Berufsspecial
Aktien- und Kapitalmarktrecht
Praxis
Keine falsche Scheu!
Auch wenn man als junge/r Jurist*in bisher eher wenig Berührung mit dem Aktien- und Kapitalmarktrecht hatte, reizt der Bereich viele Berufseinsteiger*innen aufgrund seines dynamischen und vielseitigen Charakters. Einige suchen bereits im universitären Schwerpunkt die Nähe zum Aktien- und Kapitalmarktrecht oder begeben sich im Referendariat in eine hierauf spezialisierte Kanzlei. Das fordernde und zugleich aufregende Gebiet ist unter den frischgebackenen Juristen und Juristinnen sehr beliebt. Dies liegt unter anderem auch an den herausragenden Karrierechancen!
Die Beratung börsennotierter Unternehmen und ihrer Aktionäre ist anspruchsvoll und verlangt ein hohes Maß an rechtlicher Expertise. Proportional zu den Anforderungen an die Organmitglieder in den jeweiligen Unternehmen steigt auch der Beratungsbedarf. In Anbetracht der Vielzahl und Komplexität der damit einhergehenden Aufgaben und der kontinuierlichen wirtschaftlichen Entwicklungen sind Juristen und Juristinnen, die sich auf dieses Gebiet spezialisiert haben, sehr gefragt.
Tätigkeitsfelder im Aktien- und Kapitalmarktrecht
Wie keine andere Rechtsform in Deutschland sticht die Aktiengesellschaft durch ihre komplexe und reglementierte Struktur hervor. Es werden hohe Anforderungen an die Organe der Gesellschaft gestellt. Um diesen gerecht zu werden, bedürfen sie daher der Hilfe eines ausgewiesenen Experten/einer ausgewiesenen Expertin im Aktien- und Kapitalmarktrecht.
Junge Juristen und Juristinnen erwartet in diesem Bereich ein spannender und vielfältiger Tätigkeitsmix: Angefangen bei der Beratung von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern in aktienrechtlichen Angelegenheiten bis hin zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der jährlichen Hauptversammlung von Unternehmen, umfasst das Gebiet ein inhaltsreiches Spektrum. Das Beratungsfeld erstreckt sich dabei über viele komplexe Themenbereiche wie zB. die Planung und Durchführung von Strukturmaßnahmen oder die Unterstützung bei Unternehmenstransaktionen. Insofern ergibt sich auch eine Schnittstelle zum Bereich Mergers & Acquisitions. Der Rechtsanwalt bzw. die Rechtsanwältin im Aktien- und Kapitalmarktrecht nimmt jedoch nicht nur am Beratungstisch Platz; regelmäßig übernimmt er oder sie auch die gerichtliche Vertretung in aktienrechtlichen Streitigkeiten, insbesondere im Rahmen von Anfechtungs- und Nichtigkeitsklagen sowie in Spruchverfahren im Nachgang einer Hauptversammlung.
Auch bedeutende und rechtlich verzwickte Fragestellungen zum Insiderrecht, zur Ad-hoc-Publizität und zu weiteren Mitteilungs- und Meldepflichten nach dem Wertpapierhandelsgesetz können Gegenstand des Arbeitsalltags eines/einer Aktien- und Kapitalmarktrechtler*in sein.
Die Arbeit des Vorstands und Aufsichtsrats muss sich stets am geltenden Recht ausrichten. Aufgrund der sich fortlaufend ändernden Richtlinien, Vorschriften und Praktiken ist hier ein Rechtsexperte beziehungsweise eine Rechtsexpertin von Nöten, der oder die den Überblick behält und die regelkonforme Unternehmensleitung durch seine/ihre Beratung und Vertretung sicherstellt. Als Jurist*in bewegt man sich folglich in einem Gebiet mit mannigfachen Problemstellungen und hat als Rechtsberater*in Raum für kreative Lösungsansätze.
Berufschancen & Gehälter
Berufsaussichten – Was sind meine Möglichkeiten?
Als Rechtsanwalt bzw. Rechtsanwältin, der/die sich aufs Aktien- und Kapitalmarktrecht spezialisiert hat, ist man insbesondere bei wirtschafsrechtlich ausgerichteten großen und mittelständischen Kanzleien gefragt. Sie betreuen viele große Unternehmen und benötigen dafür ausgewiesene Experten und Expertinnen in diesem Bereich. Attraktiv für Aktien- und Kapitalmarktrechtler*innen sind auch Stellen in der Rechtsabteilung einer Bank, der Bankaufsicht oder anderen Finanzdienstleistern.
Gute Leistung = Perfektes Gehalt!
Das Aktien- und Kapitalmarktrecht zählt wie der Bereich M&A zu den ertragreichsten Gebieten für Anwälte und Anwältinnen. Die Gehälter variieren dabei je nach Kanzleiform stark und die Spannweite innerhalb der einzelnen Formen ist groß. Am lukrativsten zeigen sich Großkanzleien: Hier locken Bruttojahresgehälter in Höhe von durchschnittlich 130.000€ die Juristen und Juristinnen an.** Dort erwarten Berufsanfänger*innen sogar bis zu 169.000€!** Die Kanzleiboutiquen und mittelständischen Kanzleien liegen mit einem Durchschnittsgehalt von 118.460€ bzw. 86.160€ dahinter zurück, wenngleich es immer noch sehr lohnenswerte Gehälter sind** Na dann mal ran!
Bildung
Fachanwaltstitel im Bank- und Kapitalmarktrecht
Zwar kann kein Fachanwaltstitel speziell im Aktien- und Kapitalmarktrecht, wohl aber im Bank- und Kapitalmarktrecht erworben werden. Denkbar wäre auch ein für das Aktien- und Kapitalmarktrecht bedeutender Titel im Handels- und Gesellschaftsrecht. Bis zu drei Fachanwaltstitel sind laut der FAO zulässig, sodass auch eine Zusammenführung von zwei oder mehr Titeln erfolgen kann.
Die zuständige Rechtsanwaltskammer, der der Rechtsanwalt/die Rechtsanwältin angehört, verleiht nach Maßgabe der Fachanwaltsordnung (FAO) die Berechtigung zum Führen der Fachanwaltsbezeichnung. Voraussetzungen für diese Verleihung sind:
- dreijährige Zulassung und Tätigkeit innerhalb der letzten sechs Jahre vor Antragstellung (§3 FAO)
- Antragstellung bei der zuständigen Rechtsanwaltskammer (§22 FAO)
- Nachweis besonderer theoretischer Kenntnisse (§§ 4, 4a und 6 FAO)
- Nachweis besonderer praktischer Erfahrungen (§§ 5, 6 FAO)
Zudem muss er/sie besondere Kenntnisse in den in § 14l FAO genannten Bereichen nachweisen.
Promotion und LL.M. im Aktien- & Kapitalmarktrecht
Natürlich besteht auch in diesem vielfältigen Berufsfeld die Möglichkeit zu promovieren oder einen Master of Laws zu erwerben. Zum Beispiel bietet die Goethe-Universität Frankfurt am Main den LL.M. „Finance“ an (Dauer: 2 Semester; Kosten: 20.000€).
Wer den LL.M. gerne im Ausland absolvieren möchte, hat hier zahlreiche Perspektiven: An der Donau-Universität Krems in Österreich gibt es das deutsch-englische LL.M.-Programm „Bank- und Kapitalmarktrecht“, das 4 Semester dauert und 11.900€ kostet.
Ebenfalls zweisprachig ist der LL.M. „Bankrecht und Europäisches Finanzrecht“ an der Universität Luxemburg. Der englisch-französische Master ist auf 2 Jahre in Teilzeit ausgelegt und kostet pro Semester 200€. In der Schweiz kann innerhalb von 1-2 Jahren in Voll- oder Teilzeit der Master „Internationales Banken-, Kapitalmarkt- und Versicherungsrecht“ absolviert werden (Kosten: umgerechnet ca. 29.700€).
Rein englischsprachige Programme bieten zB. die University of Bristol Law School in Großbritannien mit ihrem Master in „Banking and Finance Law“ (Dauer: 1-2 Jahre in Voll- oder Teilzeit; Kosten: umgerechnet ca. 22.000€) und die Boston University School of Law mit ihrem Master “Banking and Financial Law” (Dauer: 2 Semester in Vollzeit oder 8 Semester in Teilzeit) an.
Die erfreuliche Nachricht: Der LL.M. im Bereich des Kapitalmarkt- und Finanzrechts ist vielerorts berufsbegleitend möglich! Die schlechte Nachricht ist hingegen der Kostenpunkt. Angesichts der unabhängig vom Land ohnehin hohen Kosten liegt es aber nahe, ein ausländisches Programm zu wählen, sollte man sich für einen Master auf diesem Gebiet entscheiden. Dann wirft man nicht nur den Blick über den „deutschen juristischen Tellerrand“ hinaus, sondern erweitert auch seine Fremdsprachenkenntnisse, womit man vor späteren potenziellen Arbeitgebern natürlich noch besser dasteht!
** basierend auf unserer Umfrage von 143 Kanzleien.
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