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Von der Uni zum Referendariat: So meisterst du den Übergang

Vom Umgang mit Wartezeiten bis zur frühzeitigen Planung der Stationen: Der Beitrag erklärt, wie Jurist:innen den Schritt ins Referendariat gut vorbereitet und stressfrei meistern können. Er gibt praktische Orientierung zu Organisation, inhaltlicher Vorbereitung und Karriereoptionen, um den Einstieg in den Vorbereitungsdienst optimal zu nutzen.

Beitrag aus unserer aktuellen Ausgabe des IUR50, 8. Auflage 2026

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Von der Uni zum Referendariat: So meisterst du den Übergang

Der Weg vom ersten Staatsexamen in das Referendariat ist für viele Juristen eine spannende, aber auch herausfordernde Phase. Nach Jahren des Studiums öffnet sich nun die Tür zur Praxis. Gleichzeitig ist es der letzte große Abschnitt auf dem Weg zur Volljuristenlaufbahn. Damit dieser Übergang gelingt, lohnt es sich, einige organisatorische, inhaltliche und strategische Punkte im Blick zu behalten.

Organisation im Vorfeld

Bevor das Referendariat beginnt, gilt es, die wichtigsten formalen Fragen zu klären: In Deutschland läuft die Bewerbung für das Referendariat über den jeweiligen Gerichtsbezirk. Jedes Bundesland hat dabei seine eigenen Vorgaben zu Unterlagen und Kapazitäten. Hierbei wird auf die Homepage des jeweiligen Oberlandesgerichtes verwiesen, die meist im Rahmen von Informationsschriften alle benötigten Dokumente und Einzelvoraussetzungen zusammentragen. Mit geringen Abweichungen oder Ergänzungen werden von jedem OLG-Bezirk jedoch grundsätzlich folgende Unterlagen verlangt: 

Eine öffentlich beglaubigte Ablichtung des Zeugnisses über die erste juristische Staatsprüfung; ein tabellarischer und mit Unterschrift versehener Lebenslauf; eine Geburtsurkunde oder zumindest standesamtlich beglaubigte Ablichtung; Passbilder; eine im Rahmen eines vorgefertigten Formulars abzugebende Erklärung über den Gesundheitszustand, zu Vorstrafen sowie Schulden; polizeiliches Führungszeugnis; gegebenenfalls Heiratsurkunde und/oder Geburtsurkunde der eigenen Kinder.

Zudem gilt es weitere Fragen zu klären, wie den Versicherungsstatus während des juristischen Vorbereitungsdienstes. Regelmäßig unterliegen die Referendare der Pflicht, gesetzlich krankenversichert zu sein. Auch hier sollte man sich bei der jeweiligen Stelle erkundigen, um dann im nächsten Schritt bereits im Vorfeld den Versicherungsstatus mit der Krankenkasse klären zu können.

Wartezeit überbrücken

Je nach Bundesland geht es nach dem ersten Examen nicht direkt im Anschluss ins Referendariat. In NRW liegen die Wartezeiten beispielsweise aufgrund von Budgetkürzungen zwischen 12 und 18 Monaten (je nach OLG-Bezirk). In Berlin und Hamburg betragen die Wartezeiten sogar bis zu zwei Jahre. Auch in anderen Bundesländern (Bremen, Brandenburg, Saarland, Sachsen) dauern die Wartezeiten überwiegend länger als sechs Monate. Schließlich wird in den meisten Bundesländern auch nur zweimal pro Jahr eingestellt, sodass eine gewisse Wartezeit ohnehin anfällt. Diese Phase muss aber nicht verloren sein – im Gegenteil – sie sollte sinnvoll genutzt werden:

Zunächst ist die Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer Kanzlei für viele eine attraktive Option. Sie eröffnet die Möglichkeit, wertvolle praktische oder wissenschaftliche Erfahrungen zu sammeln. In einigen Kanzleien übernehmen wissenschaftliche Mitarbeiter häufig schon früh anspruchsvolle Aufgaben, die über reine Zuarbeit hinausgehen und so einen tiefen Einblick in die juristische Praxis vermitteln. Dazu gehört das Verfassen von Schriftsätzen, die Arbeit an Vertragsentwürfen oder das Erstellen von Gutachten und Vermerken.

Die Beschäftigung mit diesen Tätigkeiten ist nicht nur eine wertvolle Vorbereitung auf den späteren Anwaltsberuf, sondern kann bereits in der Examensvorbereitung erhebliche Vorteile bieten. So erfordert beispielsweise auch die Anwaltsklausur die Fähigkeit, Schriftsätze zu verfassen. Wer schon früh mit deren Aufbau, Argumentationsweise und sprachlichen Duktus vertraut ist, hat es leichter, die geforderten Standards in der Klausur umzusetzen. Hinzu kommt, dass man während der Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter regelmäßig eine Vielzahl von Urteilen und Akten durcharbeitet. Dieses regelmäßige Eintauchen in die gerichtliche Argumentationsweise schärft nicht nur das eigene juristische Verständnis, sondern erleichtert es zugleich, sich an den typischen Stil von Entscheidungsgründen zu gewöhnen – ein klarer Vorteil für die Urteilsklausur im Examen.

Abgesehen von einer Tätigkeit in einer Kanzlei nutzen viele die Gelegenheit Zusatzqualifikationen zu erwerben. Ein Master of Laws (LL.M.) zum Beispiel bietet eine hervorragende Möglichkeit, Sprachkenntnisse zu vertiefen, internationale Netzwerke aufzubauen und das eigene Profil zu schärfen. Ein LL.M. ist ein global anerkannter Abschluss und kann daher eine wertvolle Investition sein, insbesondere wenn eine Karriere in einer international ausgerichteten Kanzlei angestrebt wird.

Dabei sollte man allerdings auch die finanziellen Aspekte im Blick behalten: Vor allem an renommierten Universitäten im Ausland sind die Studiengebühren oft erheblich. Gleichwohl gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Kosten zu reduzieren, sei es durch Stipendien, Förderprogramme oder durch die Wahl eines Studiengangs innerhalb Deutschlands, wo die Gebühren in der Regel deutlich niedriger ausfallen. 

Neben einem LL.M. kann auch bereits nach dem ersten Examen eine Promotion angestrebt werden. Zwar dauert die Anfertigung einer Dissertation in der Regel deutlich länger als die Wartezeit auf einen Referendariatsplatz, doch langfristig kann sich die investierte Zeit lohnen. Neben verbesserten Karrierechancen und teilweise erhöhten Einstiegsgehältern, gibt einem die Dissertation die Chance, sich auf einem bestimmten Gebiet höchstgradig zu spezialisieren. Wer eine akademische Laufbahn anstrebt, für den ist die Promotion ohnehin unverzichtbar. In allen anderen Bereichen ist ein Doktortitel sicherlich gerne gesehen, aber regelmäßig kein Muss (mehr). Die Promotion selbst kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen: Häufig geschieht dies im Rahmen einer internen Promotion durch eine Mitarbeit am Lehrstuhl des jeweiligen Doktorvaters, was eine enge fachliche Betreuung und den intensiven Austausch im universitären Umfeld ermöglicht. Alternativ besteht die Möglichkeit einer externen Promotion, bei der kein unmittelbares Anstellungsverhältnis besteht und die Bearbeitung somit mehr Flexibilität eröffnet, etwa, um parallel praktische Erfahrungen in Kanzleien oder Unternehmen zu sammeln.

Inhaltliche Vorbereitung auf das Referendariat

Das Referendariat bringt neue Anforderungen mit sich. Anders als im Studium geht es nicht mehr nur um die theoretische Falllösung, sondern verstärkt um die Anwendung von praktischen und prozessualen Tätigkeiten: Schriftsätze entwerfen, Verhandlungen begleiten, Akten bearbeiten. Die Ausbildung wird dadurch praxisnäher, verlangt aber zugleich ein anderes Arbeiten als das aus dem Studium gewohnte Schreiben von Gutachten.

Gleichzeitig bleibt eine gezielte Wiederholung der examensrelevanten Themen aus dem ersten Examen unerlässlich. Wer seine Kenntnisse regelmäßig auffrischt und festigt, verschafft sich eine wichtige Grundlage, um die Aufgaben des Referendariats souverän zu meistern. Besonders sinnvoll ist es, sich dabei gezielt auf die typischen Inhalte der jeweiligen Stationen einzustellen: in der Strafrechtsstation etwa auf das materielle Strafrecht und die Strafprozessordnung, in der Zivilstation auf das Zivilprozessrecht und die Anspruchsdogmatik, in der Verwaltungsstation auf das Verwaltungsrecht, einschließlich der einschlägigen Verfahrensordnungen.

Zwar sind in den Klausuren des zweiten Examens Kommentare zugelassen, sodass Detailwissen jederzeit nachgeschlagen werden kann. Dennoch ist es von großem Wert, auch im materiellen Recht fit zu bleiben, denn so spart man in der Prüfung wertvolle Zeit und kann sich auf die eigentliche Fallbearbeitung konzentrieren, anstatt lange in den Hilfsmitteln zu suchen. Es lohnt sich also, die Karteikarten und sonstigen Lernmaterialien auch schon vor Beginn des juristischen Vorbereitungsdienstes regelmäßig zu wiederholen.

Darüber hinaus ist es sehr empfehlenswert, sich auch außerhalb des klassischen Lernstoffs regelmäßig über die aktuelle juristische Praxis zu informieren. Mittlerweile steht dafür eine große Bandbreite an Angeboten zur Verfügung: Zahlreiche juristische Podcasts und Online-Plattformen geben beispielsweise spannende Einblicke in den Alltag von Praktikern, erläutern aktuelle Entwicklungen und vermitteln praxisnahe Tipps für das Referendariat ebenso wie für die Examensklausuren.

Gerade mit Blick auf das Referendariat und das zweite Examen gilt: Man kann kaum früh genug damit beginnen, sich mit dem Ablauf der Stationen, den typischen Anforderungen und den examensrelevanten Inhalten vertraut zu machen. Wer hier schon vorab einen Einblick erhält, startet nicht nur entspannter in die praktische Ausbildung, sondern kann auch gezielter Schwerpunkte setzen und die eigenen Lernstrategien darauf abstimmen.

Planung der Referendarstationen

Das Referendariat ist in fünf verschiedene Stationen gegliedert: die Zivilstation bei Gericht, die Strafrechtsstation bei der Staatsanwaltschaft, die Verwaltungsstation, die Anwaltsstation in einer Kanzlei und die Wahlstation. Während man in den ersten Stationen einem Ausbilder zugewiesen wird – abhängig vom jeweiligen Bundesland – eröffnen insbesondere die Anwaltsstation und die Wahlstation den Referendaren erhebliche Gestaltungsspielräume. Hier besteht die Möglichkeit, sich gezielt Stellen auszusuchen, die den eigenen Interessen und Karrierezielen entsprechen, sei es in einer spezialisierten Boutique-Kanzlei, einer Full Service mittelständischen Kanzlei oder in einer internationalen Großkanzlei. In der Wahlstation ist so ziemlich alles denkbar: Neben der Kanzleiarbeit, der Arbeit in einer Behörde, in einem Unternehmen oder in der Justiz, ist speziell die Absolvierung der Station im Ausland für viele besonders reizvoll.

Gerade für besonders gefragte Ausbildungsplätze empfiehlt es sich aber, frühzeitig aktiv zu werden. Wer eine Station bei einer renommierten Kanzlei, einer internationalen Institution oder in einer begehrten Auslandsstelle absolvieren möchte, sollte sich rechtzeitig bewerben, am besten schon 12 bis 18 Monate vor dem geplanten Beginn. Hintergrund ist, dass die Nachfrage nach solchen Plätzen regelmäßig das Angebot übersteigt und die Auswahlverfahren entsprechend früh beginnen. Wer mit seiner Bewerbung zu lange wartet, muss nicht selten mit Absagen oder einer deutlich eingeschränkten Auswahl rechnen.

Deshalb gilt: Je früher man sich informiert und die Bewerbungen verschickt, desto größer sind die Chancen, eine Wunschstation zu erhalten. Insbesondere zu Beginn der Bewerbungsphase kann es sinnvoll sein, mehrere Bewerbungen parallel abzusenden, um die Auswahlmöglichkeiten zu maximieren und flexibel auf Rückmeldungen reagieren zu können. Wer diese Weichen rechtzeitig stellt, kann die für die eigene Laufbahn entscheidenden Stationen optimal nutzen und wertvolle praktische Erfahrungen sammeln.

Wer auf der Suche nach dem perfekten Arbeitgeber ist, sollte die Angebote von iurratio nutzen: Mit dem kostenlosen Jobmatching-Profil können sich Referendare direkt von Arbeitgebern finden lassen. Ergänzend bietet der Talent-Talk die Möglichkeit, in einem digitalen Networking-Event persönlich mit Kanzleien ins Gespräch zu kommen und Fragen rund um das Referendariat und den Berufseinstieg zu stellen und so den richtigen Arbeitgeber für die eigene Karriere zu entdecken. Weitere Informationen lassen sich auf iurratio.de finden.

Darüber hinaus lohnt es sich, die eigenen Netzwerke aktiv zu nutzen. Ehemalige Referendare, Kommilitonen oder Professoren können wertvolle Einblicke in den Ablauf des Referendariats geben, praktische Tipps teilen und im besten Fall auch Kontakte zu interessanten Ausbildungsstellen vermitteln. Solche persönlichen Empfehlungen sind oft besonders hilfreich, weil sie Erfahrungen aus erster Hand liefern und eine Orientierung in der Vielfalt möglicher Stationen geben.

Auch offizielle Stellen bieten nützliche Informationen: Häufig werden dort Erfahrungsberichte ehemaliger Referendare veröffentlicht oder Listen mit möglichen Stationen bereitgestellt. Wer diese Quellen systematisch nutzt und frühzeitig Informationen sammelt, kann seine Bewerbungsstrategie gezielt planen und die eigenen Chancen erhöhen, die Wunschstationen zu ergattern.

Fazit

Der Übergang vom Studium in das Referendariat markiert eine Phase des Umbruchs, sowohl in organisatorischer, inhaltlicher als auch persönlicher Hinsicht, denn im Referendariat stehen plötzlich praktische Aufgaben, prozessuale Abläufe und neue Anforderungen im Vordergrund. Bevor man in den juristischen Ausbildungsdienst startet, gilt es, die regelmäßig anfallende Wartezeit sinnvoll zu nutzen. Dies umfasst etwa die kontinuierliche Wiederholung des Examensstoffes, das Sammeln praktischer Erfahrungen oder den Erwerb von Zusatzqualifikationen.

Mit Beginn des Referendariats lohnt es sich, die Stationen frühzeitig zu planen. Wer schon vorab Wunschstationen und Bewerbungsfristen im Blick hat, kann gezielt Schwerpunkte setzen und sich schnell auf den inhaltlichen Stoff konzentrieren, um damit die Grundlage für einen erfolgreichen Start ins Referendariat zu legen.

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