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Journal / Karriere

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

In diesem Beitrag berichten wir darüber, wie wichtig das Thema "Vereinbarkeit von Familie und Beruf" für Nachwuchstalente ist und worauf Arbeitgeber setzen, um diese Erwartungen zu erfüllen.

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Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Familiengründung, Zeit für den Nachwuchs haben und trotzdem Karriere machen – ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt und fortlaufend weiter in den Vordergrund rückt. Wie wichtig ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für den juristischen Nachwuchs heute? Was wird von Seiten der Arbeitgeber getan, um den gestiegenen Anforderungen nachzukommen und attraktiv zu bleiben? Und schließen sich Karriere in der Großkanzlei und Familienplanung gegenseitig aus? All diesen Fragen soll im Folgenden auf den Grund gegangen werden.

Bedeutung für Talente

Dass das Thema Familienplanung immer mehr an Bedeutung gewinnt, erkennt man insbesondere an den aufkommenden Wünschen der Talente in Bezug auf entsprechende Flexibilität und Förderung durch den Arbeitgeber. Die Zeiten wandeln sich, es dreht sich nicht mehr alles um möglichst viele Arbeitsstunden und die steilste Karriereleiter, die es besonders schnell zu erklimmen gilt. 

Vielmehr gewinnt Achtsamkeit und Ausgleich im Alltag gerade beim juristischen Nachwuchs an Wichtigkeit – ebenso mit Blick auf die Familienplanung. Außerdem steigt die Anzahl von Nachwuchsjuristinnen stetig, weshalb die Kanzleien auf deren Anforderungen eingehen müssen. Doch auch Väter möchten meist eine (längere) Elternzeit wahrnehmen, ohne auf Gegenwind zu stoßen, weil es in der Kanzlei nicht gerne gesehen wird. Ebenso wollen sowohl Väter als auch Mütter genügend Zeit mit ihren Neugeborenen verbringen und die Familie dadurch stärken. Beide Seiten möchten die Kinder aufwachsen sehen, anstatt erst nach Hause zu kommen, wenn sie schon schlafen. 

Trotzdem sollen etwaigen Karriereplänen dadurch keine Steine in den Weg gelegt werden. Wer beispielsweise den Plan verfolgt, Partner*in einer Kanzlei zu werden, dürfte es sich mehrmals überlegen, für längere Zeit vollumfänglich auszufallen. Dabei lehrt einen auch die Elternzeit vieles. So werden unter anderem Kompetenzen wie Zeitmanagement, Stressbewältigung, Kreativität und Resilienz gestärkt. Diesen Umständen sollte mehr Beachtung und Anerkennung zuteilwerden.

Das zeitliche Ausreizen der Elternzeit oder Arbeiten in Teilzeit bringt zudem einen wesentlich geringeren Verdienst mit sich. Dementsprechend sind immer häufiger auch finanzielle oder andere, über Teilzeitarbeit hinausgehende Unterstützungen und Anreize durch den Arbeitgeber gewünscht.

Worauf Kanzleien setzen

Um Talente von sich als Arbeitgeber zu überzeugen, sind folglich konkrete Maßnahmen von Vorteil. Viele Kanzleien sehen die Bedürfnisse und reagieren entsprechend. Schaut man sich bei ihnen um, sind mittlerweile verschiedene Modelle und Ideen zu finden.

Mobilität und Flexibilität

Allen voran wird auf flexible Arbeitszeitmodelle und eine freie Wahl des Arbeitsortes gesetzt. So können Eltern auch zu Hause arbeiten und sich die Arbeitszeit freier einteilen. Damit werden sie den Bedürfnissen der Kinder gerecht.

Bei AC Tischendorf Rechtsanwälte zum Beispiel können die Anwälte und Anwältinnen die Arbeitszeit flexibel gestalten. Die Kanzlei stattet das Homeoffice wird voll aus und findet für Teilzeitmodelle individuelle Lösungen. Auch Baker McKenzie bietet flexible, individuell abgestimmte Teilzeitmodelle an. Damit kommen sie den persönlichen Bedürfnissen der Mitarbeiter*innen entgegen und finden den optimalen Weg für beide Seiten. Sie dürfen das Arbeitszeitmodell wählen, das zur jeweiligen Karriere- und Lebensphase passt. Bei PwC Legal hat sich im Frühjahr 2022 sogar eine sogenannte „Employee Resource Group“ rund um das Thema Teilzeit gegründet. Bei regelmäßigen virtuellen Sessions teilen die Kollegen und Kolleginnen ihre persönlichen Erfahrungen untereinander und beraten sich gegenseitig.

Innerhalb des gewählten Arbeitszeitmodells können die Mitarbeitenden ihre Arbeit bei Baker McKenzie durch die „bAgile Arbeitswelt 4.0“ von zu Hause aus, von unterwegs oder teilweise auch aus dem Ausland erledigen. Dafür stellt auch Baker McKenzie eine umfangreiche IT-Ausstattung zur Verfügung. Es besteht die Möglichkeit, an bis zu drei Tagen in der Woche mobil zu arbeiten. Dies können die Anwälte und Anwältinnen nach Rücksprache mit dem Mentor und dem Team auch ausdehnen.

Flexibilität herrscht bei Baker McKenzie auch in Bezug auf das Karrieremodell – so gibt es beispielsweise den sogenannten „Associate Alternative Track“. Als Alternative zum Partner Track bietet dieser Weg spannende Mandatsarbeit bei geringeren Stundenanforderungen und weniger Business Development Aktivitäten. Der gewählte Career Track bleibt weiterhin flexibel, indem man, abhängig von der Präferenz, in den Counsel Status oder Partner Track wechseln kann. Ebenso ist eine Karriere als Local Partner oder Equity Partner, beziehungsweise in einer Führungsfunktion grundsätzlich auch in Teilzeit möglich.

Talente können nach dem Zertifikat „auditberufundfamilie“ Ausschau halten. So erkennen sie, ob Arbeitgeber gute Maßnahmen ergreifen, mit deren Hilfe sie familiäre und berufliche Bedürfnisse miteinander in Einklang bringen. PwC Legal zählt beispielsweise zu den rund 500 deutschen Unternehmen, die mit diesem ausgezeichnet wurden. „Damit Arbeit auch wirklich nur das halbe Leben ist, können unsere Mitarbeitenden die persönliche Balance zwischen Büro und Privatleben selbst gestalten.“ sagt PwC Legal. 

Neben diesem umfassenden Work-Life-Choice-Modell wurde die Flexibilisierung der Arbeitszeit – zum Beispiel in Form von Teilzeitarbeitsmodellen oder Sabbaticals – und des Arbeitsortes geregelt. So kann jede*r Mitarbeiter*in unter Verfolgung des Trust-in-People-Ansatzes Beginn, Ende und Dauer der täglichen Arbeitszeit festlegen. Homeofficeregelungen kann er/sie mit dem/der Mitarbeiterverantwortlichen abstimmen. 

Falls es trotz Mobilität und Flexibilität aus familiären Gründen zu stressbedingten Belastungen kommt, bietet etwa das Gesundheitsmanagement von PwC Legal Unterstützung durch ein breites Fitness- und Sportangebot und die „Be well, work well“ Initiative. Die neue Kampagne „Mental Health Matters“ rückt die mentale Gesundheit in den Mittelpunkt.

Insgesamt setzen mittlerweile sehr viele Kanzleien darauf, den Mitarbeitenden neben Teilzeitmöglichkeiten generell den Freiraum zu geben, Arbeitszeit und -ort selbst zu bestimmen und der Kindererziehung anzupassen – ohne dass hierdurch Nachteile für die Karriere entstehen.

Finanzielle Unterstützung

Darüber hinaus wird in manchen Kanzleien eine finanzielle Entlastung der Eltern durch Sonderzahlungen, Kostenübernahmen und Zuschüsse angestrebt. Hier und da setzen die Kanzleien sogar einen finanziellen Anreiz, wenn etwa Väter die Arbeitszeit im ersten Jahr nach der Geburt reduzieren.

White & Case trägt zur finanziellen Unterstützung seit 2022 mit der neuen Parental Leave Policy durch eine Aufstockung des staatlichen Elterngeldes für die ersten sechs Wochen Elternzeit für Mütter und Väter (ebenso für Adoptiveltern) auf 100 Prozent des bisherigen Gehalts bei. Eine einmalige Sonderzahlung in Form einer Geburtsbeihilfe bietet beispielsweise PwC Legal bei der Geburt oder Adoption eines Kindes.

Familienservices, Betreuungsmöglichkeiten und Kitaplätze

Immer größer und vielseitiger wird das Angebot im Hinblick auf Betreuungsmöglichkeiten und Familienservices wie dem Viva Familienservice oder dem pme Familienservice. 

Der pme Familienservice bietet zum Beispiel die Vermittlung bedarfsgerechter Lösungen und langfristiger Betreuungen, die kurzfristige Vermittlung von Notbetreuungen, eine 24-Stunden-Notbetreuungs-Hotline und Elternberatung zu pädagogischen Fragen, Elterngeld, Elternzeit und anderen individuellen Themen. Viele Kanzleien arbeiten mit diesem Service zusammen, um die Eltern zu entlasten, so beispielsweise auch Baker McKenzie und PwC Legal.

PwC Legal hat darüber hinaus auch eine kanzleieigene Kita. Das „Zwergenland“ am Frankfurter Standort wird ebenfalls vom pme Familienservice betrieben. Derzeit werden hier 24 Kinder in zwei Gruppen im Alter von neun Monaten bis zu drei Jahren betreut.

Bei White & Case gibt es seit Januar 2015 an allen deutschen Standorten familienbewusste Serviceangebote in Kooperation mit einem externen Familienservice. Dort erhalten die Mitarbeiter*innen gleichermaßen Beratung über mögliche Betreuungsformen, Ferien und Notfallbetreuung. Außerdem steht eine bedarfsspezifische Vermittlung von Kindertagesstätten, Kindergarten- und Krippenplätzen, Tagesmüttern, Au-pairs, Kinderfrauen, Babysittern und vielem mehr zur Verfügung. 
White & Case stellt darüber hinaus eine limitierte Anzahl von bezuschussten Kitaplätzen für Mitarbeiterkinder unter drei Jahren in privaten Kindertagesstätten in der Nähe des Büros bereit.

Auch Baker McKenzie bietet externe Kitaplätze in Zusammenarbeit mit pme. Überdies wurden in den deutschen Büros sogenannte „Kinderbüros“ eingerichtet. Zusätzlich zu der Kooperation mit dem pme Familienservice und der Möglichkeit, flexibel zu arbeiten, helfen sie den Kollegen/Kolleginnen bei der Betreuung ihrer Kinder. Sie sind außerdem kindgerecht – unter anderem mit Spielzeug – ausgestattet. Falls also einmal eine Betreuung fehlen sollte, ermöglichen es diese, in einem Raum mit dem Kind zu arbeiten und trotzdem gleichzeitig auf die Infrastruktur des Büros zuzugreifen. 

Fremdbetreuung direkt in der Kanzlei

Ein sehr flexibles und zuvorkommendes Modell der Kinderbetreuung ist die Fremdbetreuung direkt im Haus der Kanzlei. Bei AC Tischendorf Rechtsanwälte findet sich eine solche liebevolle Kinderbetreuung ähnlich einer Tagesmutter. Diese gewährleistet je nach Kinderaufkommen einen optimalen Betreuungsschlüssel bis hin zu einer eins-zu-eins Betreuung. Diese Betreuung ist für die Mitarbeiter*innen vollständig kostenlos. Anders als bei einer öffentlichen Kita oder Kinderfrau zu Hause können hier Mütter – sofern gewünscht – zum Beispiel weiterhin unproblematisch das Kind stillen. 

Die Betreuungsmöglichkeit findet unter allen Kollegen und Führungskräften großen Anklang und positives Feedback. Sie wird unabhängig davon, welcher Elternteil in der Kanzlei arbeitet, gleichermaßen von Müttern und Vätern genutzt.

Die Anzahl der Betreuerinnen wird je nach Bedarf angepasst. Von Arbeitsbeginn bis circa 17:00 Uhr dürfen die Kinder hier schon mit wenigen Monaten teilnehmen. Die Räumlichkeiten sind mit Küche, Turnraum und vielem mehr vollständig und bedarfsgerecht ausgestattet. Die etwas älteren Kinder finden bei geringem Kinderaufkommen Spielkameraden in den Kindern der Betreuerinnen, denn diese dürfen gerne mitgebracht werden. Falls die Kinder der Mitarbeiter*innen in eine normale Kita gehen, können sie trotzdem in die kanzleieigene Betreuung kommen, wenn die Kita geschlossen ist. Dies bringt Flexibilität und reduziert Stress! Urlaubszeiten werden untereinander und mit der Betreuungsperson abgesprochen und entsprechend angepasst.

Viele Eltern würden gerne schon früher in den Job zurückkehren oder eine kürzere Elternzeit nehmen, um anschließend langsam und reduziert mit dem Arbeiten zu beginnen, erklärt AC Tischendorf Rechtsanwälte. Dieses Modell erschien als die beste Lösung für alle Seiten!

Fazit

Letztlich lässt sich festhalten, dass einige Arbeitgeber schon sehr durchdachte und zuvorkommende Maßnahmen ergreifen. Sie versuchen, es den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen möglichst leicht zu machen, Arbeit und Familie zu vereinen und so flexibel wie möglich zu gestalten. Allerdings gibt es auch Unmengen an Arbeitgebern, die dies nicht erkennen und keine konkreten Angebote bringen. 

Wünschenswert wäre es, wenn mehr Kanzleien vollumfänglich fördern würden und darauf hinwirken, dass die Mitarbeitenden die konkreten Maßnahmen zur Unterstützung tatsächlich nutzen. Überdies ist es wichtig, dass die Mentalität bei Führungskräften und Kollegen/Kolleginnen in Bezug auf werdende Eltern und damit verbundene Maßnahmen wie die Elternzeit positiv und unterstützend ist. Hier gibt es in Zukunft noch viel Verbesserungsbedarf! Gleichwohl sieht man das Einschlagen des richtigen Weges anhand oben genannter Beispiele hin zu einem individuellen, flexiblen und nicht nachteilsbehafteten vereinten Familien- und Arbeitsleben.

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