Können Sie sich zunächst kurz vorstellen?
Mein Weg zum Beruf als Anwältin in einer Wirtschaftskanzlei war keineswegs gradlinig. Aufgrund meiner Begeisterung für Literatur und Medien hatte ich nach dem Abitur den Wunsch Journalistin zu werden, weshalb ich zunächst Sprach- und Literaturwissenschaften studierte.
Selbst nach meinem Wechsel zum Jurastudium hatte ich weiter vor, nur das erste Examen zu machen und dann bei einer Zeitung oder einem Medienunternehmen tätig zu werden. Heute bin ich froh, dass ich meine Meinung geändert, beide Examina gemacht habe und als Anwältin in einer Wirtschaftskanzlei tätig bin.
Meinen Interessen treubleibend habe ich in meinem ersten Berufsjahr fast ausschließlich urheberrechtliche Themen im Bereich Film bearbeitet, bevor ich dann zu Arqis gewechselt bin und meine Tätigkeit auf andere Bereiche des IP-Rechts sowie den Bereich Commercial ausgeweitet habe.
Meiner Begeisterung für Bücher und Filme gehe ich nach wie vor in meiner Freizeit nach, was ich als schönen Ausgleich empfinde.
Womit müssen Juristinnen und Juristen an einem typischen Arbeitstag im IP-Recht rechnen?
Unser Arbeitstag ist vor allem abwechslungsreich.
Zunächst haben wir einige klassische IP-Mandate, in denen es maßgeblich um die Betreuung von Amts- und Gerichtsverfahren im Gewerblichen Rechtsschutz geht. Solche Mandate bedeuten häufig nicht nur umfangreiche Schriftsatzarbeit, sondern auch Recherchearbeit und Beschäftigung mit aktueller Rechtsprechung in der Vorbereitung.
Daneben entwerfen wir regelmäßig Verträge, etwa im Bereich von Lizenzeinräumungen, Softwareentwicklung oder der Übertragung von Rechten an Marken, Patenten oder Domains. Häufig entwickeln wir Verträge ganz individuell nach den Vorstellungen und rechtlichen Anforderungen eines Mandanten. Hier kann man (in den Grenzen der Gesetze) juristisch kreativ werden. Der enge Austausch mit den Mandanten sowie Verhandlungen mit den jeweiligen Vertragspartnern sind in diesem Bereich eine besondere Herausforderung, machen die Arbeit aber auch besonders spannend.
Da ARQIS eine Kanzlei mit Transaktionsschwerpunkt ist, arbeiten wir im Übrigen noch bei Due Diligence Prozessen mit. Hier werden im Rahmen eines Unternehmenserwerbs Informationen zusammengetragen, anhand derer wir eine rechtliche Überprüfung des Unternehmens vornehmen und das Ergebnis in Form eines Reports an den Mandanten berichten, der am Kauf des Unternehmens interessiert ist. In unserem Bereich bedeutet das, dass wir insbesondere prüfen, ob Marken, Designs, Urheber- und Lizenzrechte im Unternehmen ausreichend geschützt sind oder in diesem Bereich Risiken bestehen, die gegen einen Erwerb des Unternehmens sprechen. Auch diese Tätigkeit ist sehr spannend, da man Unternehmen ganz unterschiedlicher Art und Größe im Detail kennen- und auf diese Weise wirtschaftliche Gesamtzusammenhänge zu verstehen lernt.
Was hat Sie dazu bewogen, sich für eine Tätigkeit in diesem Rechtsgebiet zu entscheiden? In welchem Karrierestadium fiel die Entscheidung, anwaltlich in diesem Bereich tätig zu werden?
Aufgrund meines Interesses für Medien sowie allgemein das gesprochene und geschriebene Wort war der Weg ins IP-Recht naheliegend. Ich hatte diesen Bereich stets vor Augen, während des Studiums jedoch relativ wenig Berührungspunkte damit.
Direkt nach dem ersten Examen fing ich jedoch an, Praktika in Kanzleien mit einem Schwerpunkt im gewerblichen Rechtsschutz zu machen. Meine Anwaltsstation während des Referendariats habe ich bei einer Urheberrechtskanzlei absolviert und meine Wahlstation inhouse bei einem großen Verlagshaus. All das bestätigte mich in meinem Interesse und bewog mich dazu, meinen Berufsstart im IP-Recht zu machen.
Was sind Ihrer Meinung nach die spannendsten bzw. schwierigsten Herausforderungen im IP-Recht?
Der Bereich entwickelt sich insbesondere aufgrund seiner Schnittpunkte zum Medien- und IT-Recht ständig weiter. Aktuell etwa bekommen wir eine Ahnung davon, dass uns das Metaverse oder Internet 3.0 vor noch gänzlich unbekannte rechtliche Probleme stellen wird. Dieser ständige Wandel führt dazu, dass es nie langweilig wird, stellt einen aber auch fast täglich vor neue Herausforderungen.
Welche Soft Skills sind für eine anwaltliche Tätigkeit in diesem Rechtsgebiet vorteilhaft bzw. notwendig? Auf welche Anforderungen der Branche müssen sich Bewerber*innen hier einstellen?
Begeisterung für Wort und Schrift sowie ein sicherer Umgang hiermit sind im anwaltlichen Beruf stets wichtig, in unserem Bereich aber ganz besonders. Es sollte einem keine Probleme bereiten, in sicherem Deutsch und Englisch komplexe Schriftsätze oder Verträge zu formulieren. Ebenso ist ein souveräner Umgang mit Mandanten und Verhandlungspartnern essentiell. Wer den direkten Kontakt, der auch mal konfrontativ sein kann, scheut, ist in einem großen Unternehmen oder einer Behörde möglicherweise besser aufgehoben.
Welche Zukunftsaussichten sehen Sie für Berufseinsteiger*innen in diesem Rechtsgebiet?
Guter Nachwuchs wird immer gesucht und insbesondere im Bereich IP mit der Schnittstelle zum Daten-, Internet- und Medienrecht sind die Zukunftsaussichten aufgrund des Wachstumspotentials dieser Bereiche als äußerst positiv einzuschätzen.
Welchen Ratschlag würden Sie am IP-Recht interessierten Nachwuchsjuristinnen und -juristen mit auf den Weg geben?
Es ist aus meiner Sicht ratsam, sich in diesem Bereich, in dem man ganz unterschiedliche Schwerpunkte setzen kann, einen möglichst umfassenden Überblick zu verschaffen. Ich würde davon abraten, sich direkt zu Anfang auf einen sehr speziellen Bereich (etwa nur markenrechtliche Streitigkeiten) festzulegen, da man auf diese Weise nicht die Möglichkeit hat, die Vielschichtigkeit des IP-Rechts kennenzulernen.
Wer bereits im Studium und Referendariat ein entsprechendes Interesse entwickelt, sollte sich durch Praktika in kleineren und größeren Kanzleien sowie in Unternehmen einen Eindruck verschaffen.
Vielen Dank für die Zeit und das Interview, Frau Stratmann!
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