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Journal / Referendariat / Wahlstation

Überblick über die Wahlstation

In der Wahlstation wird den Referendaren bezüglich ihres Ausbildungsortes die größte Freiheit gelassen. Wie nutzt man diese aber am besten? Welche Möglichkeiten ihr habt und welche Vor- und Nachteile damit verbunden sind führen wir euch hier auf.
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Möglichkeiten gibt es zahlreiche – wer sie rechtzeitig durchblickt, dem stehen alle Türen offen!

Die letzte Station im Referendariat

Das Referendariat nähert sich dem Ende und die letzte Etappe ist erreicht – die Wahlstation. Nach ihr folgt nur noch die mündliche Prüfung und danach ist der Titel „Volljurist“ endlich erreicht. In der Wahlstation wird den Referendaren bezüglich ihres Ausbildungsortes die größte Freiheit gelassen. Wie nutzt man diese aber am besten? Welche Möglichkeiten ihr habt und welche Vor- und Nachteile damit verbunden sind führen wir euch hier auf.

Die Wahlstation ermöglicht dem Rechtsreferendar den eigenen Interessenschwerpunkt zu konkretisieren, Einblicke in Großkanzleien oder Unternehmen zu erhalten, Auslandserfahrungen zu sammeln oder einfach mal etwas völlig Neues auszuprobieren.

Wichtig ist dabei vor allem, dass man sich möglichst früh für einen Ort entscheidet, da die Bewerbungsfristen (vor allem für Stellen im Ausland) häufig früh enden. Außerdem sollte man sich einen Überblick darüber verschaffen, was zusätzlich noch organisiert werden muss (Visum, Unterkunft etc.) und ob die finanzielle Lage ausreicht oder ob eventuell eine Zusatzleistung beantragt werden kann.

Zukünftiger Arbeitgeber

Viele Referendare nutzen die Wahlstation strategisch dazu, ein mögliches zukünftiges Arbeitsverhältnis beim Wunsch-Arbeitgeber abzusichern. Oft wurde zuvor bereits die Anwaltsstation dort absolviert und die Verlängerung durch die Wahlstation soll signalisieren, dass der Referendar an einer gemeinsamen Zukunft interessiert ist.

Vorteilhaft ist daran einerseits natürlich, eine baldige Anstellung „in trockene Tücher“ zu bringen. Möglicherweise entgeht einem jedoch durch diese Entscheidung ein Einblick in eine Tätigkeit, die zuvor eher unbekannt war, aber auch interessant sein könnte. Vor allem Referendare mit guten Noten müssen sich in der Regel keine Gedanken darüber machen, dass sie auch die Wahlstation beim zukünftigen Arbeitgeber verbringen sollten, um einen guten Eindruck zu machen.

Wenn sich jedoch beispielsweise in der Station beim Staatsanwalt herausgestellt hat, dass man sich sehr gut vorstellen könnte, diesem Beruf nachzugehen und man keine Spitzennoten vorweisen kann, ist es nur vernünftig, die Wahlstation dort erneut zu vereinbaren. In der Justiz kann man eine mangelnde Note mit anderen Qualifikationen z.B. Berufserfahrung oder einer entsprechenden Wahlstation ausgleichen.

Auch in der Kanzlei, die man bereits während der Anwaltsstation kennengelernt hat, ist dies möglich. Hierbei sollte man jedoch bedenken, dass die Rechtsanwaltsstation in der Regel lang genug ist, damit sich beide Seiten – Referendar und Kanzlei – ein umfassendes Bild voneinander machen und entscheiden können, ob eine Zusammenarbeit sinnvoll wäre. Ist dieses Bild positiv, wird auch eine Wahlstation an einem anderen Ort keinen Strich durch die Rechnung machen. Denn eigentlicher Zweck der Wahlstation ist es eigentlich, sich auf neues Terrain zu wagen, um verschiedene Tätigkeiten auszuprobieren.

Die Wahlstation in der (Groß)Kanzlei

Kandidaten, die die nötigen Voraussetzungen mitbringen, nutzen die Wahlstation gerne dazu, einmal in eine Großkanzlei hineinzuschnuppern. Dies betrifft meistens die Referendare, die sich den Anwaltsberuf vorstellen können, jedoch nicht wissen, ob sie diesen tatsächlich in einer Großkanzlei ausüben möchten, da die Anforderungen hoch und die Work-Life-Balance eher gering ist.

Ein Einblick in eine Großkanzlei kann nicht schaden: Die Aufgaben, die ein Referendar übernehmen würde, sind nahezu dieselben, mit denen ein Associate im ersten Jahr betraut wird und die zusätzliche Vergütung ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Außerdem bieten Großkanzleien oft Trainee-Programme an, an denen auch Referendare teilnehmen können. Bei international aufgestellten Kanzleien könnte sogar ein Auslandsaufenthalt eine Option darstellen.

Daneben besteht natürlich auch die Möglichkeit, die Wahlstation in einer mittelständischen oder kleineren Kanzlei zu absolvieren. Dies bietet den Vorteil, dass Referendare oft in laufende Projekte einbezogen werden und sich auf diese Weise nützliches Wissen für die mündliche Prüfung aneignen können. Bei Kanzleien, die nicht unbedingt nur ein Spezialgebiet behandeln und auch bei kleineren Sozietäten ist dies sogar öfter der Fall.

Wirtschaft & Unternehmen

Gerade wer sich eine Zukunft als Wirtschaftsjurist vorstellen kann, der sollte die Wahlstation für einen Einblick in ein Unternehmen nutzen. Viele sind bereits mit einer eigenen Rechtsabteilung ausgestattet, die meistens beschäftigen jedenfalls auch Juristen. Auch hier besteht die Möglichkeit, die Wahlstation als Sprungbrett zum anschließenden Berufsstart zu nutzen.

Bekannte Unternehmen sind im Lebenslauf eines angehenden Wirtschaftsjuristen gern gesehen. Aber auch wer eine Karriere in der Großkanzlei anstrebt, macht hier nichts falsch: Internationale Sozietäten sind oft wirtschaftlich ausgerichtet, weshalb zusätzliches Wissen auf diesem Gebiet einen Pluspunkt darstellt.

Auslandserfahrung sammeln

Eine beliebte Wahl ist auch die Reise ins Ausland. Hier kann man als Referendar entweder in einer Kanzlei arbeiten, in einem Unternehmen oder über eine Behörde, wie das Auswärtige Amt und die deutsche Botschaft eine Stelle bekommen. Der fachliche Fokus bezüglich examensrelevanter Inhalte wird dabei eher gering sein, dafür gibt es jedoch andere Vorteile.

Viele Arbeitgeber schätzen es, wenn ein Bewerber Auslandserfahrung vorweisen kann. Dies zeugt von Selbstständigkeit, kulturellen Kompetenzen und oft auch guten Sprachkenntnissen. Als Referendar erhält man Einblicke in ein anderes Rechtssystem, eine neue Kultur und kann eventuell auch Kontakte knüpfen.

Zu beachten ist aber auch, dass eine gute Vorbereitung auf die mündliche Prüfung im Ausland schwieriger sein könnte, da es beispielsweise keinen Anschluss an eine regelmäßige AG gibt. Auch ist bei einem geplanten Auslandsaufenthalt der Organisationsaufwand früh genug zu berücksichtigen.

Besonders beliebt ist die Arbeit in einer der deutschen Botschaften im Ausland. Hier können Referendare die Tätigkeit eines Diplomaten kennenlernen und an beeindruckenden Veranstaltungen teilnehmen. Da die Bewerberzahl groß ist, vergibt das Auswärtige Amt seine Plätze nach einer Punktzahl, die aus der Examensnote, zusätzlicher Berufserfahrung, Sprachkenntnissen und Ähnlichem errechnet wird.

Wahlstation mal anders

Neben den Klassikern wie Kanzlei, Unternehmen und Ausland gibt es auch einige Stellen, die einem nicht sofort ins Auge springen, bei denen man aber sehr wohl auch eine Wahlstation absolvieren kann. Beispiel hierfür ist etwa eine Tätigkeit im medialen Bereich. Die ARD bietet beispielsweise je nach Bundesland in ihren verschiedenen Stellen ein Referendariat im Justiziariat an. Auch renommierte Zeitungen wie etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung bieten Stellen für Referendare. Wer sich also für Medien interessiert, der kann sehr wohl auch eine juristische Karriere damit verbinden.

Eine weitere Option bietet die Wahlstation in einer JVA. Zu den Aufgaben der Referendare gehören hier unter anderem das Beschwerdemanagement nach Beanstandungen seitens der Häftlinge oder auch das Erstellen von Gutachten über Rechtsfragen. Kontakt mit den Häftlingen kommt dabei regelmäßig vor und auch die für eine JVA kennzeichnende Atmosphäre wird häufig wahrgenommen.

Weitere Exoten für die Wahlstation sind darüber hinaus zum Beispiel der Internationale Seegerichtshof in Hamburg oder der Supreme Court of Israel. Dort sind 15 oberste Richter nicht nur straf- und zivilrechtlich, sondern auch als eine Art Verfassungsgericht für das ganze Land zuständig.

Zusammenfassend lässt sich damit also tatsächlich sagen, dass der Referendar die Qual der Wahl hat. Man sollte sich früh genug Gedanken machen, wo die Interessenschwerpunkte liegen oder welche Eindrücke man noch gewinnen möchte, bevor es zur Berufswahl geht. Möglichkeiten gibt es zahlreiche – wer sie rechtzeitig durchblickt, dem stehen alle Türen offen!

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