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Private Equity und Venture Capital: Interview mit Rechtsanwalt Benjamin Bandur (ARQIS)

In diesem Interview zu unserem Berufsspecial Private Equity & Venture Capital berichtet Benjamin Bandur von ARQIS von seiner Tätigkeit, den Anforderungen sowie den Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich Private Equity & Venture Capital.

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Spannend sind vor allem die Vielschichtigkeit und die Komplexität der Transaktionen sowie die Schnelllebigkeit.

Können Sie sich zunächst kurz vorstellen?

Studiert habe ich an der LMU in München und war währenddessen für ein Stipendium an der Seoul National University in Seoul, Südkorea.

Mein Referendariat habe ich beim OLG München absolviert mit einer Auslandsstation in Südafrika. Ich bin mittlerweile Managing Associate im Münchener Transaction-Team bei Arqis und arbeite in den Bereichen Venture Capital, Private Equity und M&A.

Rechtsanwalt Benjamin Bandur

Womit müssen Juristinnen und Juristen an einem typischen Arbeitstag Bereich Private Equity und Venture Capital rechnen?

Einen typischen Arbeitstag gibt es in unserem Fachbereich eigentlich nicht, da jede Transaktion anders ist und unterschiedliche Aufgaben und Problemstellungen mit sich bringt. 

Ein wesentlicher Teil unserer Arbeit besteht darin, die Transaktionsdokumente, also insbesondere Share Purchase Agreements, Asset Purchase Agreements, Shareholders‘ Agreements, Investment Agreements etc. zu einem Projekt zu entwerfen oder die Entwürfe der Gegenseite zu überarbeiten und an die Bedürfnisse unserer Mandant*innen anzupassen. Dabei lassen wir die Erkenntnisse aus unserer Due-Diligence-Prüfung einfließen, sofern wir die Käuferseite vertreten.

Der spannendste Teil unseres Berufs ist natürlich das Verhandeln der Verträge mit der jeweiligen Gegenseite.

Hatten Sie schon während Ihrer juristischen Ausbildung Berührungspunkte mit dem Bereich Private Equity und Venture Capital? In welchem Karrierestadium fiel die Entscheidung, anwaltlich in diesem Bereich tätig zu werden?

Die Entscheidung, im Gesellschaftsrecht und im Transaktionsbereich arbeiten zu wollen, fiel bei mir bereits im Studium, sodass ich meine juristische Ausbildung – soweit es möglich war – darauf ausgerichtet und den Schwerpunktbereich Gesellschafts-/ Kapitalmarkt- und Insolvenzrecht an der LMU gewählt habe. Dabei habe ich verschiedene Vorlesungen besucht, die nicht zum Pflichtstoff zählten, was mir den beruflichen Einstieg ein Stück weit erleichtert hat.

Da die universitäre Ausbildung allerdings keinen vollumfänglichen Eindruck vom Alltag eines Transaktionsanwalts vermitteln kann, erhält man wertvolle Einblicke in die aus meiner Sicht spannendsten Fachgebiete erst im Rahmen einer Tätigkeit für eine Kanzlei.

Was sind Ihrer Meinung nach die spannendsten bzw. schwierigsten Herausforderungen in dem Rechtsgebiet?

Die vermutlich größte Herausforderung für Berufseinsteiger*innen in den Bereichen Venture Capital und Private Equity ist, dass einerseits die juristische Ausbildung an den Universitäten in diesen Bereichen nur sehr rudimentär erfolgt und andererseits unsere Arbeit stark interdisziplinär geprägt ist, da diese Rechtsgebiete an der Schnittstelle zum Steuerrecht und zur Betriebswirtschaftslehre liegen. Vor allem zu Beginn fehlt es oftmals am Verständnis für die steuerrechtlichen und betriebswirtschaftlichen Grundlagen, was jedoch nicht unüblich ist und bei ARQIS durch kanzleiinterne und externe Schulungen ausgeglichen wird.

Spannend sind vor allem die Vielschichtigkeit und die Komplexität der Transaktionen sowie die Schnelllebigkeit.

Welche Soft Skills sind für eine anwaltliche Tätigkeit in diesem Rechtsgebiet vorteilhaft bzw. notwendig? Auf welche Anforderungen der Branche müssen sich Bewerber*innen hier einstellen?

Das Transaktionsgeschäft ist kein Einzelsport. Man arbeitet nie allein an einer Transaktion, sondern immer mit einer Vielzahl von Kolleg*innen aus unterschiedlichen Fachbereichen, teilweise mit externen Berater*innen und immer zusammen mit dem/der Mandant*in. Gute Kommunikationsfähigkeiten sind daher ebenso notwendig wie Teamfähigkeit und – trotz aller Schnelllebigkeit des Geschäfts – die Fähigkeit zum sorgfältigen Arbeiten. Wesentlich für unsere Tätigkeit ist außerdem, eine Transaktion nicht nur rein juristisch zu betrachten, sondern zu lernen, unternehmerisch zu denken.

Wir arbeiten überwiegend an grenzüberschreitenden Transaktionen, sodass ein verhandlungssicheres Englisch erforderlich ist. Rein deutsche Transaktionen, in denen ein deutscher (VC-/PE)-Fonds ein rein deutsches Unternehmen erwirbt oder sich an diesem beteiligt, ist hingegen selten.

Welche Zukunftsaussichten sehen Sie für Berufseinsteiger*innen in diesem Rechtsgebiet?

Die Zukunftsaussichten für Berufseinsteiger*innen sind hervorragend, denn guter Nachwuchs wird im Transaktionsgeschäft immer gesucht. Wenn Interesse und Enthusiasmus vorhanden sind, stehen im umkämpften Arbeitsmarkt viele Türen offen.

Welchen Ratschlag würden Sie an diesem Rechtsgebiet interessierten Nachwuchsjuristinnen und -juristen mit auf den Weg geben?

Wer sich für VC und PE interessiert, dem rate ich, sich bereits während des Studiums oder des Referendariats in diesen Bereichen um eine Tätigkeit in einer Kanzlei zu bemühen, um herauszufinden, ob die Arbeit Spaß macht. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Kanzlei versucht, die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und Referendar*innen möglichst vollumfänglich in die Transaktionsarbeit einzubeziehen, um einen möglichst vollständigen Eindruck über die tägliche Arbeit eines Transaktionsanwalts zu vermitteln, so wie wir das bei ARQIS machen.

Wer bereits im Studium seinen Schwerpunkt im Gesellschafts- oder Steuerrecht setzt, wird es sicherlich zu Beginn leichter haben. Allerdings wird kein/e Anfänger*in, bei dem solche Vorkenntnisse nicht vorhanden sind, mit seinen/ihren Aufgaben allein gelassen, sondern schrittweise an die täglichen Aufgaben herangeführt.

Vielen Dank für die Zeit und das Interview, Herr Bandur!


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