Gewerblicher Rechtsschutz: Interview mit RA Göken (WBS.LEGAL)

Können Sie sich zunächst bitte kurz vorstellen? 

Mein Name ist Manuel Göken und ich bin seit 2022 als Rechtsanwalt im Gewerblichen Rechtsschutz bei WBS.LEGAL tätig. Ich stamme gebürtig aus dem Ruhrgebiet, wo ich zunächst an der Ruhr-Universität Bochum Rechtswissenschaften studiert habe, bevor mich der Schwerpunktbereich im Unternehmensrecht an die Universität zu Köln geführt hat. Seitdem bin ich Wahl-Kölner und fühle mich im Rheinland bestens aufgehoben.

Bereits während des Studiums durfte ich verschiedene interessante Erfahrungen sammeln, die letztlich auch ausschlaggebend für meine jetzige Tätigkeit waren. Bei dem gemeinnützigen Verein VIA Studentische Unternehmensberatung konnte ich bereits frühzeitig rechtliche und wirtschaftliche Themen miteinander verbinden und Unternehmen in der Gründungsphase und bei unterschiedlichsten Projekten begleiten. Zudem habe ich seit meinen Anfängen in Köln neben dem Studium und Referendariat insgesamt sechs Jahre in der Redaktion von Legal Tribune Online gearbeitet und mich mit aktuellen rechtlichen Themen auseinandergesetzt, um diese für interessierte Leser verständlich zu präsentieren.  

Neben der Arbeit darf bei mir aber auch der sportliche Ausgleich nicht zu kurz kommen. Ich messe mich gerne in vielfältigen sportlichen Wettkämpfen, um dabei den Kopf freizubekommen.

Womit müssen Jurist:innen an einem typischen Arbeitstag im Gewerblichen Rechtsschutz rechnen? Was umfasst dieses Rechtsgebiet?

Der Gewerbliche Rechtsschutz umfasst viele einzelne Rechtsgebiete, die sich mit dem Schutz von geistigem Eigentum und dem Wettbewerbsrecht befassen. Dabei ist der Arbeitsalltag abwechslungsreich. Zudem ist bei zumeist kurzen Fristen von wenigen Tagen ein schnelles Handeln gefragt.  

Regelmäßig treten zum Beispiel Mandanten an die Kanzlei heran, weil sie mit einer Abmahnung konfrontiert sind. Dort wird ihnen als Unternehmer etwa vorgeworfen, im geschäftlichen Verkehr vermeintlich eine fremde Marke für den Vertrieb ihrer Produkte verwendet oder zu weitreichende Werbeaussagen getroffen zu haben. Die Aufgabe besteht dann darin, in kurzer Zeit die bestmögliche Verteidigungsstrategie zu erarbeiten, wobei neben einer rechtlichen Bewertung immer auch die Wirtschaftlichkeit in den Blick zu nehmen ist. Umgekehrt kommen Mandanten auch oft auf uns zu, um sich über das Verhalten ihrer Wettbewerber zu beschweren. Hier geht es darum, die Rechte der Mandanten aktiv zu verteidigen und das Verhalten umgehend zu verhindern bzw. schlussendlich gerichtlich unterbinden zu lassen.    

Abgesehen von der Abwicklung von Streitigkeiten und Konflikten bietet der Gewerbliche Rechtsschutz auch viele präventive Maßnahmen, um Mandanten dabei zu unterstützen, rechtliche Risiken zu minimieren und ihre Rechte proaktiv zu schützen. Dazu gehören die Beratung bei der Markenanmeldung und -verwaltung, die Überprüfung von Werbeauftritten und Produktgestaltungen sowie die Vertragserstellung im Rahmen einer Lizenzvergabe.

Was hat Sie dazu bewogen, sich für eine Tätigkeit in diesem Rechtsgebiet zu entscheiden? In welchem Karrierestadium fiel die Entscheidung, anwaltlich in diesem Bereich tätig zu werden?

Mein Interesse für wirtschaftliche Zusammenhänge bestand grundsätzlich schon während des Studiums. Dennoch war mir der Gewerbliche Rechtsschutz die längste Zeit ehrlich gesagt eher unbekannt. 

Es war erst eine Tätigkeit neben dem Referendariat bei WBS.LEGAL, die mir einen unmittelbaren Einblick in den Rechtsbereich verschaffte und mein Interesse weckte. Letztlich haben mir die vielfältigen und spannenden Aufgaben so viel Freude bereitet, dass ich mich dazu entschieden habe, als Anwalt im Gewerblichen Rechtsschutz zu arbeiten. 

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Was sind Ihrer Meinung nach die spannendsten bzw. schwierigsten Herausforderungen in dem Rechtsgebiet?

Für mich als Anwalt sind die spannendsten und gleichzeitig herausforderndsten Aspekte oft eng mit der Vielfalt der Unternehmen und ihren Geschäftsideen verbunden, die sich bei ihrer Gründung, Expansion oder schlicht bei der täglichen Arbeit ergeben. Von aufstrebenden Start-ups bis hin zu etablierten Unternehmen… es geht häufig darum, sie bei der Entwicklung oder Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen zu unterstützen. 

Dabei stößt man immer wieder auf ein breites Spektrum an Geschäftsideen, die einen von schmunzelnd bis erstaunt zurücklassen können. Das Erleben des kreativen Prozesses und die Möglichkeit, Unternehmen bei der Verwirklichung ihrer Visionen zu helfen, ist faszinierend und herausfordernd zugleich. Die dynamische Natur des Rechtsgebiets und die Vielfalt der rechtlichen Fragestellungen bieten ständig neue und interessante Herausforderungen, die es zu meistern gilt.

Welche Soft Skills sind für eine anwaltliche Tätigkeit in diesem Bereich vorteilhaft bzw. notwendig? Auf welche Anforderungen der Branche müssen sich Bewerber:innen hier einstellen?

Insgesamt lässt sich sagen, dass für eine anwaltliche Tätigkeit im Gewerblichen Rechtsschutz sicherlich eine Kombination aus juristischem Fachwissen und wirtschaftlichem Verständnis förderlich ist. Wie es der Obergriff schon ausdrückt, hat man es fast ausschließlich mit Gewerbetreibenden und Unternehmern zu tun. 

Es ist daher schon vorteilhaft, die wirtschaftlichen Zusammenhänge und Ziele der Mandanten zu verstehen. Denn das ermöglicht es einem nicht nur, die rechtlichen Herausforderungen besser nachzuvollziehen, sondern auch alternative Lösungsansätze aufzuzeigen, wenn sich ein Vorhaben rechtlich nicht in der geplanten Form umsetzen lässt.

Welche Aus- und Weiterbildung im Bereich Gewerblicher Rechtsschutz würden Sie Junganwält:innen ans Herz legen?

Der Gewerbliche Rechtsschutz steht während des Studiums oder Referendariats nicht auf der Tagesordnung. Wenn man sich nicht aktiv dazu entscheidet, in dieses Rechtsgebiet einzutauchen, wird es während der Ausbildung zumeist keinerlei Berührungspunkte geben. 

Wer sich für den aus meiner Sicht äußerst spannenden und vielfältigen Rechtsbereich interessiert, kann theoretisches Fachwissen über die entsprechende Wahl des universitären Schwerpunktbereichs erlangen. Für einen Einblick in die praktische Arbeit bietet sich während des Studiums ein Praktikum oder die Tätigkeit als Werkstudent, während des Referendariats die Ausbildung in der Anwalts- oder Wahlstation an. Wir bemühen uns in der Kanzlei etwa, Interessierten in jedem Karrierestadium Erfahrungen nah an der täglichen Mandatsarbeit zu ermöglichen.     

Allen denjenigen, die sich vertieft mit dem Gewerblichen Rechtsschutz auseinandersetzen wollen und die auch schon erste praktische Erfahrungen gesammelt haben, steht der Erwerb eines Fachanwaltstitels offen. 

Welche Zukunftsaussichten sehen Sie für Berufseinsteiger:innen in diesem Rechtsgebiet?

Ich sehe die Zukunftsaussichten für Berufseinsteiger im Gewerblichen Rechtsschutz als unverändert gut an. Es ist ein dynamisches und vielseitiges Rechtsgebiet, das naturgemäß an die Wirtschaft gekoppelt ist und daher stetig wächst, sich weiterentwickelt und einem regelmäßigen Wandel unterliegt. 

In einer globalisierten und digitalisierten Welt investieren Unternehmen verstärkt in den Schutz ihres geistigen Eigentums, um sich in einem wettbewerbsintensiven Umfeld abzusichern und Innovationen zu fördern. Dies führt zu einer konstanten Nachfrage nach rechtlicher Beratung und Unterstützung in diesem Bereich. Letztlich bestehen vielfältige Möglichkeiten für eine lohnende und erfüllende Karriere.

Welchen Ratschlag würden Sie am Gewerblichen Rechtsschutz interessierten Nachwuchsjurist:innen mit auf den Weg geben?

Behaltet stets das große Ganze im Blick. Der Gewerbliche Rechtsschutz umfasst, wie bereits angesprochen, eine Vielzahl von Rechtsgebieten. Es ist verlockend und auch nachvollziehbar, sich auf einen spezifischen Unterbereich zu fokussieren. Dabei sollte man aber nicht den Fehler begehen, die Verbindungen und Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Rechtsgebieten aus den Augen zu verlieren.

In der Beratungspraxis zeigt sich immer wieder, dass Ansprüche in Konfliktfällen gebietsübergreifend abgeleitet werden können. Wenn es beispielsweise um das Thema Produktnachahmungen geht, berührt die rechtliche Auseinandersetzung neben dem Wettbewerbsrecht auch Fragen des Marken-, Urheber- und Designrechts (die technischen Schutzrechte ausgeklammert). 

Daher ist es entscheidend, ein ganzheitliches Verständnis für die verschiedenen Rechtsgebiete zu entwickeln und das Zusammenspiel zwischen ihnen zu verstehen. So werdet ihr in der Lage sein, eure Mandanten effektiv zu beraten, ihre Interessen zu vertreten und innovative Lösungen für mitunter komplexe rechtliche Herausforderungen zu entwickeln. 

Vielen Dank für die Zeit und das Interview, Herr Göken!

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