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Mit dem richtigen Mindset zu einem erfolgreichen Examen – Interview mit Mireen Lintl von Mindset Rep®

Prüfungsangst, Leistungsdruck und eine dauerhafte Unruhe vor dem Examen können nicht allein durch fachliches Lernen vermieden werden. Mireen Lintl gründete deshalb Mindset Rep®, das erste Repetitorium für Lernstrategie und mentale Stärke im juristischen Studium und Referendariat. 

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Alles, was man im Vorhinein strukturieren und ordnen kann, sollte man auch tun. Wer den Lernstoff früh herunterbricht und priorisiert, fühlt sich von der Menge auch nicht mehr enorm erschlagen.

Der Weg zum Staatsexamen stellt für Nachwuchsjuristen nicht selten eine mentale Belastungsprobe dar. Der Bundesverband rechtswissenschaftlicher Fachschaften (BFR) hat von September 2020 bis März 2021 über 1.000 Jura-Studierende zum Thema mentale Belastung im Studium befragt. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Über zwei Drittel würden ihr Studium im Hinblick auf die psychische Belastung nicht weiterempfehlen. Hauptgründe für die Belastung sind die Angst, nicht zu bestehen (78 %), die Examensvorbereitung (76 %) und die Sorge, nie genügend zu lernen (70 %). Zwei Drittel gaben dabei an, dass sie sich mehr (universitäre) Angebote rund um das Stressmanagement wünschen.

Prüfungsangst, Leistungsdruck und eine dauerhafte Unruhe vor dem Examen können nicht allein durch fachliches Lernen vermieden werden. Mireen Lintl gründete deshalb Mindset Rep®, das erste Repetitorium für Lernstrategie und mentale Stärke im juristischen Studium und Referendariat. 

Mireen ist zertifizierter psychologischer Coach, ehemalige Repetitorin und selbst Volljuristin. Gelegentlich erhalten Studenten und Referendare in der Ausbildung Tipps, wie man mit Stress und Leistungsdruck umgehen könnte, es fehlt jedoch an wissenschaftlichen lernpsychologischen Erkenntnissen im Rahmen der Examensvorbereitung. Mit professionellem Coaching verändert Mireen die juristische Ausbildung grundlegend, indem sie den Fokus neben der inhaltlichen Planung auch auf die mentale Vorbereitung rückt. 

In unserem Interview mit Mireen erfahrt ihr, wo die größten Hindernisse bei der Vorbereitung auf das Examen liegen, wie gehirngerechtes Jura-Lernen funktioniert und vieles mehr.

Erzähl uns gerne etwas zu deinem Werdegang und wie es zu der Idee kam, Coaching für Juristen anzubieten!

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Mireen Lintl

Psychologische Aspekte haben mich einfach schon immer interessiert. Wenn ich an meine Referendarzeit denke, war oft das Erste, was ich mich im Gericht gefragt habe: “Wie geht es jetzt eigentlich jedem im Raum?” oder “Warum sagt diese Person jetzt genau das?” Dies war auch schon zur Schulzeit so. Meine Mutter selbst ist Psychotherapeutin, weshalb ich schon früh mit diesen Themen in Kontakt kam.

Gleichzeitig hatte ich auch immer viel Freude an Jura. Besonders während des Studiums habe ich gemerkt, welchen positiven Effekt es haben kann, wenn man sich früh mit verschiedenen Lernstrategien beschäftigt. 

Nach meinem 2. Staatsexamen habe ich als Repetitorin erstmal angefangen, auf das Examen inhaltlich vorzubereiten. Da ist mir klar geworden, für wie viele die mentale Ebene hinsichtlich der Examensvorbereitung ein Thema ist. In diesem Bereich wird sich oft Unterstützung gewünscht, aber es fehlte an den richtigen Angeboten. Kurze Zeit später habe ich eine einjährige Coachingausbildung in Berlin absolviert und arbeite seitdem als Personal-, Business- und Karrierecoach, unter anderem in der Justiz und auch in außerjuristischen Bereichen. Anfang diesen Jahres habe ich dann Mindset Rep® gegründet, womit ich das Coaching gezielt auf die juristische Ausbildung ausrichte.

Wo siehst du die größten Hürden und Blockaden von Studierenden und Referendaren in der Examensvorbereitung?

Meist beginnt es beim Blick auf die überwältigende Stoffmenge. Juristische Prüfungen sind so konzipiert, dass man faktisch nie alles in der Vorbereitung abdecken kann. Man kann sich das wie eine Box vorstellen, in die man mit einer Taschenlampe hinein leuchtet. Man kann immer wieder verschiedene Bereiche ausleuchten, aber in die letzten Ecken kommt man nicht ganz.

Dies führt bei vielen zu dem Gefühl, nie genug zu lernen und nicht genug Zeit zu haben. Ein weiteres Problem ist das “einfach-drauf-los-lernen”: Ohne Struktur und inhaltliche Aufteilung kommt es auch hier schnell zu einer Ermüdung des Lernprozesses. Zusätzlicher Verstärker des Stressempfindens ist bei vielen das ständige Vergleichen mit anderen und der Drang zum Perfektionismus. Damit verliert man den Blick auf das Wesentliche und blockiert ein effektives Lernen. Ein großes Thema ist häufig auch der Leistungsdruck, der teils von außen auf einen ausgeübt wird, aber unter den man sich vor allem selbst stellt. Dies fängt schon im Studium an und verstärkt sich oft im Referendariat. Dort verspüren viele neben dem fachlichen Lerndruck auf der einen Ebene zusätzlich den Druck, in der jeweiligen Station gute Leistungen abzuliefern.

Warum ist das richtige Mindset so wichtig für eine erfolgreiche juristische Ausbildung?

Den juristischen Lernerfolg muss man in drei Säulen betrachten: 1. Lerninhalt, 2. Lernstrategie und 3. mentale Stärke. Ersteres (“Lerninhalt”) decken grundsätzlich die Universitäten und die klassischen Repetitorien ab. Lernstrategie und mentale Stärke werden jedoch gern vernachlässigt. Dabei sind sie essentiell für den Lernerfolg. Deine Gedanken beeinflussen ganz stark dein Wohlbefinden und folglich deine Verfassung beim Lernen. Mit ständigen “Was-ist-wenn”-Fragen und der Vorstellung vom eigenen Scheitern blockiert man sich selbst und kommt erst gar nicht dazu, sein Lernpotenzial zu entfalten. 

Hier hilft es oft im ersten Schritt, seine Gedanken als solche zu identifizieren. Gedanken sind nur Gedanken und machen nicht meine ganze Person aus. Wenn ich mir dies im ersten Schritt bewusst mache, kann ich mich im nächsten von den hemmenden Gedanken distanzieren. Danach könnte ich sogar herausfinden, woher diese Gedanken kommen und mich fragen, ob ich die Situation auch anders bewerten kann. So entgeht man der endlosen Negativ-Gedankenspirale. Mit den richtigen Lernstrategien ermöglicht man ein effektives und nachhaltiges Lernen. Welche Lernstrategien für einen selbst funktionieren, ist dabei ganz individuell. Hier gilt es auch, herauszufinden, welcher Lerntyp man ist. Bin ich zum Beispiel ein visueller oder auditiver Lerner?


Wie gelingt eine gesunde Vorbereitung auf das Examen?

Wichtig ist es, von dem unbewussten “drauf-los-lernen” in ein bewusstes Lernen zu schalten. Bewusstes Lernen bedeutet, sowohl feste Lern-, als auch feste Pausenzeiten zu haben. Besonders die Pausen werden gern vernachlässigt. Selbst wenn du das Gefühl hast, mehrere Stunden am Stück lernen zu können, sollten präventiv Pausen eingebaut werden. Unser Hirn braucht nämlich Ruhe-Phasen, um Informationen zu verarbeiten. Man nennt das proaktive und retroaktive Hemmung. Proaktive Hemmung meint eine Lernhemmung, bei der ein unmittelbar vorhergehender Lernprozess die Aufnahme neuer Inhalte verhindert. Das Gegenstück hierzu ist die retroaktive Hemmung. Diese beschreibt, dass neue Informationen das Behalten und Abrufen älterer Information verhindern. Feste Lern- und Pausenzeiten vermeiden diese Form von Gedächtnishemmungen. So funktioniert gehirngerechtes Lernen. In seiner Lernzeit sollten alle möglichen Ablenkungen aus dem Weg geschafft und sich bewusst nur auf das Lernen konzentriert werden. Ich nenne dies auch gern “Goldene Lernzeit”. Am Abend und einmal in der Woche sollte es auch mal Jura-freie Zeit geben. Das ist ähnlich wie beim Spitzensport. Man braucht Regeneration, um wieder Leistung zu erbringen.

Ansonsten ist Organisation das “A & O”. Alles, was man im Vorhinein strukturieren und ordnen kann, sollte man auch tun. Wer den Lernstoff früh herunterbricht und priorisiert, fühlt sich von der Menge auch nicht mehr enorm erschlagen. Besonders während des Referendariats – wo neben dem materiellen Recht, das Prozessrecht in seiner ganzen Fülle hinzukommt – ist eine Priorisierung sinnvoll. Dazu kommen verschiedene Aufgaben, die in der jeweiligen Station erledigt werden müssen. All dies zu bewältigen, stellt für viele Referendare eine Herausforderung dar.

Wie läuft das Coaching ab und wie wird man Teil der “Mindful Law Student“- Community?

Je nach Bedarf findet das Coaching in regelmäßigen Abständen statt; wöchentlich, monatlich oder nach vorher vereinbarten Terminen. Wir finden uns in 1:1-Sitzungen in einem Zoom-Meeting zusammen. Über den Bildschirm kann man häufig sogar einen besseren “Coaching-Effekt” erzielen. Der “Safe-Space” des eigenen Zuhauses sorgt oft für ein besseres Wohlbefinden und einfacheres Sich-Fallen-Lassen im Coaching. 

Die “Mindful Law Students” sind eine empowernde Community aus Jura-Studierenden und Referendaren. Die Jura-Bubble ist nicht unbedingt für ihre gegenseitige Unterstützung bekannt. Das wollen wir ändern, indem wir endlich auf das ständige Vergleichen und die Ellenbogenmentalität verzichten und uns durch regelmäßigen Austausch unterstützen. Dafür kann man sich einfach in meinen Newsletter eintragen. Dort informiere ich regelmäßig über verschiedene kostenlose Veranstaltungen. Beispielsweise die “Monday Morning Motivation”: Hier finden wir uns regelmäßig am Montag zusammen und tauschen wertvolle Tipps rund um Studium und Mindset aus, stellen Impulsfragen und starten richtig in die neue Lernwoche.

Vielen Dank für deine Zeit und das Interview, liebe Mireen!

 


 

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