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Bau- und Architektenrecht: Interview mit Dr. Frank Beitz (FPS)

Im Rahmen unserer Interviewreihe "Berufsspecials" berichtet Rechtsanwalt Dr. Frank Beitz von FPS über die Anforderungen und Perspektiven einer anwaltlichen Tätigkeit im Bereich des Bau- und Architektenrechts.
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Bau- und Architektenrecht: Interview mit Dr. Frank Beitz (FPS)

Könnten Sie sich zunächst bitte kurz vorstellen?

Mein Name ist Dr. Frank Beitz. Nach dem Studium und der Promotion an der Universität Göttingen wurde ich im Referendariat einer Baukammer am Landgericht Göttingen zugewiesen. Für mich war das der erste Berührungspunkt mit dem Privaten Bau- und Architektenrecht. Da ich das Rechtsgebiet damals als sehr spannend und praxisnah empfand, habe ich mich anschließend für die Anwaltsstation im Referendariat gezielt bei den führenden deutschen Kanzleien in diesem Bereich beworben. Für mich war relativ früh klar, dass ich in einer deutschen mittelständischen Kanzlei arbeiten wollte, die mir gleichzeitig die Möglichkeit bot, große Mandate auf hohem Niveau zu bearbeiten. So kam ich zu FPS. Offensichtlich habe ich mich seinerzeit ganz gut angestellt, denn zum Ende meiner Anwaltsstation wurde mir ein Arbeitsvertrag als Rechtsanwalt angeboten. So habe ich dann noch die Wahlstation bei FPS drangehängt und im Frühjahr 2008 meine Tätigkeit als Associate begonnen. Drei Jahre später habe ich den Fachanwaltstitel im Bau- und Architektenrecht erworben, wurde im Jahr 2013 zum Associate Partner und im Jahr 2015 zum Equity Partner ernannt. Seitdem habe ich gemeinsam mit meinen beiden ehemaligen Referendar-Ausbildern das Private Bau- und Architektenrecht weiter ausgebaut. Insgesamt eine recht typische Karriere bei FPS. Viele meiner Partner:innen waren bereits als Referendar:innen bei FPS tätig. Dies macht die Kanzlei auch ein wenig aus.

In meiner Freizeit verwende ich viel Zeit auf den Laufsport. Ich nehme recht ambitioniert an Laufwettkämpfen vom 10 km-Lauf bis zum Marathon teil. Meinen Urlaub verbringe ich gerne aktiv, z. B. beim Bergsteigen.

Wie kam es zu Ihrer Spezialisierung auf das Bau- und Architektenrecht – in welchem Karrierestadium fiel die Entscheidung, darin tätig sein zu wollen?

Wie zuvor beschrieben kam ich, im Referendariat eher zufällig über die Zuweisung in eine Baukammer zum Privaten Bau- und Architektenrecht. Die Arbeit im Referendariat und vor allem auch das Team bei FPS machten mir die Entscheidung dann leicht. Zudem empfand ich es als sehr angenehm, dass man sich mit den im Studium erworbenen Kenntnissen im Zivilrecht schnell in dem Rechtsgebiet zurechtfindet.

Inwieweit sind Ihre Erwartungen an die Tätigkeit in diesem Bereich erfüllt worden? Was waren Ihre größten Überraschungen?

Da ich durch mein Referendariat bei FPS schon wusste, was mich erwartet und ich als Referendar schon vollumfänglich in die Mandatsarbeit eingebunden wurde, gab es für mich wenig Überraschungen in meiner späteren Anwaltstätigkeit. Am überraschendsten war vermutlich, wie „locker“ der Umgang am Bau ist und dass sich auch Freundschaften mit Mandanten entwickeln können.

Was macht das Bau- und Architektenrecht für Sie zu einem besonders spannenden Rechtsgebiet?

Die Abwechslung, die mir das Rechtsgebiet bietet. Aus meiner Sicht handelt es sich um eines der spannendsten und vielfältigsten Gebiete, in denen man als Anwalt tätig sein kann. Das Private Bau- und Architektenrecht bietet neben einer technischen Komponente von der Beratungstätigkeit über Vertragsgestaltung und -verhandlung bis zur gerichtlichen Auseinandersetzung alles, was man sich unter einer klassischen Anwaltstätigkeit vorstellen kann. Mich begeistert bis heute, meine Tätigkeit nicht nur am Schreibtisch auszuüben, sondern auch Baustellen zu besuchen und Dinge vor Ort anzuschauen, Ortstermine mit Sachverständigen wahrzunehmen oder im Baucontainer zu verhandeln. Wahrscheinlich gibt es kaum ein Rechtsgebiet, in dem man als Anwalt die Möglichkeit hat, so oft abseits des Schreibtisches zu arbeiten.

Welche typischen rechtlichen Fragestellungen begegnen Ihnen in Ihrer täglichen Arbeit in diesem Bereich? Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Typisch für meinen Arbeitsalltag ist, dass ich maximal 50 % von dem schaffe, was ich mir vorgenommen habe. Da ich relativ viel in der baubegleitenden Beratung tätig bin und in der Regel mehrere Großprojekte gleichzeitig berate, kommt es fast täglich zu Anfragen, die schnell bearbeitet werden müssen. Die eine typische Fragestellung gibt es hierbei nicht. Ein Vorurteil, mit dem ich an dieser Stelle gerne aufräumen möchte, ist, dass im Privaten Baurecht vor allem über Mängel gestritten wird. Dies ist der geringste Teil meiner Tätigkeit. Klassische Streitpunkte sind vielmehr Vergütungs- und Nachtragsforderungen, Leistungsverzug, Behinderungen, Kündigungssachverhalte uvm.

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Was sind Ihrer Meinung nach die schwierigsten Herausforderungen im Bau- und Architektenrecht?

Zu Beginn ist dies wahrscheinlich die technische Komponente des Rechtsgebiets, wobei ich gerade diese sehr spannend finde. Oftmals spielen technische Sachverhalte in die rechtlichen Fragestellungen hinein. Mit der Zeit gewinnt man viel an technischem Knowhow dazu und manchmal denke ich, ich wäre selbst schon ein halber Ingenieur, letztlich arbeiten wir aber in der Regel eng mit Technikern oder Sachverständigen zusammen und dürfen auch keine Scheu haben, zu fragen, wenn wir technische Themen nicht verstehen.

Welche Soft Skills, Fähigkeiten und Kenntnisse sind Ihrer Meinung nach besonders wichtig, um im Bau- und Architektenrecht erfolgreich zu sein? Auf welche Anforderungen der Branche müssen sich Bewerber:innen einstellen?

Am Bau herrscht ab und zu schon ein etwas rauerer Ton, gerade auch in Verhandlungen, ob außergerichtlich oder vor Gericht. Ein gesundes Selbstbewusstsein und keine Angst „dagegen zu halten“ helfen auf jeden Fall. Gleichzeitig ist es wichtig, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie man in welcher Verhandlungssituation zum gewünschten Ergebnis kommt und bei welchem Verhandlungspartner es wichtig ist, vermittelnd aufzutreten. Da es sich um ein Rechtsgebiet handelt, bei dem neben der rechtlichen Einordnung auch die vollständige Sachverhaltserfassung sehr wichtig ist und es sich oftmals um umfangreiche und komplexe Sachverhalte handelt, ist der Spaß am sorgfältigen Arbeiten ein Muss. 

Gibt es spezielle Aus- und Weiterbildungen oder Fachveranstaltungen, die Sie am Bau- und Architektenrecht interessierten Nachwuchsjurist:innen empfehlen würden? Wie wichtig ist Ihrer Ansicht nach die Erlangung des Fachanwaltstitels in diesem Rechtsgebiet?

An der Universität in Marburg kann eine Zusatzqualifikation im Privaten Bau- und Architektenrecht erworben werden. Aus meiner Sicht ist das ein sehr hilfreicher und guter Einstieg in das Rechtsgebiet. Im Studium kommt man ansonsten eher mit dem öffentlichen Baurecht in Berührung. Außerdem würde ich Nachwuchsjurist:innen im Bau- und Architektenrecht immer empfehlen, einen Fachanwaltslehrgang zu besuchen. 

Welche Anforderungen stellt FPS an Berufseinsteiger:innen für eine Tätigkeit in diesem Bereich? Erwarten Sie von Anfang an eine Spezialisierung im Bau- und Architektenrecht oder findet ein “training on the job” statt?

Wir erwarten von Bewerbenden keine Vorkenntnisse im Privaten Bau- und Architektenrecht. Da es sich um ein Rechtsgebiet handelt, das sehr stark durch das allgemeine und besondere Zivilrecht (mit den Besonderheiten der VOB/B) geprägt ist und viel forensische Tätigkeit beinhaltet, können auch Berufseinsteiger:innen ohne fachliche Vorkenntnisse von Anfang an mit den im Studium und Referendariat erworbenen Kenntnissen sehr gut im Team mitarbeiten. Die Spezialisierung erfolgt dann bei uns durch die Ausbildung „on the job“.

Welche Zukunftsaussichten sehen Sie für Berufseinsteiger:innen in diesem Gebiet?

Gebaut wird immer und gerade in den kommenden Jahrzehnten wird es sicherlich viel Bautätigkeit geben, ob nun im Infrastrukturbereich oder im Hochbau. In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben wohl mehr Anwält:innen ihre Tätigkeit in vermeintlich „moderneren“ Rechtsgebieten aufgenommen. Nach meiner Wahrnehmung scheiden derzeit deutlich mehr im Bau- und Architektenrecht spezialisierte Anwält:innen altersbedingt aus dem Berufsleben aus, als junge Kolleg:innen nachkommen. Wir selbst merken dies deutlich am Mandatszuwachs. Aus meiner Sicht sind die Zukunftsaussichten für das Rechtsgebiet daher durchaus positiv.

Was würden Sie interessierten Studierenden, Referendar:innen sowie Berufseinsteiger:innen raten, die eine Karriere im Bau- und Architektenrecht anstreben? Welche Schwerpunkte sollten Sie bereits in ihrer Ausbildung legen?

Ich würde empfehlen, die Chance zu nutzen und die Anwaltsstation im Referendariat in einer der in diesem Bereich spezialisierten Kanzleien zu absolvieren. Gerade das Bau- und Architektenrecht ist hierbei eine perfekte Vorbereitung für die Klausuren im zweiten Staatsexamen. Ich selbst habe jedenfalls seinerzeit von meiner Referendartätigkeit im Bau- und Architektenrecht stark profitiert. 

Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Beitz!


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