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Berufsspecial

Kartellrecht

Kartellrecht

Praxis

Der Beschützer des Marktes

„Das sind dann einmal 880 Millionen Euro Geldbuße, bitte!“

Das Kartellrecht hat den Auftrag, den Markt vor wettbewerbswidrigen Handlungen zu schützen und somit den für die Ökonomie und Entwicklung essentiellen Wettbewerb zu fördern. Während vor nicht allzu langer Zeit dem Kartellrecht noch wenig Beachtung geschenkt wurde, ist heute eine enorme Steigerung seiner Relevanz zu erkennen. Grund hierfür sind unter anderem das beträchtliche Sanktionspotential und die damit einhergehenden empfindlichen Geldbußen. So kann es vorkommen, dass nach einer umfangreichen kartellrechtlichen Untersuchung langjährige Kartellrechtsverstöße aufgedeckt und mit erheblichen Geldbußen geahndet werden. So verhängte zB. die Europäische Kommission gegen den Lkw-Hersteller Scania eine Geldbuße in Höhe von 880.523.000€, weil Scania über 14 Jahre hinweg mit fünf anderen Lkw-Herstellern unter anderem die Verkaufspreise für Lastkraftwagen abgesprochen hatte.

Tätigkeitsfelder im Kartellrecht

Das Kartellrecht ist ein rechtlich äußerst vielfältiger Bereich; nicht nur aufgrund der Schnittstelle zur Ökonomie, sondern auch hinsichtlich des starken internationalen Bezuges. Sehr reizvoll und spannend ist der Arbeitsalltag daher für spezialisierte Juristen und Juristinnen. Ob es nun die Unterstützung von marktbeherrschenden Unternehmen oder die Beratung von Betrieben ist, die durch kartellrechtliche Absprachen benachteiligt wurden: Bei der Arbeit der Kartellrechtler*innen geht es um die Durchsetzung und Abwehr von kartellrechtlichen Ansprüchen .

Die Tätigkeit im Kartellrecht umfasst gerichtliche wie außergerichtliche Vertretungen von Unternehmen mit teilweise grenzüberschreitenden Zusammenhängen. Als beratende/r Jurist*in wird man im Rahmen von Fusionskontrollen, Kartellverfahren oder Verfahren aufgrund des Missbrauchs einer marktdominierenden Stellung tätig. Aber auch die allgemeine kartellrechtliche Beratung im operativen Geschäft, etwa zu vertriebskartellrechtlichen Fragen, sind auf dem Tagesplan. Oft geht es in diesen Rechtsstreitigkeiten um Beträge in Millionenhöhe. Dementsprechend qualifiziert, kreativ und geistig flexibel müssen beratende Juristen und Juristinnen sein. Erwartet werden neben dem Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen und juristischen Fähigkeiten auch gute Englischkenntnisse.

Berufschancen & Gehälter

Berufsaussichten – Was sind meine Möglichkeiten?

So facettenreich wie das Rechtsgebiet selbst sind auch die Berufsaussichten im Kartellrecht. Als äußerst beliebter Rechtsbereich kommt man mit einer Spezialisierung beinahe überall unter und ist sowohl bei wirtschaftsrechtlich ausgerichteten Großkanzleien gefragt als auch bei mittelständischen und Boutique-Kanzleien. Auch in Behörden wie zB. dem Bundeskartellamt kann man als Volljurist*in Fuß fassen.

Gehaltsaussichten – Hohes Sanktionspotenzial = Lukratives Honorar

Die Spezialisten werden nicht nur gebraucht, um Schulungen für Mitarbeiter*innen in Unternehmen zu führen und diese vor kartellrechtswidrigen Handlungen zu bewahren. Ein weiteres wichtiges und gewinnbringendes Tätigkeitsfeld im Kartellrecht stellt die Fusionskontrolle dar. Je mehr Nachklang die geplante Fusion von Unternehmen mit sich bringt, desto bedeutender ist die Vorgehensweise der tätigen Juristen und Juristinnen. Sei es bei der Monsanto-Übernahme durch Bayer oder der Air-Berlin Übernahme durch Lufthansa. Mit Hilfe von qualifizierten juristischen Berater*innen wurden die Käufe reibungslos über die Bühne gebracht. Sowohl die zusammengeführten Unternehmen, als auch die beratenden Teams verdienten beträchtliche Summen dabei. Die Angst vor Geldstrafen in Millionenhöhen führt Unternehmen zu den Spezialisten und Spezialistinnen im Kartellrecht. Proportional zu erwartenden Strafe verhält sich auch der Verdienst des beratenden Juristen und Juristinnen. Dementsprechend können die Verdienstmöglichkeiten für Kartellrechtler*innen schwanken. Anwaltsboutiquen locken mit einem jährlichen Durchschnittslohn von ca. 120.000€, mittelständische Kanzleien mit 90.750€.** An der Spitze stehen die Großkanzleien mit einer durchschnittlichen Entlohnung von 126.300€.** Für die Arbeit in einer Behörde richtet sich die Besoldung nach der jeweiligen Besoldungstabelle des Landes bzw. Bundes für Beamte.

Bildung

Fachanwaltstitel im gewerblichen Rechtsschutz

Es kann kein Fachanwaltstitel speziell im Kartell- oder Wettbewerbsrecht erworben werden. Kartell- und wettbewerbsrechtliche Fragestellungen betreffen jedoch das Fachgebiet des gewerblichen Rechtsschutzes, sodass der Erwerb dieses Fachanwaltstitels ratsam ist. Die zuständige Rechtsanwaltskammer, der der Rechtsanwalt/die Rechtsanwältin angehört, verleiht nach Maßgabe der Fachanwaltsordnung (FAO) die Berechtigung zum Führen der Fachanwaltsbezeichnung. Voraussetzungen für diese Verleihung sind:

  • dreijährige Zulassung und Tätigkeit innerhalb der letzten sechs Jahre vor Antragstellung (§3 FAO)
  • Antragstellung bei der zuständigen Rechtsanwaltskammer (§22 FAO)
  • Nachweis besonderer theoretischer Kenntnisse (§§ 4, 4a und 6 FAO)
  • Nachweis besonderer praktischer Erfahrungen (§§ 5, 6 FAO)

Zudem muss er/sie die in § 14h FAO genannten besonderen Kenntnisse nachweisen.

Promotion und LL.M. im Competition Law/ Antitrust Law

Natürlich besteht auch in diesem vielfältigen Berufsfeld die Möglichkeit, zu promovieren oder einen Master of Laws zu erwerben. Die FU Berlin bietet bspw. das englischsprachige LL.M.-Programm „Business, Competition and Regulatory Law“ innerhalb von 12 Monaten in Vollzeit für 9.500€ an.

Renommiert sind auch die Masterprogramme im „Competition Law“ am King´s College London (Dauer: 12-24 Monate in Voll-/ Teilzeit; Kosten: ca. 33.400€) und „Competition, Innovation and Information Law“ der NYU School of Law (Dauer: 9 Monate; Kosten: ca. 54.500€). Eine günstigere Alternativ ist bspw. an der Amsterdam Law School mit deren englischsprachigen LL.M. „European Competition Law and Regulation“ zu finden (Dauer: 12 Monate in Voll-/ Teilzeit; Kosten: ca. 2.150€). Gleiches gilt für den Master „Competition Law and Economics“, der im Rahmen einer Kooperation der belgischen Université de Liège mit der Saint-Louis University of Brussels und der der Brussels School of Competition angeboten wird (Dauer: 12 Monate in Teilzeit; Kosten: 6.500€).

Der Vorteil eines LL.M. im Ausland liegt offenkundig darin, dass der Blick über den „deutschen juristischen Tellerrand“ hinausgeworfen wird und die eigenen Fremdsprachenkenntnisse erweitert werden. Doch auch das Masterprogramm der FU Berlin findet auf Englisch statt, sodass die Wahl – nicht zuletzt aufgrund der preislichen Differenzen – sicherlich nicht leicht fällt. Lohnen wird es sich aber so oder so!

** basierend auf unserer Umfrage von 143 Kanzleien.

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