwuchsjurist:innen empfehlen würden? 

An M&A interessierten Nachwuchsjurist:innen empfehle ich durch Praktika, Nebentätigkeiten oder Referendariats-Stationen in spezialisierten Kanzleien in den Bereich des M&A hineinzuschauen und dort mitzuarbeiten. Gleichzeitig werden an Universitäten Seminarveranstaltungen von Praktiker:innen aus dem Bereich des M&A in Zusammenarbeit mit Lehrstühlen angeboten. Auch der Besuch von Kanzleiveranstaltungen an Universitäten mit Vorträgen und persönlichem Austausch können einen ersten Einblick gewähren.

Sie haben promoviert, einen LL.M. absolviert und tragen den Fachanwaltstitel im Handels- und Gesellschaftsrecht. Würden Sie Nachwuchsjurist:innen, die im M&A tätig sein möchten, dies ebenfalls empfehlen? Wie wichtig ist Ihrer Ansicht nach die Erlangung eines Fachanwaltstitels für eine Tätigkeit im M&A und inwiefern helfen Ihnen die bei Promotion und LL.M. erlangten Kenntnisse bei Ihrer jetzigen Arbeit?

Bei honert sind weder eine Promotion noch ein LL.M.-Abschluss oder ein Fachanwaltstitel Voraussetzung, um im M&A-Bereich zu arbeiten. Eine erfolgreich abgeschlossene Promotion dient uns als Nachweis der vertieften Befassung mit einem Thema. In meinem Bereich hatte das Promotionsthema nichts mit dem Bereich M&A zu tun. Ein Master-Abschluss, der im Ausland erworben wurde, bietet eine Gewähr für ein (sehr) gutes juristisches Englisch und das Engagement sich einem Auslandsstudium zu stellen. Den Erwerb des Fachanwaltstitels für Handels- und Gesellschaftsrecht bieten wir all unseren Associates nach circa einem bis zwei Jahren der Berufstätigkeit an, um ihnen einen umfassenden Einblick in handels- und gesellschaftsrechtliche Themenfelder zu ermöglichen, die wir in unserer täglichen Arbeit nicht andauernd berühren. Diese Blicke über den Tellerrand sensibilisieren für Fragestellungen, die einem im Rahmen von M&A-Transaktionen begegnen können. Mir persönlich bietet meine Promotion eine Gewähr für meine Fähigkeit mich intensiv und vertieft mit komplexen Themen befassen zu können und der Master-Abschluss bietet die Grundlage meiner juristischen Englischkenntnisse und interkultureller Kompetenz, die bei Transaktionen im Ausland oder von ausländischen Mandant:innen im Inland wertvoll ist. 

Welche Zukunftsaussichten sehen Sie für Berufseinsteiger:innen in diesem Gebiet?

Ich sehe für Berufseinsteiger:innen gute Zukunftsaussichten, denn das M&A-Geschäft kennt zwar konjunkturelle Schwankungen, bietet allerdings mittel- und langfristig gute Perspektiven, denn auch in „Krisenzeiten“ finden Restrukturierungen und Verkäufe aus der Krise ebenso statt, wie Konsolidierungen in einzelnen Branchen. 

Das Tätigkeitsfeld wird zunehmend in den Fokus künstlicher Intelligenz rücken, um arbeitsintensive Tätigkeiten auf diese zu übertragen. Hier werden bereits – auch von uns – Anstrengungen unternommen (z. B. im Bereich der Due Diligence) und die Tätigkeit des/der Beraters/Beraterin wird sich entsprechend verlagern. Die Komponente der Prozesssteuerung und Verhandlung der wirtschaftlichen Interessen der Parteien wird meines Erachtens den anwaltlichen Berater:innen vorbehalten bleiben. 

Was würden Sie interessierten Studierenden, Referendar:innen sowie Berufseinsteiger:innen raten, die eine Karriere im Bereich M&A anstreben? Welche Schwerpunkte sollten Sie bereits in der Ausbildung legen?

Schwerpunkte in der juristischen Ausbildung sollten das Zivilrecht, die Schwerpunktwahl im Bereich des Unternehmensrechts, Kurse im juristischen Englisch und wenn möglich, Grundlagen der BWL und Bilanzkunde sein.

Ich empfehle, frühzeitig und bei Interesse mehrfach im Bereich des M&A in Kanzleien hineinzuschauen. Wir bei honert bieten sowohl Praktika, Nebentätigkeiten als auch Referendariats-Stationen an und freuen uns über Bewerbungen. 

Vielen Dank für das Interview und Ihre Zeit!


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