Wenn die Eltern keine klaren handwerklichen Berufe wie Dachdecker oder Maurer haben, müssen Kinder die Tätigkeit irgendwie anders umschreiben. Manchmal ist auch nach genauerer Betrachtung von Mama und Papa beim Arbeiten nicht ganz klar, womit die eigentlich ihr Geld verdienen.
Immer wieder werden Experimente an Kindergärten und Grundschulen durchgeführt, bei denen die Kleinen gefragt werden, wie sie die Berufe ihrer Eltern beschreiben würden. Was dabei so herauskommt, bringt einen oft zum Schmunzeln. So meint zum Beispiel der Sohn eines daheim Arbeitenden: „Mein Papa sitzt am Schreibtisch und liest. Manchmal telefoniert er und schimpft. Dann wird seine Stimme böse.“
Sein Bruder sagt dazu: „Mein Papa ist der Chef!“ Na, erraten, um welchen Beruf es sich handelt? Genau – die schlecht gelaunten, herrischen Menschen sind immer Anwälte. Die 5-jährige Tochter interessiert vielmehr, warum es überhaupt Rechtsanwalt anstatt Linksanwalt heißt. Und warum bekommt Papa Geld dafür, dass er nur zuhause sitzt und Wörter aufschreibt?
Das Thema Home Office wird von den kleinen Kritikern sowieso skeptisch gesehen. „Meine Mama arbeitet, aber ich glaube, sie hat nicht viel zu tun. Sie ist den ganzen Tag zuhause“, lautet es öfters. Zum Anwaltsberuf gehört allgemein auch ziemlich viel langweiliger Papierkram.
Dann wiederum sind die Beschreibungen für Anwälte noch harmlos im Vergleich zu Berufen, die auf den ersten Blick gar nicht mal so legal erscheinen, obwohl sie eigentlich geradezu heldenhaft sind. „Die Mama sperrt Kinder in den Glaskasten. Da ist es heiß drin, und es gibt kein Spielzeug.“ Tja, die Frau ist Kinderärztin auf einer Frühchenstation.
Vielleicht wird es ja besser, wenn die Anwaltseltern ihren Sprösslingen erklären, was sie für wichtige Probleme lösen. Andererseits – sobald die armen Kleine von Dingen wie dem Haushaltsparagraphen aus § 1619 BGB oder den vielen Einschränkungen im Minderjährigenrecht hören, könnten sie ganz schön verschreckt sein. Ganz zu schweigen davon, dass Tiere wie Sachen behandelt werden sollen…