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Berufsspecial

Compliance

Compliance

Praxis

Prävention statt Geldbußen!

Verinnerlicht haben dieses Motto auch viele millionenschwere Unternehmen, nachdem sie oder andere Marktteilnehmer*innen immense Geldstrafen aufgrund von Rechtsverstößen zahlen mussten. Die Einhaltung von Regeln und Gesetzen ist insbesondere in der Wirtschaft eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. An dieser Stelle setzen die Compliance-Berater*innen an. Compliance bedeutet Regelkonformität. Folglich ist die Aufgabe von Compliance-Experten und -Expertinnen, ihre Mandanten/Mandantinnen vor Regel- und Gesetzesverstößen zu bewahren. Sie sind also für die Sicherstellung und Überwachung gesetzestreuen Handelns eines Unternehmens und seiner Mitarbeiter*innen verantwortlich. Erforderlich ist die Compliance-Beratung heutzutage in nahezu jedem Wirtschaftszweig. Relevant werden insbesondere die Gebiete des Kapitalmarkt-, Datenschutz, Umwelt- und Wettbewerbsrechts. Im Falle eines Verstoßes setzen die Geldbußen hier oftmals in luftigen Höhen an. Der Bedarf an qualifizierten Compliance-Spezialisten und -Spezialistinnen ist ebenfalls beständig hoch. Compliance ist damit eine vielversprechende Chance für Unternehmen und Nachwuchsjuristen und -juristinnen!

Tätigkeitsfelder – Anforderungen an die Überwacher der Spielregeln

Angesichts der breitgefächerten Beratungsfelder erfordert die Compliance-Beratung mehr als bei den klassischen juristischen Gebieten interdisziplinäre und prozessbezogene Arbeit. Je mehr know-how der/die Compliance-Berater*in verschiedenen Rechtsgebieten vorweisen kann, desto attraktiver macht ihn/sie das für Unternehmen. Während die Compliance vor einigen Jahren äußerst vernachlässigt und meist als unbedeutender Teil der Rechtsabteilung in ein Unternehmen integriert wurde, genießt sie heute eine herausragende Stellung und ist wesentlicher Bestandteil verantwortungsbewusster Unternehmensführung.

Mit einer guten Compliance-Abteilung geht ein gutes strafrechtliches Risikomanagement einher. Strafrechtliche Kenntnisse sind somit hilfreich für den Arbeitsalltag. Sowohl auf sozialer als auch auf fachlicher Ebene werden von den Compliance-Spezialisten und -Spezialistinnen Sensibilität und Durchsetzungsvermögen gefordert. Neben guten kommunikativen Fähigkeiten sollten sie Stressresistenz vorweisen können, da es zu prekären Krisensituationen aufgrund von Regelverstößen kommen kann und es oftmals auch um den Umgang mit Nichtjuristen/Nichtjuristinnen geht.

Berufschancen & Gehälter

Berufsaussichten – Was sind meine Möglichkeiten?

Um finanzielle Verluste und Imageschäden zu verhindern, müssen präventiv Maßnahmen getroffen werden. Mitarbeiter*innen müssen in Bezug auf gesetzliche und ethische Richtlinien geschult und interne Prozesse auf potenzielle Gesetzesverstöße hin überwacht werden. Mit einer Spezialisierung im Compliance-Bereich ist man daher sowohl bei wirtschaftsrechtlich ausgerichteten Großkanzleien gefragt als auch bei mittelständischen Kanzleien und Boutiquen. Dass jedes gute Unternehmen über ein eigenes Kontroll- und Überwachungssystem verfügen sollte, bestätigte sich in den letzten Jahren zunehmend mit den verhängten Geldbußen und strafrechtlichen Verurteilungen einiger namhafter Marktteilnehmer*innen. Auch Banken und Finanzdienstleistungen profitieren von der Compliance-Beratung, sodass ein breites Betätigungsfeld für Juristen/Juristinnen entsteht, die eine Expertise in diesem Bereich vorzuzeigen haben.

Gehaltsaussichten – Compliance ist heißer denn je!

Das Tätigkeitsfeld ist umfangreich, doch nicht nur deswegen bieten sich für Spezialist*innen in diesem Bereich gute Karrieremöglichkeiten: Laut einer Umfrage von Azur-Online mit 3100 jungen Jurist*innen arbeiten Compliance-Berater*innen mit 51 Stunden in der Woche deutlich weniger als der Durchschnitt und liegen beim Stundenlohn mit an der Spitze. Die Kombination humaner Arbeitszeiten mit Bruttojahresgehältern von bis zu 175.000€ lockt viele Juristen und Juristinnen an. Das Durchschnittsgehalt insgesamt beträgt knapp 101.800€.** Dabei beträgt die Entlohnung in Anwaltsboutiquen im Schnitt knapp 99.000€, in Großkanzleien gut 126.100€.** Am wenigsten bieten mittelständischen Kanzleien mit durchschnittlich 83.500€.**

Niemand wird als Compliance-Experte oder -Expertin geboren, doch mit guten rechtlichen Fertigkeiten und einem gesunden Maß an Lernwilligkeit, Kommunikationsgeschick und Enthusiasmus sollte man sich an dieses facettenreiche und attraktive Gebiet wagen. Lohnen tut es sich alle Mal!

Bildung

Fachanwaltstitel

Zwar kann kein Fachanwaltstitel speziell im Bereich Compliance erworben werden, denkbar und clever sind jedoch für die Compliance-Beratung bedeutende Titel in den Gebieten Strafrecht, Arbeitsrecht oder Handels- und Gesellschaftsrecht. Mit dem Erwerb dieser Titel können Compliance-Berater*innen ihr Profil markant schärfen. Bis zu 3 Fachanwaltstitel sind laut der FAO zulässig, sodass auch eine Zusammenführung von 2 oder mehr Titeln erfolgen kann.

Die zuständige Rechtsanwaltskammer, der der Rechtsanwalt/die Rechtsanwältin angehört, verleiht nach Maßgabe der Fachanwaltsordnung (FAO) die Berechtigung zum Führen der Fachanwaltsbezeichnung. Voraussetzungen für diese Verleihung sind:

  • dreijährige Zulassung und Tätigkeit innerhalb der letzten sechs Jahre vor Antragstellung (§3 FAO)
  • Antragstellung bei der zuständigen Rechtsanwaltskammer (§22 FAO)
  • Nachweis besonderer theoretischer Kenntnisse (§§ 4, 4a und 6 FAO)
  • Nachweis besonderer praktischer Erfahrungen (§§ 5, 6 FAO)

Promotion und LL.M. im Bereich Compliance

Auch in diesem vielfältigen Berufsfeld besteht die Möglichkeit zu promovieren oder einen Master of Laws zu erwerben. So kann der LL.M. Compliance zB. an der Universität Regensburg berufsbegleitend innerhalb von 2 Semestern für 12.600€ absolviert werden. Ebenfalls berufsbegleitend läuft der LL.M. „Compliance and Corporate Security“ der Universität zu Köln ab. Er dauert 3 Semester und geht mit Kosten in Höhe von 572€ plus Semesterbeitrag einher. Der Nachteil eines LL.M. in Deutschland besteht offenkundig darin, dass der Blick über den „deutschen juristischen Tellerrand“ kaum hinausgeworfen wird und die eigenen Fremdsprachenkenntnisse währenddessen nicht erweitert werden.

Im Ausland bieten viele Universitäten ein passendes Programm an, wie zB. die Thomas Jefferson School of Law in San Diego in den USA: Hier kann der LL.M. „Financial Compliance and Risk Management“ belegt werden. Er dauert ein Jahr und kann ebenfalls berufsbegleitend absolviert werden.

** basierend auf unserer Umfrage von 143 Kanzleien.

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