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Wege zur Partnerschaft: Interview mit Kristina Schneider, LL.M. (Heuking Kühn Lüer Wojtek)

Kristina Schneider von Heuking Kühn Lüer Wojtek berichtet im Rahmen unserer Interviewreihe "Wege zur Partnerschaft" über ihre Karriere und die Herausforderungen, die mit der Stellung als Partnerin in einer renommierten Kanzlei einhergehen.
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Es wird den Kanzleien aus meiner Sicht wahnsinnig guttun, wenn mehr Frauen in den Entscheidungsgremien sitzen.

Rechtsanwältin Kristina Schneider, LL.M. (WWU Münster)

Heuking Kühn Lüer Wojtek

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iurratio: Warum haben Sie sich entschieden, bei Ihrem jetzigen Arbeitgeber zu arbeiten?

Kristina Schneider: Bei meiner persönlichen Entscheidung für Heuking Kühn Lüer Wojtek (HKLW) waren zwei Umstände entscheidend: Ich wollte in meiner Heimat Köln bleiben und keine 60 Stunden in der Woche arbeiten. Innerhalb dieser Grenzen sollte mir eine Kanzlei das bestmögliche Niveau an professioneller Ausbildung und spannenden Mandaten bieten. HKLW tat dies und so habe ich vor zwölf Jahren meinen Berufseinstieg dort gewählt. Diese Entscheidung habe ich bis heute nicht bereut.

iurratio: Wie sind Sie zu Ihrem Arbeitgeber gekommen?

Kristina Schneider: Ich habe HKLW im Referendariat kennengelernt, allerdings auf etwas ungewöhnliche Weise: Einen Teil meiner Anwaltsstation habe ich in der Rechtsabteilung eines DAX-Unternehmens absolviert und dort eine M&A-Transaktion begleiten dürfen, die anwaltlich von meinem späteren Team bei HKLW – sehr erfolgreich – beraten wurde. In meinen Augen sollte man das Referendariat unbedingt nutzen, um Einblicke in möglicherweise interessante Berufsfelder zu bekommen. Außerdem bietet es einem die Chance, etwaige Vorurteile gegenüber Großkanzleien abzubauen. Es gibt nicht nur Großkanzleien, bei denen man regelmäßig bis Mitternacht im Büro sitzt, sondern auch solche, in denen Work-Life-Balance und spannende Mandate vereinbart werden können. Das Referendariat bietet die Möglichkeit, herauszufinden was für einen persönlich wichtig ist und was einen glücklich machen kann.

iurratio: Welche Stationen haben Sie durchlaufen, um Partnerin zu werden?

Kristina Schneider: Bei HKLW gibt es den klassischen Karriereweg vom Associate über den Senior Associate (ab dem 3. Jahr), Salaried Partner (ab dem 5. Jahr) zum Equity Partner. Senior Associate wird man mit einer gewissen Berufserfahrung. Der Weg zum Salaried Partner ist hingegen kein Automatismus. Man muss einen Bewerbungsprozess und eine Art Assessment Center durchlaufen. Es gibt ein Karrierekonzept, das sehr transparent offenlegt, welche Kriterien man für den nächsten Karriereschritt erfüllen muss und das dabei helfen kann, die eigene Karriere zu planen. Allerdings gibt es keinen Anspruch auf die nächste Karrierestufe, wenn man die objektiven Kriterien erfüllt, das Gesamtpaket muss stimmen.

Bei HKLW wird viel Wert auf Unternehmertum gelegt. Man sollte idealerweise frühzeitig zeigen, dass man Spaß daran hat, nicht nur Anwalt, sondern auch Unternehmer zu sein. Beides gehört für mich ab einer gewissen Seniorität in jeder Kanzlei untrennbar zusammen. Dazu passt es, dass von Salaried Partnern bei HKLW Eigeninitiative gefordert und gefördert wird und man z.B. einen eigenen Business Plan vorlegen muss, den dann erfahrene Partner prüfen. Um Equity Partner zu werden, muss man dann noch einmal ein ähnliches Verfahren durchlaufen, wobei die Kriterien natürlich entsprechend anspruchsvoller werden.

Wie bei vielen meiner Kollegen auch, kamen in meinen 30ern viele wichtige Meilensteine in meinem Leben zusammen. So bin ich in dieser Zeit nicht nur Salaried Partner und später Equity Partner geworden, sondern habe auch zwei Kinder bekommen. Mir ist es wichtig, am Leben meiner Kinder teilzunehmen und so arbeite ich seit der Geburt meines ersten Kindes nur noch auf einer 75 %-Stelle. Ich habe nach der Geburt beider Kinder jeweils ca. ein Jahr im Job ausgesetzt. In meiner ersten Elternzeit wurde ich zur Salaried Partnerin ernannt, obwohl klar war, dass ich danach in Teilzeit wiederkommen würde. Das war ein großer Vertrauensvorschuss der Kanzlei. Niemand (einschließlich mir) wusste, wie und ob meine Teilzeittätigkeit (noch dazu im Bereich M&A) funktionieren würde. Ich war damals die erste Anwältin, die in Teilzeit Salaried Partnerin wurde. Es scheint gut funktioniert zu haben, denn wir haben inzwischen viele Salaried Partnerinnen, die in Teilzeit arbeiten und, soweit ich das beurteilen kann, alle einen hervorragenden Job machen: Als Anwältin und Mutter!

iurratio: Wie hat Ihr Arbeitgeber Sie auf diesem Weg unterstützt?

Kristina Schneider: Ich habe von Beginn an sehr viel Unterstützung erfahren. Fachlich wurde mir z.B. der berufsbegleitende Erwerb eines LL.M.-Titels ermöglicht. Auch darüber hinaus wurde ich früh unterstützt, z.B. als Associate durch ein besonderes Coaching nur für Frauen. Den letzten Schritt in die Equity Partnerschaft hat mir ein Mentor erleichtert, der mich in dem Jahr vor der Ernennung immer wieder angetrieben hat, wenn ich es mal brauchte. Wichtig ist, die Möglichkeiten zu ergreifen, die sich einem bieten, aber auch gezielt Unterstützung zu suchen, wenn man sie braucht, und Förderung ggf. auch einzufordern. Es ist unerlässlich, selbst aktiv zu werden und zu zeigen, dass man den nächsten Schritt gehen will. Der Schritt in die Equity Partnerschaft ist bei HKLW ein reelles Ziel, dies muss man aber natürlich selber wollen und darauf hinarbeiten.

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iurratio: Welche Fähigkeiten und Qualifikationen muss man mitbringen, um Partner zu werden?

Kristina Schneider: Ein Partner muss Unternehmer sein, da man daran mitarbeitet, ein Unternehmen, nämlich die Kanzlei, zu führen und wirtschaftlich voran zu bringen. Außerdem bin ich davon überzeugt, dass es Teamplayer deutlich leichter haben. Als Frau in Teilzeit ist Organisationstalent und Disziplin unerlässlich. Und es hilft natürlich, ein guter Jurist zu sein. Aber das kann man von allem am ehesten lernen.

iurratio: Was sind die Vor- und Nachteile an Ihrer Position? Wie wirkt sich Ihre Position auf Ihre Work-Life-Balance aus?

Kristina Schneider: Größter Vor- und Nachteil ist, dass ich völlig frei darin bin, wann und wie viel ich arbeite. Das führt im M&A-Projektgeschäft dazu, dass ich zu Hochzeiten etwas zu viel arbeite, was ich aber danach wieder ausgleichen kann. Das kann ich zum Glück selbst beeinflussen. Es macht außerdem wahnsinnig viel Spaß, für ein Projekt und Mitarbeiter verantwortlich zu sein. Eine große Kanzlei bietet aber die Gewissheit, dass es im Zweifel doch immer jemanden gibt, mit dem man sich mal abstimmen kann, falls es erforderlich ist. Außerdem wird man von heute auf morgen in die gesamten Entscheidungsprozesse der Kanzlei einbezogen und hat das Gefühl, die Zukunft der Kanzlei mitgestalten zu können.

iurratio: Was können Sie angehenden Berufseinsteigern raten, die ebenfalls dieses Ziel anstreben?

Kristina Schneider: Man sollte sich immer treu bleiben. Außerdem ist Eigeninitiative unerlässlich. Sei neugierig und lerne von jedem Menschen, der dir auf dem Weg begegnet, etwas dazu, sei es fachlich oder menschlich.

Vielleicht ist die Partnerschaft aber auch nicht das Richtige für jeden. Wenn man auf dem Weg merkt, dass es nicht der beste Weg für einen persönlich ist, ist es keine Schande, eine andere Abzweigung zu nehmen. Diesen Job sollte man in meinen Augen nur anstreben, wenn man mit ganzem Herzen dabei ist, sonst wird man nicht glücklich werden. Aber dann ist es ein wahnsinnig erfüllender Job! Und wenn es noch keinen Teilzeit-Equity-Partner in einer Kanzlei gibt, dann muss man halt der erste werden und den anderen zeigen, dass es geht und dass es sich lohnt. Wir Frauen durchstoßen gerade in vielen Kanzleien diese gläserne Decke. Das ist eine schöne Entwicklung und es wird den Kanzleien aus meiner Sicht wahnsinnig guttun, wenn mehr Frauen in den Entscheidungsgremien sitzen. Ich bin sicher, in ein paar Jahren werden uns die ersten Männer nachfolgen, die neben der Karriere mehr Zeit für ihre Familie wollen und deshalb nur in Teilzeit arbeiten möchten.

iurratio: Vielen Dank für Ihre Zeit und das Interview, Frau Schneider!

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