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Mein Jurastudium an der Universität Leipzig

Hier haben wir ein Interview mit Claudia Tasch über ihr Jurastudium an der Universität Leipzig für euch. Es werden Fragen zur Organisation, zu den Materialien und zu der allgemeinen Betreuung im Studium geklärt.
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Leipzig ist als Studienort eine großartige Wahl - Ich kenne niemanden, der sich hier nicht wohl fühlt.

Ich möchte Jura studieren, aber wo?

Nach dem Abitur gilt es nicht nur, sich für ein Studienfach zu entscheiden, sondern auch die passende Universität auszuwählen. Der Wunsch, eine juristische Laufbahn einzuschlagen, ist nicht immer vorprogrammiert und das Wissen um Schwerpunktinteressen, Stärken und Schwächen in diesem Bereich oft mangels Erfahrung noch rar gesät. Deswegen ist es nicht immer leicht, unter den vielen juristischen Fakultäten, diejenige auszuwählen, die für einen richtig ist. Heimatsort, Wohn- und soziale Situation spielen oft eine wichtige Rolle, aber auch die Fragen:

  • Wie ist die Betreuungssituation?
  • Was bietet mir meine Universitätsstadt?
  • Was hat meine Uni, was andere nicht haben?

Zum Semesterstart wollen wir euch einige Studierende vorstellen, die uns einen Einblick in ihr Studierendenleben an ihrer Universität geben wollten. Ganz bewusst distanzieren wir uns von Werbung auf Hochschul-Onlinepräsenzen oder in Katalogen und stellen euch subjektive Eindrücke der jeweiligen Personen dar. Weiter geht es mit Claudia Tasch, Absolventin der Universität Leipzig.

Das Studium an der Universität Leipzig

iurratio: In welchem Semester bist du und wo liegt dein Interessensschwerpunkt?

Claudia: Ich habe vom Wintersemester 2010/2011 bis zum Sommersemester 2015 Jura an der Universität Leipzig studiert. Im universitären Schwerpunktbereich habe ich Arbeitsrecht belegt.

iurratio: Warum studierst du an dieser Hochschule?

Claudia: Als ich mich direkt nach dem Abi für das Studium bewarb, verlangten viele Universitäten noch Studiengebühren. An diese schickte ich erst gar keine Bewerbung, ansonsten bewarb ich mich auf dem gesamten Bundesgebiet. Als ich schließlich nach und nach meine Zusagen erhielt, fiel meine Wahl auf Leipzig, da eine gute Freundin ebenfalls ihr Studium in Leipzig beginnen wollte und ich somit in der bis dahin für mich fremden Stadt schon jemanden kannte.

iurratio: Wie zufrieden bist du mit der Ausstattung der Bibliothek?

Claudia: Die Juristenbibliothek in Leipzig ist eine reine Präsensbibliothek, d.h. die Bücher die dort stehen können nicht ausgeliehen, sondern nur vor Ort eingesehen werden. In Ausnahmefällen (z.B. wenn eine Haus- oder Seminararbeit fertig werden muss) können die Bücher aber über Nacht oder übers Wochenende mit nach Hause genommen werden. In der Juristenbibliothek sind genügend Arbeitsplätze vorhanden, auch in der Hausarbeitszeit.

Meines Erachtens ist die Juristenbibliothek in Leipzig recht gut ausgestattet. Die gängigen Lehrwerke, Kommentare und Zeitschriften sind in ausreichender Stückzahl vorhanden. In der Hausarbeitszeit muss man allerdings morgens früh dran sein, um ein halbwegs aktuelles Exemplar abzubekommen. Zudem findet man auch zu spezielleren Themengebieten ausreichend Publikationen, sodass es kein Problem darstellt auch für Seminararbeiten o.Ä. genügend Literatur zu finden. Wenn man Bücher, die man benötigt, nicht findet, besteht zudem die Möglichkeit, diese über die Bibliothek bestellen zu lassen.

Weiterhin findet man in der Campusbibliothek die gängigsten Lehrwerke auch zum Ausleihen. Allerdings sind dort nicht besonders viele Exemplare vorhanden, sodass man nicht damit rechnen kann, sich jederzeit alle benötigten Lehrbücher ausleihen zu können. Da die Campusbibliothek zum einen die zentralste Bibliothek und zum anderen für einige Studiengänge zugleich Zweigbibliothek ist, findet man insbesondere in der Prüfungszeit nicht immer einen Arbeitsplatz.

Wer ein spezielles, in der Bibliothek nicht vorhandenes Buch schnell benötigt, hat in Leipzig zudem die Möglichkeit die Deutsche Nationalbibliothek zu besuchen. Diese ist zwar kostenpflichtig, die Preise sind jedoch erschwinglich und man findet dort jede deutsche oder deutschsprachige Publikation seit 1913.

iurratio: …mit den Vorlesungen?

Claudia: Die Qualität der Vorlesungen hängt – wie in allen anderen Universitäten wahrscheinlich auch – sehr vom lehrenden Professor ab. Meiner Meinung nach überwiegen die Vorlesungen, in denen die Inhalte verständlich dargestellt und toll vermittelt werden. Ich fand gut, dass die meisten Professoren Materialien zur Vor- und Nachbereitung der Vorlesungen bereitstellen (z.B. Foliensätze im Netz, Skripten, Arbeitsblätter).

Leider waren am Anfang des Semesters, wenn alle noch motiviert waren die Vorlesungen zu besuchen, die Hörsäle oft zu klein, sodass einige Studenten auf der Treppe sitzen mussten oder gar keinen Platz mehr bekamen. Dieses Problem hat sich im Laufe des Semesters aber von selbst gelöst.

iurratio: …mit den vorlesungsbegleitenden Angeboten wie Tutorien oder Uni-Rep?

Claudia: Im ersten Semester fand ich das Mentorenprogramm hilfreich. In einer der ersten Infoveranstaltungen wird man per Losverfahren einer Mentorengruppe zugeteilt, die Teilnahme ist jedoch freiwillig. Jede Mentorengruppe wird von zwei bis drei Jurastudenten höheren Semesters und einem „Schirmherren“, welche meist Juraprofessoren sind, betreut. Während des ersten Treffens in den Mentorengruppen werden grundlegende Fragen zum Jurastudium, welche den meisten Erstis so auf der Seele brennen, geklärt.

Im Laufe des ersten Semesters folgen dann noch ein „Schirmherren“-Treffen und je nach Mentorengruppe noch weitere Mentorentreffen. Außerdem kann man sich bei aufkommenden Fragen auch per Mail an die zuständigen Mentoren wenden. Das Mentorenprogramm bietet damit eine gute Gelegenheit sich einen groben Überblick zu verschaffen, wie was funktioniert und was in den ersten Wochen des Studiums so zu tun und zu beachten ist. Außerdem ist es eine tolle Möglichkeit um erste Kontakte zu knüpfen und neue Leute kennenzulernen.

Während des Grundstudiums werden im Zivilrecht, Strafrecht und Öffentlichen Recht vorlesungsbegleitende AGs (=Tutorien) angeboten. Diese werden von den wissenschaftlichen Mitarbeitern der einzelnen Lehrstühle geleitet. In jeder AG werden circa 20 bis 30 Studenten unterrichtet, wobei für jeden Studenten des entsprechenden Semesters ein AG-Platz vorgesehen ist. Ich habe aus den AGs ziemlich viel mitgenommen, insbesondere weil der Stoff, welcher in den Vorlesungen teilweise nur abstrakt dargestellt wurde, hier noch einmal schulmäßig aufgearbeitet und mithilfe von Fällen eingeübt wurde. Insbesondere die Fallbearbeitung habe ich erst durch die AGs richtig erlernt.

Neben den AGs gab es vor der ersten Hausarbeit in den ersten Semesterferien noch eine Infoveranstaltung vom Fachschaftsrat zum Schreiben von Hausarbeiten. In dieser wurde erklärt, welche Formalien in Hausarbeiten einzuhalten sind, wie richtig zitiert wird, wie man am besten nach Literatur und Rechtsprechung recherchiert und die verschiedenen Meinungen dann am besten darstellt usw. Am Ende gab’s dann noch ein Heftchen mit den wichtigsten zusammengefassten Informationen. Ich fand dieses Heftchen extrem nützlich und habe es auch in den folgenden Hausarbeiten immer wieder zu Rate gezogen.

Für die Examensvorbereitung wird in Leipzig ein kostenloses, universitäres Repetitorium (LEO = Leipziger Examens Offensive) angeboten. Ich habe daran teilgenommen und fand es toll. Das Konzept ist gut durchdacht. Der komplette Stoff des Studiums wird innerhalb von zwei bis drei Semestern in Lehrveranstaltungen komprimiert noch einmal wiederholt. Die Lehrveranstaltungen werden von Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern gehalten. Die Qualität der Lehrveranstaltungen war größtenteils gut, besonders toll fand ich die Strafrechtsveranstaltungen. Zu den Lehrveranstaltungen gibt es begleitende Skripten. Diese sind im Vergleich zu den Skripten von kommerziellen Repetitoren sehr kostengünstig.

Weiterhin findet jeden Freitag der zum Unirep gehörende Klausurenkurs statt. Die Klausuren die dort gestellt werden, kommen den echten Examensklausuren sehr nahe. Leider vergeht bis zur Besprechung der Klausuren aufgrund der aufwändigen Korrekturen teilweise sehr viel Zeit. Dafür sind die Besprechungen aber meistens gut.

Einmal im Semester wird zudem ein Probeexamen angeboten. Wie im echten Examen werden innerhalb von zwei Wochen sechs Klausuren geschrieben. Das ist eine tolle Möglichkeit, um das Examen unter möglichst „echten“ Bedingungen schon einmal zu trainieren.

Insgesamt fand ich das LEO-Repetitorium sehr gut. Ich habe eine Menge Geld gespart und habe mich auf das Examen nicht schlechter vorbereitet gefühlt als meine Kommilitonen, welche ein kommerzielles Repetitorium besucht haben.

iurratio: …mit der allgemeinen Betreuung durch die Hochschule?

Claudia: Zur allgemeinen Betreuung durch die Universität Leipzig kann ich nicht viel sagen, da ich sie kaum in Anspruch genommen habe. Gefühlt gibt es aber für jedes Problem im Studentenwerk oder in der Fakultät einen Ansprechpartner. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, dass die Jobvermittlung des Studentenwerks für Studenten gut funktioniert und die Mitarbeiter dort auch sehr freundlich sind.

iurratio: Würdest du den Abiturienten von heute…

a) …ein Jurastudium empfehlen?

Claudia: Das Tolle an Jura ist, dass man nach dem Abi „ganz von vorne“ anfangen kann, da es ein Fachgebiet ist, mit welchem die meisten Abiturienten noch gar nicht oder nur sehr sporadisch in Berührung gekommen sind. Das macht aber leider auch die Einschätzung, ob Jura „das Richtige“ ist, schwer. Ich denke, wer Spaß am logischen Denken hat und eine ordentliche Portion Ehrgeiz mitbringt, kann das Studium durchaus gut schaffen.

b) …das Jurastudium an deiner Hochschule empfehlen?

Claudia: Leipzig ist als Studienort eine großartige Wahl. Ich kenne niemanden, der sich in Leipzig nicht wohl fühlt. Die Stadt ist nicht zu klein und nicht zu groß und bietet für jeden Geschmack eine Vielzahl von Möglichkeiten. Leipzig verfügt über sehr viele Grünflächen und Parks. Zudem ist es von jeder Menge Seen umgeben, in denen man im Sommer baden kann. Außerdem bietet Leipzig gute Shopping-Möglichkeiten. Aber auch die Musik-, Kultur- und Geschichtsinteressierten kommen mit der Oper, dem Gewandhaus, dem Völkerschlachtdenkmal und den vielen Konzerten und Museen auf ihre Kosten. Nicht zuletzt liegen die Mietpreise in Leipzig im Vergleich zu anderen Städten im niedrigen Bereich und sind damit auch für Studenten erschwinglich.

iurratio: Vielen Dank für das Interview!

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