Ich möchte Jura studieren, aber wo?
Nach dem Abitur gilt es nicht nur, sich für ein Studienfach zu entscheiden, sondern auch die passende Universität auszuwählen. Der Wunsch, eine juristische Laufbahn einzuschlagen, ist nicht immer vorprogrammiert und das Wissen um Schwerpunktinteressen, Stärken und Schwächen in diesem Bereich oft mangels Erfahrung noch rar gesät. Deswegen ist es nicht immer leicht, unter den vielen juristischen Fakultäten, diejenige auszuwählen, die für einen richtig ist. Heimatsort, Wohn- und soziale Situation spielen oft eine wichtige Rolle, aber auch die Fragen:
- Wie ist die Betreuungssituation?
- Was bietet mir meine Universitätsstadt?
- Was hat meine Uni, was andere nicht haben?
Zum Semesterstart wollen wir euch einige Studierende vorstellen, die uns einen Einblick in ihr Studierendenleben an ihrer Universität geben wollten. Ganz bewusst distanzieren wir uns von Werbung auf Hochschul-Onlinepräsenzen oder in Katalogen und stellen euch subjektive Eindrücke der jeweiligen Personen dar. Hier ist ein Erfahrungsbericht von Fatma Gültekin über ihr Jurastudium an der Universität Frankfurt.
Das Studium an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M.
Ich studiere im 13. Semester an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Ich bin im Schwerpunktbereich Kriminalwissenschaften. Eigentlich finde ich alle Rechtsgebiete (bis auf das Bau- und Kommunalrecht) sehr interessant. Die Themen der Kolloquien bzw. Seminare und die Dozenten waren letztlich ausschlaggeben für die Wahl meines Schwerpunktbereiches.
Meine Entscheidung für die Universität Frankfurt
Ich habe mich für die Johann Wolfgang-Goethe Universität entschieden, da ich in Frankfurt lebe und die Universität sehr schnell mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist. Die Bibliothek für Recht und Wirtschaft bietet die Möglichkeit sich für Klausuren vorzubereiten und Seminararbeiten zu schreiben. Da sehr viele Studenten im gleichen Semester die gleiche Hausarbeit schreiben und die Literatur in der Bibliothek begrenzt ist, ist der Konkurrenzkampf umso größer. Das führt dazu, dass Bücher verschwinden, versteckt werden, Seiten rausgerissen und wichtige Passagen in den Texten übermalt werden.
Rhetorisch gute Vorlesungen
Vom Lerntyp her bin ich eher ein Autodidakt. Falls ich den Dozenten jedoch rhetorisch gut fand, habe ich die Vorlesung gerne besucht. Falls ich mich dafür entschied, meine Zeit zu opfern und eine Vorlesung zu besuchen, saß ich wie eine „ Streberin“ in den vorderen Reihen des Hörsaals, da es in den hinteren Reihen üblicherweise immer etwas lauter ist und es schwerfällt dem Dozenten zu folgen.
Tutorien und ihre Qualität
Ich finde es gut, dass begleitend zu den Vorlesungen Tutorien angeboten werden, um Fälle zu üben. Die Qualität der Tutorien hängt von den Tutoren ab. Für eine Stelle als Tutor bewirbt man sich nur schriftlich, zu einem Gespräch wird man nicht eingeladen. Es wird quasi nicht kontrolliert, ob die Tutoren qualifiziert sind, um ein Tutorium zu leiten und den „Stoff“ gut vermitteln können.
Auf der einen Seite ist es eine gute Gelegenheit für die Tutoren Erfahrungen zu sammeln, auf der anderen Seite hat man nur die Möglichkeit ein Tutorium ein Semester lang zu leiten. Im nächsten Semester müsste man sich aufs Neue bewerben. Die Tutorien sind jedoch für die Studenten sehr wichtig, da diese den wissenschaftlichen Inhalt der Vorlesungen versuchen in die Form des Gutachtens zu gießen und die Tutoren eine vermittelnde Rolle zwischen dem Professor und der Stunden innehaben. Eine hohe Punktzahl in den Klausuren ist meiner Ansicht nach kein Indiz dafür, dass die Bewerber auch ein Tutorium leiten können. Somit sind die Studenten den nicht ausgebildeten Studenten „ausgeliefert“.
Meine Empfehlungen
Ich würde Abiturienten empfehlen, sich die jeweilige Prüfungsordnung durchzulesen und sich vor dem Studium in eine Vorlesung bzw. ein Tutorium zu setzen, in die Bibliothek zu gehen und in den Büchern der Rechtsgebiete zu blättern, damit sie eine grobe Vorstellung bekommen, was auf sie zukommt. Das Jurastudium ist sehr hart, zeitaufwendig und nervenkillend, sprich kein Studium „just for fun“.
Im Vergleich zu anderen Fakultäten sind angehende Juristen manchmal arrogant und hochnäsig (ist keine Bedingung für das Studium, trifft jedoch häufig zu). Wenn man jedoch für das Recht und Gesetz brennt und sich vor Augen führt, welche Möglichkeiten man später als Jurist hat, zieht man das Studium gerne durch. Abiturienten werden sich wahrscheinlich bei Jurastudenten informieren. Kann man zwar machen, der Haken ist, dass die meisten Studenten aufgrund der staatlichen Prüfung so ausgepowert sind, dass sie den Studiengang wahrscheinlich nur mühsam weiterempfehlen werden. Deshalb rate ich allen Studenten selbst hinein zu schnuppern!
Hier geht´s zu Teil 1.