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Jura-Praktikum am LG Stuttgart

Einblicke in den Justizdienst erhofft man sich gewöhnlich bei einem Praktikum am Landgericht. Tatsächlich erwartet einen in Stuttgart ein vollumfängliches Programm zu den unterschiedlichsten Optionen, denen man als Volljurist nach dem 2. Staatsexamen gegenübersteht.
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Jura-Praktikum am LG Stuttgart

A. Einleitung

Einblicke in den Justizdienst erhofft man sich gewöhnlich bei einem Praktikum am Landgericht. Tatsächlich erwartet einen in Stuttgart ein vollumfängliches Programm zu den unterschiedlichsten Optionen, denen man als Volljurist nach dem 2. Staatsexamen gegenübersteht.

Dieser Artikel wendet sich an Studierende, die noch vor ihrem ersten Staatsexamen nach einem geeigneten Praktikum Ausschau halten. Der Praktikumsleiter, Richter am Oberlandesgericht Stuttgart, stellte uns für die vier Wochen ein ganztägiges Programm zusammen, das sowohl aus Vorträgen als auch aus Exkursionen bestand und dabei überwiegend zivil- und strafrechtliche Bezüge aufwies.

Abgesehen vom Strafrecht wurden wir nicht weiter mit dem Öffentlichen Recht konfrontiert, was die meisten meiner Kommilitonen jedoch nicht sonderlich störte. Während des gesamten Praktikums war unser Leiter um einen reibungslosen Ablauf und das Bereithalten zusätzlicher Informationen aus erster Hand bemüht.

B. Kabarettistischer Vortrag schwäbischer Juristen

So wurden verschiedene Referenten in den Konferenzraum des OLG eingeladen um uns aus ihrem Arbeitsalltag zu berichten. Dies entpuppte sich meist als kabarettistischer Vortrag schwäbischer Juristen aus dem Stuttgarter Raum, die es als willkommene Abwechslung betrachteten, uns mit ihren aktuellen Fällen zu bespaßen.

Allen voran warnte uns ein älterer Herr, der als Anwalt im Strafrecht tätig ist, vor immensen Kommunikationsschwierigkeiten zwischen Mandant und Anwalt. Als Gegenspieler im Zivilrecht berichtete sein Kollege grotesk von Ehestreitigkeiten und erbrechtlich bedingten Familienkatastrophen. Spätestens jetzt wusste jeder, dass vielbeschäftigte Juristen auch eine humorvolle Ader besitzen. Vielleicht gerade sie. Es blieb jedoch nicht bei der Konfrontation mit der klassischen Einmannkanzlei.

Im Justizviertel der Stadt Stuttgart findet man Thümmel, Schütze & Partner, eine überörtliche internationale Kanzlei mit vier Standorten in Deutschland und zwei Büros im Ausland, die wirtschaftlich ausgerichtet ist. Dort begrüßten uns zwei der insgesamt über 50 Anwältinnen und Anwälte und referierten über ihre Kompetenzfelder und Einstiegsvoraussetzungen. Den einen abgeschreckt, den anderen zu studentischen Höchstleistungen animiert, standen sie uns am Ende Rede und Antwort.

Weiter wurde uns Einblick in die Tätigkeit eines Anwalts in einem mittelständischen Unternehmen gewährt. Wir besichtigten das Stuttgarter Unternehmen Dinkelacker Hofbräu und erhielten einen Vortrag über die Ausgestaltung von Bierlieferungsverträgen und ähnlichen juristischen Arbeitsfeldern eines Anwalts, der für ein solches regionales Unternehmen verantwortlich ist. Als Krönung der anwaltlichen Stationen wurden wir nach einer Besichtigung des neuen Mercedes-Benz Museums in der Rechtsabteilung von Daimler herzlich empfangen.

Auch dort erhielten wir einen tiefgründigen und persönlichen Vortrag über die Arbeit eines Rechtsanwalts bei Daimler. Spätestens jetzt entstanden klare Vorstellungen über die Tätigkeit im gewerblichen Rechtsschutz. Wem der Anwaltsberuf immer noch nicht zusagte, konnte sich von den Vorzügen der Mediation überzeugen lassen, die uns von einer ausgebildeten Mediatorin lebhaft erklärt wurden.

C. Aufzeigen jeglicher möglicher juristischer Berufsfelder

Nach all diesen interessanten Begegnungen stellte man sich oft die Frage, wieso uns dieses Kontrastprogramm zum Justizdienst so schmackhaft gemacht wurde. Das Praktikum am Landgericht diente eben nicht nur dazu, den Staatsdienst zu präsentieren, sondern uns vollumfänglich jegliche Möglichkeiten juristischer Berufsfelder aufzuzeigen.

Dabei kamen auch seltene Randfelder nicht zu kurz. Neustart nennt sich die durchgeführte Reform der Bewährungshilfe, bei der das Land Baden-Württemberg 2007 die Neustart gemeinnützige GmbH mit der Durchführung der Bewährungshilfe, Gerichtshilfe und des Täter-Opfer-Ausgleichs betraute. Durch Gruppenarbeit und lebhaft e Diskussionen wurden wir also mit den Möglichkeiten der Bewährungshilfe in Stuttgart vertraut gemacht.

D. Führung durch die JVA

Im Laufe des Monats gab es zwei Exkursionen in die Region Stuttgarts. Höchste Mobilität war mithin gefragt. Zuerst stand der Besuch der Justizvollzugsanstalt Stammheim auf dem Programm. Zwei Stunden dauerte die atemberaubende Führung eines Vollzugsbeamten durch die gesamte Anstalt.

Dabei faszinierten nicht zuletzt die Begegnungen mit den Strafgefangenen in den Werkstätten oder anderen Einrichtungen des Gefängnisses. Den größten Eindruck dürft e jedoch das Justizvollzugskrankenhaus auf dem Hohen Asperg auf uns hinterlassen haben. Wir fanden uns in einem großen idyllischen Gelände wieder, wo erkrankte Inhaftierte ihre Haft verbüßen müssen. Die Leiterin der internen sozialtherapeutischen Anstalt, eine Diplom-Psychologin, klärte uns über die Behandlungsmethoden psychisch kranker Inhaftierter auf.

Nicht verborgen blieb uns ebenso das Polizeipräsidium Stuttgarts, das die Größe eines mittelständischen Unternehmens hat und mit 2.600 Beschäftigten eine der größten staatlichen Dienststellen des Landes Baden-Württemberg darstellt. Nachdem ein Kriminalhauptkommissar seine schaurige Präsentation über kürzlich bearbeitete Fälle beendet hatte, ging es für uns einen Stock höher zum Erkennungsdienst.

Dort erwartete uns ein Vortrag über die Daktyloskopie. Bei der daktyloskopischen Spurensicherung werden gesicherte Fingerabdrücke am Tatort ausgewertet. Zuletzt wurden wir anschaulich mit der Erstellung von Phantombildern vertraut gemacht. Diese mit Praxisnähe gestalteten Vorträge kamen bei uns Studierenden besonders gut an.

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