Einleitung
Nach dem Examen ist vor dem Examen. Im juristischen Vorbereitungsdienst wird der Referendar innerhalb von zwei Jahren in insgesamt fünf Stagen praktisch ausgebildet und auf das zweite Staatsexamen vorbereitet. Üblicherweise durchläuft er Stationen bei einem Gericht in Zivilsachen, der Staatsanwaltschaft, einer Verwaltungsbehörde und einem Rechtsanwalt, gefolgt von einer Wahlstation.
In dieser Zeit lernt er, die im Studium erlangten Kenntnisse des materiellen Rechts mithilfe des Prozessrechts praktisch anzuwenden. Soweit die allgemein bekannte Beschreibung.
Von vielen wird jedoch eine weitere wichtige Komponente des Referendariats unterschätzt: Das Sammeln von Erfahrungen – nicht nur – im Hinblick auf die spätere Berufswahl.
Im Referendariat bietet sich nämlich die einmalige Gelegenheit während des planmäßigen Verlaufs der Ausbildung viele unterschiedliche Tätigkeitsbereiche kennenzulernen.
Eine besonders spannende Gestaltungsmöglichkeit bietet hierbei die Verwaltungs- oder Wahlstation mit einer Ausbildung an einer deutschen Auslandsvertretung. Diese beinhaltet die Chance, aus dem Referendariat herauszubrechen und die Welt der Diplomatie, ein neues Land, eine neue Kultur, eine neue Sprache, aber auch viel über das Verwaltungsrecht und sich selbst zu lernen.
Im Folgenden möchten wir daher über unsere Erfahrungen in den zeitgleichen absolvierten Verwaltungsstationen an den Botschaften in Oslo und Lima berichten, wie sie unterschiedlicher nicht sein können und somit einen Einblick in den Abwechslungsreichtum des Auswärtigen Dienstes gewähren.
I. Bewerbung und Vorbereitung
Das Bewerbungsverfahren erfolgt zentral über das Auswärtige Amt in Berlin und bietet allen Referendaren die Möglichkeit, sich für die auf der vom Auswärtigen Amt veröffentlichten Liste angegebenen Auslandsvertretungen sowie der Zentrale in Berlin zu bewerben.
Die Bewerbungsfrist endet sieben Monate vor Beginn des Stationsbeginns und das Auswärtige Amt wählt die Bewerber in einem Punktesystem aus. Um die Kriterien und Gewichtung der Punktevergabe ranken sich vielerlei Gerüchte, fest steht jedoch, dass die Kenntnis der Landessprache ein gewichtiges Kriterium darstellt.
Nach der Auswahl der Bewerber (ca. sechs Monate vor dem Stationsbeginn) erhalten diese vom Auswärtigen Amt das Angebot über die Ausbildung in einer bestimmten Auslandsvertretung. Bewerber die keine Berücksichtigung finden konnten, aber grundsätzlich den Kriterien entsprechen, können im Rahmen einer Nachrückerliste zu einem späteren Zeitpunkt beim Auswärtigen Amt nachfragen, ob ein Bewerber das Angebot abgelehnt hat.
Nach der Zusage des Referendars ist es für diesen an der Zeit, sich neben der Beantragung eines „Führungszeugnisses zur Vorlage bei einer Behörde“ um die erforderlichen Impfungen und Visa zu kümmern. Entsprechende Hinweise finden sich auf der Homepage des Auswärtigen Amtes. Zur konkreten Vorbereitung auf die jeweilige Auslandsvertretung, das Leben im Gastland und die Anreise hält das Auswärtige Amt meist eine Liste mit möglichen Unterkünften und Erfahrungsberichte von vorherigen Referendaren bereit, welche sehr wertvolle Tipps enthalten.
III. Die Zeit in den Auslandsvertretungen
1. Deutsche Botschaft in Oslo, Norwegen*
a) Wohnungssuche
Die Wohnungssuche im Ausland gestaltet sich oftmals ein wenig komplizierter, da die Unterkunft lediglich für einen relativ kurzen Zeitraum benötigt wird und die typischen Wohnungsmärkte im Internet tendenziell eher auf die Langzeitmiete ausgerichtet sind.
Man benötigt also etwas Glück, um etwas passendes zu finden. Da ein Freund von mir zur Zeit meiner Wohnungssuche Verwandte in Oslo besuchte, konnte er praktischerweise für mich eine in der Nähe der Botschaft gelegene Wohnung besichtigen, die ich über das Internet gefunden hatte. Nachdem ich mich telefonisch mit der Vermieterin geeinigt hatte, sandte sie mir die entsprechenden Dokumente zu, welche ich unterschrieben zurückschickte.
Leider kam jedoch noch überraschend eine Absage ihrerseits; die Wohnung sei nun doch schon vermietet. Somit war ich in der relativ unglücklichen Situation, zwei Wochen vor Abflug noch ohne Unterkunft dazustehen und fürchtete bereits, die ersten Wochen Couchsurfing betreiben oder im Hotel unterkommen zu müssen – in der drittteuersten Stadt der Welt.
Glücklicherweise konnte ich aber mithilfe der mir von der Botschaft übersandten Liste möglicher Vermieter noch eine Unterkunft finden, mit der ich es, wie sich im Nachhinein zeigte, nicht besser hätte treffen können: Sie lag 5 Gehminuten von der Botschaft entfernt, und das Zentrum war fußläufig in 15 Minuten zu erreichen.
b) Anreise
Für meine Anreise plante ich zunächst, einen Abstecher nach Kopenhagen zu machen und von dort aus die Fähre nach Oslo zu nehmen – ein Tipp meiner Vorgängerin. Allerdings wollte ich auch die in die Zeit meiner Verwaltungsstation fallende Wintersportsaison nutzen und mein Snowboard mitnehmen, weshalb ich mich dann doch entschloss zu fliegen und den Kopenhagenbesuch auf meinen Stationsurlaub verschob.
Die Verkehrsanbindung vom „Oslo Lufthavn“ in die Stadt ist mit dem Schnellzug „flytoget“ mit einer Fahrtzeit von 20 Minuten optimal und auch das gesamte öffentliche Verkehrsnetz in Oslo selbst ist sehr dicht. Da ich einige Tage vor Stationsbeginn anreiste, hatte ich die Möglichkeit, mich nach einer kurzen Vorstellung bei der Botschaft noch um ein paar organisatorische Dinge (Monatsticket, Lebensmitteleinkauf, etc.) zu kümmern, bevor es dann im Februar losging.
c) Erfahrungen in der Botschaft
Während der Zeit in der Deutschen Botschaft in Oslo durchlief ich, wie auch meine Vorgänger, die Abteilungen Rechts- und Konsularwesen, Wirtschaft und Politik sowie Kultur und Presse. Die Arbeit an der Botschaft war neben den typischerweise im Rechts- und Konsularbereich anfallenden juristischen Aufgaben zu einem großen Teil auch diplomatisch und politisch geprägt, was im Anschluss an die unmittelbar zuvor absolvierte Station bei der Staatsanwaltschaft eine sehr interessante Abwechslung darstellte.
Insgesamt habe ich ein sehr breites Spektrum der verschiedensten Aufgaben kennenlernen dürfen und konnte mir somit ein umfassendes Bild der Tätigkeiten in einer Auslandsvertretung machen.
Im Bereich Rechts- und Konsularwesen verfasste ich unter anderem nach entsprechender Recherche, Prüfung des Falles und Korrespondenz mit den Antragstellern (Anhörung i.S.d. § 28 Abs. 1 VwVfG) ablehnende Bescheide, fertigte Vermerke und Rechtsgutachten zu verschiedensten Fragen.
Zum Beispiel bezüglich der möglichen Namensführung von Kindern mit einem ausländischen Elternteil im internationalen Namens- und Kindschaftsrecht (IPR), einem Rechtshilfeersuchen in Strafsachen oder der Anwendbarkeit der Grundfreiheiten aus dem EWR-Abkommen. Auch entwarf ich diverse Erbscheinsanträge, wobei ich in einem Teil dieser Anträge sogar die darauf folgende Erbscheinantragsverhandlung leiten durfte, in welcher ich den Beteiligten die Rechtswirkungen erklärte und sie – insbesondere bezüglich ihrer Wahrheitspflicht – umfassend rechtlich beraten habe.
Ferner durfte ich bei Bürgerbesuchen am Schalter der Botschaft mitarbeiten und konnte so zum Beispiel eine Erklärung zur Vaterschaftsanerkennung vorbereiten und bei der Abnahme der Erklärung am Schalter mitwirken. Aus meiner Sicht besonders spannend stellten sich darüber hinaus die von mir durchgeführten Häftlingsbesuche dar, bei welchen ich mich bei den in Untersuchungs- oder Strafhaft befindlichen Deutschen in norwegischen Gefängnissen über deren Haftbedingungen erkundigte und auch ein offenes Ohr für deren persönliche Sorgen hatte.
Meine Tätigkeiten mit Bezug zur Abteilung Wirtschaft und Politik umfassten die Erstellung von Kurzberichten zu den Themen Windkraft und Elektromobilität in Norwegen für Wirtschaftsgespräche im Rahmen eines anstehenden Staatsbesuchs, die Aktualisierung des energiepolitischen Jahresberichts und des Jahreswirtschaftsberichts, sowie eines Berichts über die Lebenshaltung in Norwegen für das Auswärtige Amt.
Ferner die Unterrichtung norwegischer Behörden und Institutionen über die Veranstaltung eines deutschen NGOs und die Teilnahme an verschiedenen Veranstaltungen. So besuchte ich zum Beispiel eine von Statoil durchgeführte Präsentation über die Tätigkeitsfelder des Unternehmens und beteiligte mich an einer Besprechung mit Vertretern der französischen und britischen Botschaft in welcher wir Möglichkeiten zur Durchführung eines gemeinsamen Projekts im Rahmen der Klimapolitik eruierten. Des Weiteren nahm ich im Namen der Botschaft am von der EU Delegation in Oslo durchgeführten Seminar zur EU Klima- und Energiepolitik 2030 teil und konnte einer Einladung des italienischen Botschafters zu einer Präsentation in seiner Residenz folgen. Spannend war darüber
hinaus, dass ich in der letzten Woche meiner Verwaltungsstation die Deutsche Botschaft noch auf zwei weiteren Veranstaltungen vertreten durfte. Zum einen auf einem Seminar der IAEA über die sichere und friedliche Nutzung von Atomenergie und zum anderen dem 4. Senior Officials Meeting der Northern Dimension, einer politischen Kooperation zwischen der EU, Russland, Norwegen und Island.
Die in den Bereich Kunst und Kultur fallenden Tätigkeiten umfassten die Teilnahme an Besprechungen, sowie das Verfassen von Kurzinformationen und Fact-Sheets über relevante Themen für die Unterrichtung des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten anlässlich seines Besuches in Norwegen. Während meiner Station führte ich auch einen Austausch mit den Praktikanten der AHK, sowie des Goethe-Instituts durch und lernte somit die Aufgabenbereiche der weiteren deutschen Institutionen in Norwegen näher kennen.
Die Arbeit in der Botschaft hat mir vor allem aufgrund der außerordentlich guten Arbeitsatmosphäre viel Spaß gemacht. Es war eine fesselnde Zeit, in der ich viel gelernt habe. Gerade auch die nicht-juristischen Tätigkeiten im Bereich Wirtschaft und Politik waren höchst spannend, da man hier einen Einblick in die politischen Prozesse und die Entscheidungsfindung auf internationaler Ebene gewinnen konnte. Über die Tätigkeiten in der Botschaft hinaus habe ich Kontakt zu vielen interessanten Menschen geknüpft und freue mich, diese Kontakte noch lange über meine Verwaltungsstation hinaus aufrechterhalten zu können.
d) Das Leben in Oslo
Oslo ist eine wundervolle Stadt, die viel zu bieten hat. Insbesondere der Stadtteil Frogner besticht durch seine schönen altmodischen Häuser. Es bietet sich an, an schönen Tagen eines der unzähligen Cafés in den Straßen zu besuchen, oder vom nahe der Botschaft gelegenen Schlosspark über die Karl Johan Gata bis zur Oper zu schlendern und dann einen Abstecher zur „Aker Brygge“ zu machen, um dort von einem der vielen Restaurants den Ausblick auf das Meer zu genießen.
Ferner beherbergt Oslo eine Vielzahl an Museen und Theatern, weshalb in Oslo viele junge Menschen an den Kunst-, Schauspiel- und Gesangschulen studieren. Entsprechendes Abendprogramm ist somit reichlich verfügbar. Einige Restaurants und Bars, in denen man tagsüber sehr gut essen gehen kann, verwandeln sich übrigens in der Nacht zu beliebten Clubs, in denen man bis drei Uhr – der Zeit, zu der alle Clubs schließen – ausgiebig tanzen und feiern kann.
Ganz besonders empfehle ich aber einen Ausflug in den Südwesten Norwegens. Nicht unweit von Stavanger findet man wundervolle Landschaften mit atemberaubenden Ausblicken – unter anderem den Preikestolen, eine Feldformation in Form eines Quadrats mit Blick auf den Fjord.
2. Deutsche Botschaft in Lima, Peru*
a) Anreise
Schon die Anreise nach Lima gestaltete sich anders als nach Oslo. Denn bevor es losging, musste ich mich erst einmal impfen lassen. Das Auswärtige Amt empfiehlt, die Standardimpfungen gemäß aktuellem Impfkalender des Robert-Koch-Institutes für Kinder und Erwachsene anlässlich einer Reise zu haben. Dazu gehören auch für Erwachsene die Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, ggf. auch gegen Pertussis, Mumps, Masern Röteln (MMR) und Influenza.
Als Reiseimpfungen werden zudem Hepatitis A, bei Langzeitaufenthalt oder besonderer Exposition auch Hepatitis B, Tollwut und Typhus empfohlen. Es empfiehlt sich die Impfungen bei Zusage zu machen, da z.B. die Hepatitis A und B Impfungen aus drei Impfungen in zeitlichen Abständen bestehen und nur so zu 100% ihre Wirkung entfalten. Für die Reise hat meine Krankenkasse (Techniker Krankenkasse) die Kosten für die Impfungen übernommen.
Auch der Flug war nicht nur teurer, sondern auch langwieriger. Beim Flug ist es schwierig zu sagen, ob es sich lohnt diesen frühzeitig zu buchen oder doch eher abzuwarten. Meine Station begann im Februar – den Flug hatte ich jedoch erst im Dezember gebucht. Hintergrund war, dass mein Vater ebenfalls mit wollte und wir den Hinflug koordinieren mussten. Dadurch wurde dieser etwas teurer als die sonst vorhandenen Verbindungen. Grundsätzlich bestehen mehrere Optionen nach Lima zu kommen. Eine Direktverbindung aus Deutschland besteht nicht, jedoch sind folgende Optionen vorhanden:
- Direktflug aus Madrid nach Lima (ca. 1000,- EUR und 12 Std. Flug)
- Direktflug aus Amsterdam nach Lima (ca. 1200,- EUR und 13 Std. Flug)
- Direktflug aus Paris nach Lima (ca. 1200,- EUR und 12,5 Std. Flug)
Alle restlichen Verbindungen sind mit Umstiegen verbunden und von der Flugzeit länger (bis zu 26 Std.), jedoch erheblich günstiger. Ich habe, obwohl ich kurzfristig gebucht habe und mit meinem Vater den Flug abstimmen musste ca. 1000,- EUR bezahlt. Jedoch waren auch weit-aus billigere Verbindungen mit Delta Airlines für ca. 800,- EUR und weniger zu haben. Es empfiehlt sich daher die bekannten Flugsuchmaschinen zu verwenden.
b) Wohnungssuche
In vielen Erfahrungsberichten wird auf die Casa Roja verwiesen. Nach einigen Anrufen und Unzulänglichkeiten bei der Organisation, v.a. hinsichtlich der Unterkunft von Freunden, die mich besuchen kommen würden, und meines Vaters habe ich mich bewusst gegen die Casa Roja entschieden. Stattdessen habe ich bei den als „Partyhäuser“ verrufenen Student Houses Peru ein Zimmer im Haus APU 1 genommen.
Die Kosten belaufen sich auf ca. 1000,- PEN pro Monat, was ca. 250,- EUR (Stand: April 2014) sind. Während meines Aufenthalts waren alle 14 Zimmer belegt. Hierbei waren wir zehn Franzosen, zwei Deutsche, ein Spanier und eine Belgierin. Das Zusammenleben gestaltete sich unkompliziert. So konnte jeder, der Party machen wollte, auch Party machen. An Wochenenden wurden dann auch mal größere Parties organisiert, was jedoch in vollkommen normalen Rahmen ablief.
Folglich kann ich das Haus ohne Bedenken empfehlen. Vor allem möchte ich aber den unkomplizierten Buchungsvorgang über das Internet hervorheben. Die Unterkunft liegt in Calle General Recavarren 480 und somit mitten im Miraflores. Es gibt nette, günstige Restaurants, und Ausgehmöglichkeiten drumherum. Es sind zwei Supermärkte in der Nähe und zwei Fitnessstudios. Ich habe mich im „Energym“ angemeldet gehabt und bezahlte als „Student“ ca. 100,- EUR für drei Monate.
Auch Die Avenida Arequipa ist von dort aus in fünf Gehminuten zu erreichen. Dort kann man ein Combi für 1,- PEN pro Fahrt nehmen, um bis Juan de Arona zu fahren und von dort aus nochmals fünf Minuten zu laufen. Insgesamt kommt man auf eine halbe Stunde Anfahrt. Man kann die Strecke komplett zu Fuß zurücklegen. Ich kam so auf 45 Minuten.
Auch war es unproblematisch, dass mein Vater eine Woche mich besuchte und nichts drauf-zahlen musste. Meine zwei Freunde, die mich besuchten, zahlten ebenfalls lediglich 400,- PEN für zwei Wochen Aufenthalt in dem Haus.
c) Erfahrungen in der Botschaft
Die Ausbildung in der Botschaft gestaltete sich als sehr interessant und abwechslungsreich. Ich habe die Gelegenheit bekommen nicht nur in die verwaltungsrechtlichen Tätigkeiten Ein-blick zu bekommen, sondern auch in die anderen Bereiche wie Kunst, Politik und natürlich Rechtskonsulat. Zu meiner Anwesenheitszeit waren wir zwei Referendare, was die Aufgabenverteilung angenehm gestaltete.
Die Arbeitszeit ist in den Sommermonaten Montag bis Mittwoch von 7:30 bis 16:30 (mit einer Stunde Mittagspause) und Donnerstag Freitag bis 13:30. So gehörten zu meinen Aufgaben:
Der monatliche Besuch deutscher Inhaftierter in peruanischen Gefängnissen (Piedras Gordas II und Sarita Colonia) und Erstellung der damit verbundenen Protokolle. Von den Zuständen kann sich jeder Referendar eigene Eindrücke machen. Ich will an dieser Stelle nichts vorweg-nehmen, außer, dass es eine einmalige und sehr einschneidende Erfahrung ist. Ich empfehle jedem nur mal nach „Deutsche Gefangene Peru“ zu googlen.
Ebenso gehörte zu meinen Aufgaben der Besuch von offiziellen Veranstaltungen im Namen der Deutschen Botschaft. So hatte ich die einmalige Gelegenheit sowohl den russischen als auch den ukrainischen Botschafter in der Residenz des russischen Botschafters bei einem Empfang zu der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Sochi kennenzulernen. Des Weiteren nahm ich auch an den Treffen der europäischen Delegation in den Bereichen Wirtschaft, Politik und Menschenrechte teil.
Im Rechts- und Konsularwesen erwarteten mich einige interessante Remonstrationsbescheide für Visa. Sie betrafen u.a. Familienzusammenführungen, Touristenvisa für Schengen, Schen-genvisa nach zurückgezogenem Antrag auf Familiennachzug und ein Besuchsvisum nach einem abgelehnten Sprachkursvisum. Rechtlich war dies aber nicht alles was in der Botschaft zu bewältigen war. Auch das Zivil- und Straf- und Strafprozessrecht durften mal begutachtet werden.
So durfte ich ein Gutachten zu den Erbschaftsansprüchen von einem nicht-ehelichen Kind eines verstorbenen Deutschen erstellen, aber auch schauen was die Anforderungen an einen internationalen Haftbefehl sind und wann ein solcher nach § 114a StPO ausgehändigt werden muss.
Des Weiteren durfte ich für einen peruanischen Anwalt, der die deutschen Gefangenen hier vertritt eine Darstellung des Betrugstatbestandes gemäß § 263 StGB und der Verjährung nach §§ 78ff. StGB erstellen und einen Bericht zu den rechtlichen Voraussetzungen des Sozialsystems in Peru erarbeiten. Besonders interessant war die rechtliche Bewertung des urheberrechtlichen Status der Noten der deutschen Nationalhymne. All das war sehr abwechslungsreich und hat immer großen Spaß bereitet.
Aber auch außerhalb des Rechtlichen war eine Menge zu tun. So half ich dem Kulturreferat bei der Erstellung der Facebook-Präsenz der Botschaft. Außerdem führte ich Recherchen ethnologischen Themen, „Science Slams“, Wissenschafts- und Technologiemuseen für Zusammenarbeit mit neuem Museum in Lima u.Ä. Ferner kümmerte ich mich um Anfragen zur Ausstattung der Botschaft mit Materialien für die Öffentlichkeitsarbeit und arbeitete an der Webseite der Botschaft mit.
d) Das Leben in Lima
Mein erster Eindruck vom Verkehr war schrecklich. Mein zweiter und dritter Eindruck immer noch. Das Problem an dem peruanischen Verkehr ist, dass er ungeordnet, hektisch und laut ist. Die Fahrer beschleunigen und bremsen abrupt ab, obwohl es keinen ersichtlichen Grund dazu gibt. Im Gegensatz zu meinen Mitbewohnern, die sich ein Motorrad angeschafft haben, hätte ich mich, trotz extremer Fahrerfahrung in der Ukraine, nicht getraut auf Perus Straßen zu fahren. Manchmal kam es mir so vor, dass man eine große Kreuzung bei Rot sicherer überqueren kann als bei Grün.
Lima gilt als kulinarische Hochburg Südamerikas. Nirgendwo sonst in Südamerika finden sich so viele „Haute cuisine“ Restaurants wie in Lima. Dies ist einerseits dem berühmten Koch Gastón zu verdanken, zum anderen der wirklich einmaligen peruanischen Küche. Nicht nur, dass hier zu Festtagen Meerschweinchen gegessen werden, auch frischer Fisch steht ganz oben auf der Speisekarte.
Zu den typischen Gerichten gehören u.a. Ceviche (roher Fisch, in Limettensaft mariniert), Lomo Saltado (Rindfleichstücke, die mit Zwiebeln und Paprika gebraten werden), Salchipapa (Peruanisches Fastfood), Pisco Sour (Longdrink mit Pisco, Eiklar und Limettensaft) aber auch andere Gerichte. Zu empfehlen ist auch die peruanische Fusionsküche, insbesondere die peruanischen Sushi. Als Restaurant kann ich das „Edo“ sehr empfehlen.
Außerdem sollte man unbedingt einen Abstecher zu „La Mar“ und wenn es der Referendarsgeldbeutel zulässt zu „Astrid & Gastón“ machen. Man sollte sich die einmalige Gelegenheit die peruanische Küche zu probieren nicht entgehen lassen.
Kulturell hat Peru und Lima einiges zu bieten. Nicht nur die zahlreichen Inka-Stätten, sondern auch zahlreiche Museen in und um Lima und in ganz Peru bieten eine willkommene Abwechslung. So habe ich u.a. das Museum Larco besucht, was ich an kunstinteressierte ohne Bedenken weiterempfehlen kann. Da Museen aber stets Geschmackssache sind, verweise ich auf die Liste bei TripAdvisor.
Die Strände in Miraflores sind nicht schön, sondern bestehen meist aus großen Steinen. Für alle Surfer sind sie aber gut geeignet. Ansonsten kann man auch in den Norden der Stadt oder nach Callao, um die schöneren Strände zu sehen und am Wochenende sich mal zu entspannen.
Das Nachtleben ist in Lima sehr ausgeprägt. Vor allem Barranco ist als Ausgehviertel sehr beliebt. Dort gibt es nicht nur große Discos, sondern auch Salsa-Clubs und Bars. Also alles was das Herz begehrt. Normalerweise gibt es „Cover Fees“ von ca. 50,- PEN für den Eintritt, jedoch kann man diese umgehen indem man sich in zahlreichen Facebook Gruppen zu Lima anmeldet und so auf die Listen für den Einlass kommt.
Unsere WG hielt sich öfters mal im „Sargento Pimienta“, dem „Aura“, „Gotica“, „Help!“ auf. Worauf man jedoch vorbereitet sein sollte, sind die Salsa-Tanzkünste der Peruaner sowie eine Menge an Reggaeton-Musik und dem damit verbundenen sehr anzüglichen Tanzstil.
Peru ist ein wunderschönes Reiseland, mit viel Natur und vielen Sachen, die es zu sehen gibt. An erster Stelle steht natürlich der allseits bekannte Machu Picchu auf der anderen Seite der Titikaka-See. Doch abseits dieser beiden weltbekannten Sehenswürdigkeiten hat Peru noch so viel mehr zu bieten: so sollte man auf jeden Fall noch Ica, Arequipa, Cajamarca, die Nazca-Linien, Iquitos, Ayacucho, etc. sehen.
Wenn man die Zeit entbehren kann, sollte man den „Inka Trail“ machen. Eine viertägige Wanderung zum Machu Picchu. Natürlich bietet sich auch die einmalige Gelegenheit die umliegenden Länder wie Bolivien, Ecuador, Chile zu besuchen.
Zum Reisen bieten sich verschiedene Möglichkeiten. So besteht die Möglichkeit per Flugzeug die wichtigsten Orte anzufliegen. In Peru gibt es einige Billigflieger, wie z.B. Star Peru und Peruvian Airlines. Ich bin mit Star Peru nach Cusco geflogen und habe 100,- USD für den Flug bezahlt. Außerdem fliegt LAN auch viele Flughäfen an. Hier gibt es aber zu beachten, dass man als Ausländer einen Aufschlag von 170,- USD zahlen muss.
Die günstigere, aber auch längere Variante des Reisens sind die zahlreichen Busunternehmen. Besonders empfehlenswert sind Cruz del Sur und Soyuz. Zwar sind die Fahrten mit z.B. 22 Std. nach Cusco anstrengend, dafür sieht man aber eine Menge vom Land. Schön ist auch die Fahrt mit Peru Rail von Aguas Calientes nach Ollyantaytambo.
Ich hatte sowohl den aktuellen Lonely Planet als auch DK Eyewitness Guide für Peru und kann beide in der aktuellen Auflage weiterempfehlen.
IV. Gemeinsames Fazit
Die Ausbildungsstation in den Auslandsvertretungen war sowohl fachlich als auch persönlich eine sehr lehrreiche Zeit, die viel über den diplomatischen Dienst aber auch uns selbst aufgedeckt hat. Vor allem hat sie gezeigt, wie diplomatische Beziehungen funktionieren und wie abwechslungsreich die Arbeit in einer Auslandsvertretung sein kann. Wir werden noch lange an diese tolle Zeit zurück denken und empfehlen unseren Nachfolgern, es uns gleich zu tun und den Schritt ins Ausland zu wagen.
Fußnoten:
* Stefan Möllenkamp ist Rechtsanwalt bei Rotthege | Wassermann in Düsseldorf. Ass. iur. Leonid Shmatenko ist Stagiaire in der International Arbitration Group bei Orrick Herrington Sutcliffe (Europe) LLP in Paris und Doktorand am Lehrstuhl für Deutsches und Ausländisches Öffentliches Recht, Völkerrecht und Europarecht der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
1 Eine Verwaltungsstation im Ausland ist gemäß § 35 Abs. 1 S. 1 JAG NRW möglich. Für alle anderen Bundesländer besteht lediglich in der Wahlstation die Möglichkeit eine Stage bei einer Auslandsvertretung abzuleisten.
2 Die vollständigen Unterlagen für das Bewerbungsverfahren sind unter http://www.auswaertiges-amt.de/referendare abrufbar.
3 http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/LaenderReiseinformationen_node.html
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Die Verwaltungsstation bei der HEK
Die Verwaltungsstation auf Sri Lanka
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