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Soft Skills im Rahmen der universitären Ausbildung

Dieser Beitrag beleuchtet, welche "weichen Faktoren" zum Handwerkszeug eines angehenden Juristen gehören und stellt die universitären Soft Skill-Angebote auf den Prüfstand.
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Fundiertes rechtliches Fachwissen alleine stellt keine Brücke zum Mandanten im Beratungsgespräch her.

A. Einleitung

„Wir suchen zur Verstärkung unseres Teams Berufseinsteiger (m/w), die dynamisch, teamfähig, zuverlässig und verhandlungsstark sind “ – so könnte der Anfang einer typischen Stellenanzeige lauten. Auch Arbeitgeber für Nachwuchsjuristen, wie zum Beispiel Kanzleien, suchen zunehmend Berufseinsteiger, die neben juristischen Kenntnissen und Qualifikationen weiche Faktoren mitbringen.

Grund genug für die juristischen Fakultäten, in der universitären Ausbildung neben Hard Skills, also juristischem Fachwissen, auch vermehrt Soft Skills zu vermitteln. Dieser Beitrag beleuchtet, welche weiche Faktoren zum Handwerkszeug eines angehenden Juristen gehören und stellt die universitären Soft Skill-Angebote auf den Prüfstand.

B. Soft Skills

Unter Soft Skills versteht man „Sozialkompetenzen“ oder „Schlüsselqualifikationen“. Vor allem das zweite Synonym lässt vermuten, dass ein Jurist ohne diese Qualifikationen nicht den Schlüssel zum beruflichen Erfolg hat. Auch wenn Universitäten, potenzielle Arbeitgeber und Studenten unter Soft Skills nicht immer das Gleiche verstehen, zählen alle Gruppen meist Begriffe wie Kommunikationsfähigkeit, Zeitmanagement, Methodik, Teamfähigkeit zu den weichen Faktoren.

C. Das universitäre Soft Skill-Angebot

Fest steht: Um sein fachliches Wissen erfolgreich in der Praxis anwenden zu können, muss der Nachwuchsjurist Soft Skills mitbringen. Fundiertes rechtliches Fachwissen alleine stellt keine Brücke zum Mandanten im Beratungsgespräch her.

Ein Schriftsatz überzeugt nur dann, wenn er entsprechend aufgebaut und ausgefeilt ist und in einem Verhandlungsgespräch kommt es auf Taktik und Gesprächsführung an. Bereits während des Studiums spielen Soft Skills eine wichtige Rolle. Oft hört man den Satz „Die mündliche Examensprüfung sollte nicht die erste Gelegenheit eines Vortrags sein.“

Rhetorische Fähigkeiten sind für die mündlichen Prüfungen im Rahmen der Ersten juristischen Prüfung unabdingbar.[2] Der Grund: Die Art und Souveränität, die der Student während des Vortrags an den Tag legt, beeinflussen die Prüfer – und letztlich auch die Note. Kann ein Kandidat achselzuckend eine Frage nicht beantworten oder lässt er souverän die Prüfer an seinen Gedanken teilhaben und gewinnt Zeit, um eine Antwort zu finden?

Im Rahmen des Vortrags als Teil der mündlichen Prüfung sind Soft Skills sogar objektives Bewertungskriterium.[3] Auch die Gesetzgeber haben erkannt, wie wichtig es ist, Studenten früh an Soft Skills heranzuführen – und haben sie als Bestandteile der Ausbildung in die Prüfungsordnungen und Juristenausbildungsgesetze eingebunden.[4] Außerdem sind Leistungsnachweise über Soft Skills bereits häufig ein Kriterium, um zur Ersten Juristischen Prüfung zugelassen zu werden.

Soft Skills als Pflichtveranstaltung?

Sollten Universitäten ihre Soft Skill-Angebote und Seminare noch vertiefender in den Curriculum einbinden? Oder ist es nicht gerade eine Soft Skill-Stärke des Studenten, sich eigenständig ein individuelles Programm zusammenzustellen? Bestenfalls ergänzen sich beide Optionen.

An den Universitäten gibt es erfreulicherweise viele Soft Skill-Angebote, darunter Seminare zu Rhetorik, Verhandlungsmanagement, (Examens-)Coaching, Gesprächsführung, Streitschlichtung, Mediation, Vernehmungslehre und Kommunikationsfähigkeit. Daneben werden Fremdsprachenkurse mit fachlicher Verknüpfung und andere fächerübergreifende Seminare angeboten. Ein großer Teil des Soft Skill-Angebots bietet sich im studentischen Engagement – teilweise in Zusammenarbeit mit der Universität – zum Beispiel durch die Studienvertretung und Fachschaftsräte, studentische Organisationen wie ELSA[5] , Model United Nations[6] oder Moot Court-Projekte.

Daneben stehen Pflicht-Praktika auf dem Curriculum, die ermöglichen, rechtliches Handwerkszeug zu erlernen und einen Berufszweig genauer kennen zu lernen sowie Soft Skills zu vertiefen. Somit bieten die Universitäten ein umfassendes Angebot – und die unterschiedlichen Angebote bedienen unterschiedliche Ansprüche. Daher lohnt es sich als Student, die Angebote genauer unter die Lupe zu nehmen und individuell auszuwählen.

D. Die außeruniversitären Soft Skill-Angebote

Auch außerhalb der Universitäten öffnet sich ein breites Soft Skill-Angebot, beispielsweise im ehrenamtlichen Bereich, in politischen Jugendorganisationen oder im Rahmen von Stipendien-Netzwerken. Daneben bieten vor allem Kanzleien und Unternehmen Workshops und Seminare zum Thema Soft Skills an, die den Teilnehmern auch ermöglichen, hinter die Kulissen des potenziellen Arbeitgebers zu blicken.

Nach meiner persönlichen Erfahrung sind Mentorenprogramme eine interessante Option, wie beispielsweise das Career Mentorship Programme der Kanzlei Baker & McKenzie.[7] Als Student steht einem ein erfahrener Anwalt als Mentor zur Seite, mit dem man fachliche und persönliche Fragen klären kann – zum Beispiel die Praxisrelevanz des angedachten Dissertationsthemas oder wie der Berufsalltag eines Anwalts aussieht.

Daneben können die Teilnehmer unter anderem an Soft Skill-Seminaren teilnehmen, beispielsweise rund um die Themen Legal Writing oder Selbstpräsentation, sowie an Fachsprachkursen. Insgesamt bietet ein solches Programm gute Möglichkeiten, sich über einen längeren Zeitraum kennenzulernen und festzustellen, ob man zueinander passt.

E. Soft Skills – Pflicht und Kür

Einige Soft Skills entwickeln sich im Laufe des Erwachsenwerdens ganz von alleine: So nimmt man für gewöhnlich Sozialkompetenzen wie einen respektvollen und höflichen Umgang miteinander aus der Kinderstube mit. Wie sich Soft Skills im Erwachsenenleben ausprägen, lässt sich in Pflicht und Kür unterteilen.

In nahezu jeder Stellenanzeige tauchen die Kriterien Teamfähigkeit und Zuverlässigkeit auf – sozusagen die Pflicht. Aspekte wie Verhandlungsgeschick, Argumentations- und Präsentationsstärke, Rhetorik, Didaktik, Streitschlichtung und Mediation stellen hingegen die Kür dar. Daher sollte man seine persönlichen Stärken und Schwächen kennen und sich überlegen, welche Soft Skills man besonders ausprägen möchte.

F. An sich arbeiten und sich verbessern – Feedback und Coaching

Dabei steht man zunächst vor der Aufgabe, sich selbst auswerten und beurteilen zu müssen. Das ist nicht für jeden einfach, aber enorm wichtig, um sich selbst zu entwickeln. Ebenso bedeutend ist es, sich Feedback geben zu lassen, beispielsweise nach einer Präsentation oder im Anschluss an ein Praktikum.

Nur so kann man die Selbst- und Fremdwahrnehmung abgleichen und an sich arbeiten. Man erhält neue Ideen und kann das Publikum als Sparrings-Partner nutzen. Spricht man zu laut oder zu schnell? Schafft man es, schwächere Argumente durch Körpersprache und Haltung zu unterstützen? All diese Punkte lassen sich nur durch Feedback evaluieren und verbessern. Für das Publikum ist es oft schwierig, hilfreiches und konstruktives Feedback zu geben.

Dem Vortragenden hilft ein „Ja, war ganz gut“ oder „War schlecht“ als Rückmeldung wenig. Es geht vielmehr darum, Eindrücke, die Wirkung und Verbesserungsvorschläge in Worte zu fassen. Generell gilt: Feedback sollte man nur auf Wunsch des Vortragenden, immer aus der „Ich“-Perspektive, konkret und direkt mit dem Verbesserungsvorschlag verknüpft formulieren, zum Beispiel: „Für mich war Ihre Gestik in der Einleitung zu hektisch.

Sie sollten versuchen, gerade zu Beginn des Vortrags die Gestik akzentuiert einzusetzen und harmonisch auf den Inhalt abzustimmen“. Neben Feedback hilft Coaching, die Selbstreflexion zu stärken und an sich zu arbeiten. Im Rahmen des Coachings, zum Beispiel des systemischen Coachings, lassen sich Probleme jeglicher Art identifizieren, etwa übermäßiges Lampenfieber vor einem Vortrag oder Prüfungsangst.

Zusammen mit dem Coach erarbeitet man anschließend eine Lösung. Coaching unterstützt, die eigenen Soft Skills auszubilden, es bietet aber aus meiner Sicht nicht für jeden den Schlüssel zum Erfolg. Für den einen oder anderen ist es effizienter, durch Selbstreflexion und Feedback an den eigenen Soft Skills zu arbeiten.

G. Einzelseminare oder Gesamtpaket

Wenig effizient sind Einzelseminare, die sich nur theoretisch mit einem Soft Skill-Thema beschäftigen. Während eines Wochenendseminars zum Thema Rhetorik bekommt man zwar einen Einblick in dieses Thema – jedoch ohne den Transfer zur Vortrags- oder Verhandlungssituation. Daher sollten Seminare mit praktischen Elementen verknüpft und als Gesamtpaket gestaltet sein.

Diese Idee schlägt sich im Angebot der Universitäten nieder, wird aber nicht konsequent verfolgt, da bereits ein Leistungsnachweis aus einem RhetorikSeminar den Gesamtbereich Soft Skills abdeckt. Es wäre zu wünschen, dass die Universitäten künftig an diesem Punkt ansetzen. Wer sich nicht nur für Soft Skill-Puzzleteile sondern für das komplette Puzzle interessiert, sollte sich nach einem Gesamtpaket umschauen.

Eine Möglichkeit, die eigenen Soft Skills und die Persönlichkeit insgesamt zu entwickeln, bieten Moot Courts[8] , vor allem die großen weltweiten Wettbewerbe wie der Willem C. Vis Moot Court on International Commercial Arbitration[9] oder Philipp C. Jessup International Law Moot Court Competition[10] sowie weitere Moot Courts.[11] Ein Moot Court ist eine simulierte Gerichtsverhandlung.

Die Teilnehmer schlüpfen in die Rolle der Parteivertreter, entwerfen Schriftsätze für die jeweilige Partei und treten in mündlichen Verhandlungen gegeneinander an. Unter Umständen gibt es einen kleinen Vorteil im anglo-amerikanischen Curriculum, denn dort sind Moot Courts großenteils Bestandteil der universitären Ausbildung.[12] Der Reiz liegt nicht nur darin, in der Praxis rechtlich zu argumentieren und im Team zu agieren.

Moot Courts als Kommunikationsübung

Man bereitet sich auch auf verschiedene Charaktere als Gegner vor, lernt Elemente des Teammanagements, Strategie und bisweilen psychologische Aspekte. Bereits am Anfang eines Moot Court-Projekts sind persönliche Fähigkeiten gefragt, um Unterstützung und Sponsoren für die Teilnahme[13] zu finden. Außerdem zeigt sich der Charakter des Soft Skill-Pakets[14] in der Projektdauer von mehreren Monaten.

Während der gesamten Zeit ist es notwendig, innerhalb des Teams offen zu kommunizieren, um möglichen Konflikte entgegen zu wirken. Zudem muss man die eigene und die Teamarbeit koordinieren und Zwischenziele setzen, um nicht kurz vor einer Frist von unerledigten Aufgaben überrascht zu werden. Ein weiterer großer Vorteil eines Moot Courts: Man lernt, Schriftsätze nicht im Gutachtenstil, sondern parteiorientiert zu verfassen und rechtliche Positionen zu argumentieren.

Daneben gilt es, strategisch zu überlegen, welche Argumente der Gegenseite man bereits antizipiert oder besser nicht anspricht. Während man sich auf die mündlichen Verhandlungen vorbereitet, sollte man an der eigenen Vortragsweise arbeiten und sich auf verschiedene Gegner und Richter einzustellen. Vor allem muss man daran feilen, Fragen präzise zu beantworten und die eigene Antwort zu nutzen, der Struktur des Vortrags zu folgen.

Zudem sollte man stets aufmerksam die Argumente der Gegenseite verfolgen, um mögliche Schwachstellen aufzudecken. Kanzleien und Unternehmen unterstützen diesen Wettbewerb. Besonders im Rahmen von Probeverhandlungen oder Pre-Moot Courts[15] stellen Kanzleien und Unternehmen ihre Anwälte als Schiedsrichter zu Verfügung, um den studentischen Teilnehmern praxisnahes Feedback zu geben.

Daneben bietet sich die Chance, über den Beruf, Praktika oder Referendarsstationen zu sprechen.[16] Während des Moot Courts lernt man Soft Skills im Rahmen der rechtlichen Arbeit. Man erhält prompt Feedback zu Erfolgen und Fehler und kann an sich arbeiten. Last not least bringt ein solches Projekt und die Zusammenarbeit mit Team und Coaches enorm viel Freude mit sich. Oft bietet sich im Anschluss an einen Moot Court die Möglichkeit, sich einem Alumni Netzwerk anzuschließen.

Damit kann man in folgenden Jahren die eigenen Erfahrungen an jüngere Generationen weitergeben – und durch dieses Coaching wiederum die eigenen Soft Skills stärken. Nach meiner Erfahrung kann ich die Teilnahme an einem Moot Court, beispielsweise am Willem C. Vis Moot Court, jedem Studenten empfehlen. Es ist eine einzigartige Erfahrung, die kein Seminar ersetzen kann.

H. Frühe Weichenstellung

Bereits während des Studiums sollte man die eigenen Fähigkeiten nutzen, sich selbst und das Studium zu organisieren. Das ist vor allem in der Lernphase für die erste juristische Prüfung enorm wichtig. Dabei geht es um Lernpläne, die Koordination zwischen (Uni-)Repetitorium, Klausurenkurs, Vor- und Nachbereitung und Arbeitsgruppen. Man muss all dies koordinieren und sinnvoll planen – und unter Umständen einen Nebenjob oder ein zeitintensives Hobby integrieren.

Kein Student sollte bei den Soft Skills auf Lücke setzen – die Konsequenzen zeigen sich bereits während des Studiums. Es wäre zu wünschen, dass Universitäten ihr Soft Skill-Angebot noch praxisorientierter gestalten und vermehrt praktische Elemente einbinden würden. Besonders Projekte wie Moot Courts sollten stärker in den Curriculum eingebunden werden.

Die Universitäten bieten ein fundiertes Angebot, Soft Skills auszuprägen – jeder kann selbst entscheiden, an welchen seiner Soft Skills er arbeiten möchte. Einige weiche Faktoren sollte jeder angehende Jurist mitbringen, bei anderen bietet sich die Möglichkeit, individuelle Schwerpunkte zu setzen und darin Spezialist zu werden.

Fußnoten:

[1] Christian Steger ist Student an der Universität Hamburg und Mentee des Career Mentorship Programme von Baker & McKenzie in Frankfurt am Main. Während seines Studiums nahm er am Willem C. Vis Moot Court teil und coachte im Folgejahr das Team der Universität Hamburg; zudem ist Christian Steger Vorsitzender des Vis Moot Court Alumni Universität Hamburg e.V.
[2] Malkus, JuS 2011, 296 f. (297).
[3] So beispielsweise: § 20 Abs. 2 S. 1 HmbJAG.
[4] So beispielsweise: § 5a Abs. 3 DRiG; §§ 23 Abs. 2, 2 S. 1 JAPO Bayern.
[5] Weitere Informationen unter: http://www.elsa-germany.org.
[6] Weitere Informationen unter: http://www.model-un.de.
[7] Weitere Informationen unter: http://www.bakermentorship.de, prämiert mit dem azur Award 2011 des JUVE-Karrieremagazins azur in der Kategorie „Referendariat und Praktikum“.
[8] Die Teilnahme wird teilweise von den Universitäten oder einzelnen Lehrstühlen unterstützt bzw. gefördert.
[9] Weitere Informationen unter: http://www.cisg.law.pace.edu/vis.html.
[10] Weitere Informationen unter: http://www.ilsa.org/jessup/index.php.
[11] Darunter beispielweise der FDI Moot Court (http://www.fdimoot.org) oder ELSA Moot Courts (http://www.elsa-germany.org/aa/moot_court/de).
[12] So Beispielsweise: http://www.law.harvard.edu/academics/courses/2011- 12/?id=9644.
[13] Beispielsweise für Reisekosten oder Buch- und Kopierkosten.
[14] Im Weiteren werden insbesondere persönliche Erfahrungen des Verfassers bezüglich des Willem C. Vis Moot Courts einbezogen.
[15] Im Rahmen eines Pre-Moot Courts treten einige Teams in der Vorbereitung auf Finalrunden gegeneinander an; so beispielsweise ein PreMoot in Düsseldorf zum Willem C. Vis Moot http://www.premoot-rounds.de, auch Baker & McKenzie veranstaltet jährlich im Frankfurter Büro einen PreMoot Court.
[16] Nicht selten kann sich bei Interesse an solche Veranstaltungen ein Praktikum o.ä. anschließen.

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