Ich möchte Jura studieren, aber wo?
Nach dem Abitur gilt es nicht nur, sich für ein Studienfach zu entscheiden, sondern auch die passende Universität auszuwählen. Der Wunsch, eine juristische Laufbahn einzuschlagen, ist nicht immer vorprogrammiert und das Wissen um Schwerpunktinteressen, Stärken und Schwächen in diesem Bereich oft mangels Erfahrung noch rar gesät. Deswegen ist es nicht immer leicht, unter den vielen juristischen Fakultäten, diejenige auszuwählen, die für einen richtig ist. Heimatsort, Wohn- und soziale Situation spielen oft eine wichtige Rolle, aber auch die Fragen:
- Wie ist die Betreuungssituation?
- Was bietet mir meine Universitätsstadt?
- Was hat meine Uni, was andere nicht haben?
Zum Semesterstart wollen wir euch einige Studierende vorstellen, die uns einen Einblick in ihr Studierendenleben an ihrer Universität geben wollten. Ganz bewusst distanzieren wir uns von Werbung auf Hochschul-Onlinepräsenzen oder in Katalogen und stellen euch subjektive Eindrücke der jeweiligen Personen dar. Weiter geht es mit Flavia Schardt, Absolventin der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main.
Das Studium an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt a.M.
iurratio: In welchem Semester bist du und wo liegt dein Interessensschwerpunkt?
Flavia: Im vergangenen Semester habe ich mein Studium an der Goethe Universität in Frankfurt am Main beendet. Mein Schwerpunkt (Schwerpunkt 5) war „Arbeit, Soziales, Lebenslagen“. Angeboten wurden in diesem Schwerpunktbereich Kolloquien und Seminare aus dem Arbeitsrecht, Sozialrecht, Ausländer- und Asylrecht, Medizinrecht, Familienrecht und vielen weiteren interessanten Rechtsgebieten. Daneben gibt es aber in Frankfurt auch noch fünf andere Schwerpunktbereiche und es ist möglich, auch Leistungen aus fremden Schwerpunktbereichen in die Endnote einfließen zu lassen.
iurratio: Warum studierst du an dieser Hochschule?
Flavia: Ursprünglich wollte ich nur übergangsweise aus privaten Gründen in Frankfurt Jura studieren, aber es hat mir dort so gut gefallen, dass ich meine eigentlichen Pläne über den Haufen geworfen habe und in Frankfurt geblieben bin.
iurratio: Wie zufrieden bist du mit der Ausstattung der Bibliothek?
Flavia: Die Bibliothek ist sowohl in den Pflichtfächern als auch für die Schwerpunktbereiche sehr gut ausgestattet. Wenn mal zu einem Spezialgebiet ein Buch fehlte, konnte man einen unkomplizierten Antrag auf Anschaffung des Werkes stellen, der zumindest bei mir in allen Fällen bewilligt wurde. Allerdings gab es ab und an in der Klausurenphase Probleme, einen Arbeitsplatz in der Bibliothek, die wir uns mit den Wirtschaftswissenschaftlern teilen, zu bekommen, was die Bibliothek aber durch eine zeitweise Zulassungsbeschränkung für Universitätsexterne erfolgreich löste.
iurratio: …mit den Vorlesungen?
Flavia: Ich denke, welche Vorlesungen einem zusagen und welche nicht, hängt viel von den jeweiligen Professoren bzw. Dozenten ab. In einer Vorlesung habe ich es tatsächlich nur eine halbe Stunde ausgehalten, anderen Rednern könnte ich den ganzen Tag zuhören. Eine Anwesenheitspflicht gibt es in Frankfurt übrigens nicht. Allgemein kann man außerdem festhalten, dass bei uns niemand vor den Türen sitzen oder stehen musste – es waren immer ausreichend Sitzplätze in unserem schönen, neuen und klimatisierten Hörsaalzentrum vorhanden.
iurratio: …mit den vorlesungsbegleitenden Angeboten wie Tutorien oder Uni-Rep?
Flavia: In Frankfurt werden für alle Pflichtfächer Tutorien angeboten, in denen das in der Vorlesung Erlernte in Form von Fällen für die Klausuren geübt wird. Durch regelmäßige Evaluationen wird sichergestellt, dass nur sehr gute Tutoren Tutorien leiten dürfen.
Das Uni-Rep habe ich selbst nicht besucht, war aber in der Onlinegruppe eingeschrieben, sodass ich die Materialien sehen konnte. Was ich dort einsehen konnte, hat mir alles sehr gut gefallen und ich würde auch jedem, der Übung im Klausurenschreiben haben möchte, den freitäglichen Klausurenkurs des Uni-Reps ans Herz legen.
iurratio: …mit der allgemeinen Betreuung durch die Hochschule?
Flavia: Der Fachbereich Jura in Frankfurt ist einer der größten deutschlandweit. Damit man sich in dieser Masse an Studierenden nicht verliert, bietet der Fachbereich und auch die Universität einige Betreuungsangebote an. Neben einer Einführungswoche, in der man neben Tipps und Grundlagen zur Studienplanung auch die Universität und die Stadt gezeigt bekommt, gibt es auch ein Mentorenprogramm, das Erst- und Zweitsemestern Mentoren aus höheren Semestern zur Seite stellt.
Für Fragen steht auch immer die Fachschaft oder die Studienberatung zur Verfügung. Die zahlreichen Vereine und Hochschulgruppen aller couleur in Frankfurt sorgen zudem dafür, dass man schnell Anschluss an eine Gruppe findet und sich an der Uni dadurch wohlfühlt.
iurratio: Würdest du den Abiturienten von heute…
a) …ein Jurastudium empfehlen?
Flavia: Wenn man auch regelmäßig in großen deutschen Tageszeitungen liest, dass es viel zu viele Juristen gäbe, so würde ich dennoch interessierten Abiturienten zu einem Jurastudium raten. Ein Blick auf den Arbeitsmarkt zeigt nämlich, dass es tatsächlich sehr viele wahnsinnig interessante Jobs für Juristen gibt – vorausgesetzt diese sind fachlich gut. Wer nach dem Abitur natürlich mit der Einstellung an sein Jurastudium geht, „nur irgendwie durchkommen zu wollen“, für den wird ein Jurastudium nicht das Richtige sein. Neben einer gewissen Begeisterungsfähigkeit für Gesetze und deren logische Zusammenhänge braucht man nämlich auch eine ordentliche Portion Durchhaltevermögen, bis man nach durchschnittlich 9-12 Semestern sein Erstes Staatsexamen in der Hand hält.
b) …das Jurastudium an deiner Hochschule empfehlen?
Flavia: Ein Jurastudium in Frankfurt würde ich auf jeden Fall weiterempfehlen. Die Nähe zu Kanzleien, Unternehmen und anderen Vereinen bietet eine unglaubliche Vielfalt – genau wie die Stadt Frankfurt eben auch selbst. Wer lieber in einer schnuckeligen Studentenstadt studieren möchte, ist allerdings in Frankfurt falsch – Studenten machen dort nur einen sehr kleinen Teil der Einwohner aus und viele pendeln von außerhalb an die Universität.
iurratio: Vielen Dank für das Interview!
Hier geht´s zu Teil 2.