Der Weg als Jurist in die Medienbranche
Die Möglichkeiten nach dem Abschluss des Jurastudiums sind vielfältig. Neben dem 4-Punkte-Taxifahrer, dem 9-Punkte-Partner und dem 12-Punkte-Notar wird auch der Weg in die Medien für Juristen immer attraktiver. Ein prominentes Beispiel hierfür ist Claus Kleber – promovierter Jurist und Moderator des heute-Journals im ZDF.
Es erscheint jedoch schwer, die Brücke zwischen Recht und Journalismus zu schlagen. Wie wird man Pressesprecher einer Kanzlei? Wie Redakteur einer juristischen Zeitschrift, wie verfasst man eine Gerichtsreportage und vor allem – wie findet man den Weg zurück von ausschweifender juristischer Ausdrucksweise und verschachtelten Nebensätzen zu klarem Deutsch, das zum Lesen anregt und gleichsam informativ und prägnant ist?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich seit vielen Jahren das ITM (Institut für Informations- Telekommunikations- und Medienrecht) an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Das ITM organisiert hierzu im jährlichen Turnus die Zusatzausbildung „Journalismus und Recht“.
Voraussetzungen, Inhalte und Perspektiven der Zusatzausbildung „Journalismus und Recht“
Zu den Voraussetzungen, Inhalten, Perspektiven und dem Ablauf haben wir Herrn Jonas Völkel, verantwortlich für die Organisation der Zusatzausbildung, befragt.
Iurratio: Was muss man mitbringen, um einen der Plätze zu ergattern, wie hoch ist die Bewerberzahl normalerweise?
Herr Völkel: Wir verlangen von den Bewerbern neben einem Lebenslauf und einem Nachweis über Studienleistungen einen kurzen Text, in dem sie journalistisch über ein juristisches Thema schreiben. Die Bewerbungsunterlagen sollen uns zum einen ein Bild von der juristischen und gegebenenfalls journalistischen Vorbildung verschaffen.
Zum anderen wollen wir auch sehen, ob einer der begehrten Plätze bei dem jeweiligen Kandidaten gut investiert ist – sprich: Ob da jemand nur einen weiteren Posten für seinen Lebenslauf erzielen möchte oder wirkliches Interesse an der Materie mitbringt. Das ist für uns wichtig, weil das Seminar stark von der engagierten Mitarbeit der Teilnehmer lebt. Deshalb möchten wir uns auch anhand des eingereichten Textes ein Bild von den sprachlichen und kreativen Fähigkeiten des Bewerbers machen.
Die genaue Bewerberanzahl der letzten Jahre habe ich nicht präsent, sie liegt aber meist bei der etwa dreifachen Zahl der Seminarplätze.
Iurratio: Gibt es eine „typische“ Zielgruppe dieses Blockseminars oder sitzen Drittsemester und Promovenden neben erfahrenen Rechtsanwälten?
Herr Völkel: Die Zielgruppe haben wir mit „Jura-Studenten, Rechtsreferendare und junge Juristen“ sehr weit formuliert. In der Tat haben wir damit immer einen breit gefächerten Teilnehmerkreis. Die Veranstaltung ist aber weder für professionelle Journalisten, noch fest im Beruf stehende Juristen besonders geeignet.
Sie richtet sich an junge Menschen, die juristisch vorgebildet sind und in ihrer beruflichen Orientierung mit journalistischen Tätigkeiten liebäugeln. Das Seminar wird dabei interessanter, wenn die Teilnehmer aus möglichst verschiedenen Richtungen innerhalb dieser Zielgruppe kommen.
Iurratio: Bitte beschreiben Sie den Ablauf dieses Seminars. Was sind die Schwerpunkte und worauf zielt es ab?
Herr Völkel: Wie gesagt liegt das Ziel des Seminars darauf, den Teilnehmern einen Überblick über und einen Einblick in das Feld der Berufe auf der Schnittstelle zwischen Recht und Journalismus zu verschaffen. Daher haben wir viele Referenten, die jeweils in mehrstündigen Beiträgen ihr eigenes Berufsfeld nahebringen.
Sie halten keine stundenlangen Monologe, sondern beziehen die Teilnehmer aktiv mit ein. Zum Beispiel wird gemeinsam eine Verhandlung im Gericht besucht und anschließend – nach theoretischer Einführung – von jedem Teilnehmer eine Reportage verfasst und besprochen. Manchmal sind die produzierten Texte so druckreif, dass der Teilnehmer das Angebot bekommt, ihn in der entsprechenden Zeitung oder Zeitschrift zu publizieren. Die Woche ist sehr dicht und lebhaft und man kann unheimlich viel mitnehmen.
Iurratio: Im Laufe des Seminars werden einige Praktiker referieren, aus welchen Bereichen stammen diese?
Herr Völkel: Mit den Referenten möchten wir natürlich auch das breite Feld der Berufe zwischen Journalismus und Recht abdecken. Daher stammen die Praktiker zum einem aus dem stärker journalistischen Bereich – Redakteure in Rundfunk, allgemeiner und Fachpresse sowie freien Journalisten und von der Journalistenschule. Zum anderen sind es aber auch Pressesprecher von Kanzleien, der Staatsanwaltschaft oder dem Gericht.
Iurratio: Wenn man am Ende der Zusatzausbildung zurückblickt, was hat man gelernt? Wird sich der Wunsch, in den Journalismus zu gehen verfestigen?
Herr Völkel: Das kommt darauf an, mit welchen Erwartungen man in die Zusatzausbildung geht. Wir wollen ein möglichst realistisches Bild der Berufe vermitteln; das heißt, sowohl die Möglichkeiten als auch Schwierigkeiten aufzuzeigen. Und dann kommt noch dazu, dass man in den gemeinsamen Übungen eine kleine Idee davon bekommen kann, ob einem diese Form der Arbeit persönlich liegt oder nicht.
Iurratio: Welche Vorteile hat Ihrer Auffassung nach ein Jurist im Journalismus? Welche Perspektiven gibt es für Absolventen, die sich für einen Einstieg in den Journalismus interessieren?
Herr Völkel: Die Referenten haben so gut wie alle ihre journalistische Laufbahn mit einem Jurastudium begonnen oder zumindest begleitet. Sie kennen sich also bestens damit aus, welche Wege es für Juristen in den Journalismus gibt. Oft wird betont, dass eine rein journalistische Ausbildung wenig gefragt ist.
Ein eigenes Fach – insbesondere Jura – ist hier mehr als hilfreich. Die präsentierten Tätigkeitsfelder sind ganz oft mit Quereinsteigern besetzt. Eine Veranstaltung wie das Seminar Journalismus & Recht hilft letztlich auch, einen Anschluss durch Kontakt zu den Praktikern zu finden.
Unser Fazit
Wie Jonas Völkel dargestellt hat, ist diese Zusatzausbildung eine tolle Gelegenheit für jeden, der über den Tellerrand der juristischen Ausbildung hinwegblicken möchte. Sie gibt einen in Deutschland einmaligen Einblick in die Arbeit von Praktikern und ermöglicht, die eigenen Pläne und Visionen zu hinterfragen.
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