Rechtsanwalt Dr. Markus München
Aus unserem Berufsspecial zu einer Tätigkeit im Bereich Steuerrecht
Tätigkeit
iurratio: Das Steuerrecht ist ein facettenreiches Gebiet und besteht aus vielen Teilgebieten. Wie haben Sie den Bereich intern strukturiert? Gibt es bestimmte Teams, die immer wieder bestimmte Teilprozesse betreuen oder werden diese für jedes Mandat individuell neu zusammengestellt?
Dr. Markus München: Grundsätzlich wird intern darauf geachtet, dass alle Anwälte recht breit aufgestellt sind, so dass prinzipiell ab einer gewissen Senioritätsstufe jeder in der Lage ist, umfassend beraten zu können. Aber natürlich spezialisiert sich jeder einzelne auf einen bestimmten Teilbereich (z.B. Grunderwerbsteuer, Investmentsteuer, Steuerstrafrecht etc.) und wird dann von den Kollegen gezielt eingebunden.
Da wir Steuerrecht an zwei Standorten anbieten (derzeit in Frankfurt und München) gibt es natürlich an beiden Standorten eine gefestigte Teamstruktur, d.h. dass jeder der derzeit drei Partner primär auf seine Counsel und Associates zurückgreift. Nichts desto trotz wird intern der Austausch zwischen den Standorten gepflegt. Dieser Austausch beginnt bei regelmäßigen gemeinsamen Tax Lunches, bei denen der fachliche Austausch im Vordergrund steht, mehrmaligen gemeinsamen Offsites (sowohl national wie auch international), bei denen sich alle Steuerrechtler treffen, um die Strategie der Gruppe und aktuelle Mandate zu besprechen und endet in der standortübergreifenden Mandatsarbeit.
iurratio: Das Steuerrecht wird im Kreise der Studenten häufig als ein trockenes und sehr anspruchsvolles Rechtsgebiet abgetan. Wie würden Sie diesen Vorurteilen entgegnen? Was hat Sie dazu bewogen, sich für eine Tätigkeit im Steuerrecht zu entscheiden?
Dr. Markus München: Anspruchsvoll ist das Steuerrecht definitiv, aber genau das ist doch, was man nach erfolgreich absolviertem Studium und Referendariat nach mehrjähriger Ausbildung sucht – eine Herausforderung, an der man wachsen kann und wird.
Hierbei sollte sich niemand davon abschrecken lassen, dass sich gewisse Bereiche des Steuerrechts nahezu jährlich ändern. Zum einen liegt genau darin der Reiz, dass man im Bereich des Steuerrechts immer am Ball bleiben muss und sich nicht auf bereits erlerntem ausruhen kann. Zum anderen wird auch im Steuerrecht (wie in anderen Bereichen auch), nur mit Wasser gekocht; will heißen, wer über ein solides Grundwissen verfügt, braucht Änderungen und zunächst unbekanntes Terrain nicht zu scheuen, sondern kann sich in den meisten Fällen, ausgehend von den Grundlagen, auch unbekannte Gebiete erschließen.
Bereits während meines Studiums gab es etliche Veranstaltungen (Workshops, Seminare etc.) von großen Wirtschaftskanzleien, die den Studenten einen ersten Einblick in die tägliche Praxis eines Steuerrechtlers geben sollten. Hierbei faszinierte mich zum einen, die Vielfältigkeit des Steuerrechts, die Aussicht auf grenzüberschreitendes Arbeiten und nicht zuletzt die Tatsache, dass z.B. ohne das Steuerrecht keine Transaktion vollzogen werden kann. All das hat sich für mich nach Studium und Referendariat, d.h. mit Einstieg in die Steuerpraxis einer internationalen Großkanzlei bewahrheitet.
Spannend und abwechslungsreich wird die Mandatsarbeit nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit mit den anderen Praxisgruppen im In- und Ausland. Nahezu täglich arbeitet man als Steuerrechtler mit Kollegen aus anderen Bereichen (z.B. Corporate, Banking & Finance, Arbeitsrecht oder Litigation) und Jurisdiktionen zusammen. Seit geraumer Zeit (Stichwort „Cum/Ex“, „Größter Steuerskandal der Geschichte“, „Cum/Cum“ oder zuletzt „Phantom-Papiere“) kommt es auch immer häufiger zu enger Zusammenarbeit mit Strafrechtlern im Rahmen sog. interner Investigations, also in der Aufarbeitung sowohl steuer- als auch strafrechtlich relevanter Transaktionen vergangener Tage, was zeigt, wie facettenreich die Tätigkeit eines Steuerrechtlers in einer internationalen Großkanzlei wie Allen & Overy ist.
Wer nicht davor zurückschreckt, sich ständig weiterzubilden, Spaß daran hat, grenzüberschreitend im Team an großen Projekten zu arbeiten und Sachverhalte auf den Tisch zu bekommen, die morgen in der Zeitung stehen und über den Tellerrand hinausschauen möchte, der ist in der Steuerpraxis einer internationalen Großkanzlei wie Allen & Overy gut aufgehoben.
Anforderungen
iurratio: Welche Qualifikationen bzw. welche Soft Skills sind für eine anwaltliche Tätigkeit im Bereich des Steuerrechts vorteilhaft bzw. notwendig?
Dr. Markus München: Wer sich für einen Berufseinstieg im Steuerrecht interessiert, sollte bestenfalls bereits während des Studiums seinen Schwerpunkt im Steuerrecht setzen. Hilfreich sind sicher auch Praktika oder entsprechende Stationen im Rahmen des Referendariats (hier bieten sich sowohl die Anwalts- als auch die Wahlstation an) in der Steuerpraxis einer Wirtschaftskanzlei. Solche ersten Erfahrungen ermöglichen es dem Studenten/Referendar einen Eindruck davon zu gewinnen, wie der Arbeitsalltag in der Steuerpraxis einer internationalen Großkanzlei ausschaut.
Um dies zu gewährleisten, binden wir sowohl Praktikanten als auch Referendare vom ersten Tag an voll in die laufende Mandatsarbeit ein. Hierbei wird natürlich darauf geachtet, dass jeder seinem jeweiligen Ausbildungsstand entsprechende Aufgaben auf den Tisch bekommt und sich im Rahmen des Praktikums bzw. der Referendarstation weiterentwickeln kann und Spaß an der Arbeit hat. Referendare, die sich bereits im Rahmen der Anwaltsstation intern bewiesen haben, bekommen darüber hinaus die Möglichkeit, ihre Wahlstation bzw. einen Teil der Anwaltsstation in einem unsrer zahlreichen Auslandsbüros zu absolvieren.
iurratio: Eine große Kanzlei wie Allen & Overy betreut häufig auch Mandate im internationalen Kontext. Wie stellen Sie die Qualifikation Ihrer Mitarbeiter, z.B. bei Kenntnissen der englischen Sprache, sicher?
Dr. Markus München: Ein Großteil der täglichen Arbeit einer international agierenden Kanzlei ist natürlich auf Englisch. Von daher ist es immer von Vorteil, wenn Praktikanten, Referendare oder Berufseinsteiger, die an einer Mitarbeit in einer internationalen Großkanzlei interessiert sind, der englischen Sprache mächtig sind.
Insbesondere jüngere Kollegen haben vor ihrem Einstieg bei Allen & Overy ihre Englisch-Kenntnisse entweder im Rahmen ihrer universitären Ausbildung (z.B. durch Teilnahme an einer Fachspezifischen Fremdsprachenausbildung, „FFA“) oder im Rahmen eines LL.M.-Studiums im englischsprachigen Ausland verfeinert. Doch auch wer keine FFA oder kein LL.M.-Studium im Ausland absolviert hat, braucht den Einstieg in die Großkanzleiwelt nicht zu fürchten.
Intern bietet Allen & Overy beispielsweise allen Mitarbeitern die Möglichkeit an regelmäßigen Sprachkursen teilzunehmen, die gezielt auf den Arbeitsalltag zugeschnitten sind. Daneben muss man sagen, dass das vielzitierte „learning on the job“ immer noch am meisten bringt, um die unumgängliche Fachterminologie zu erlernen.
iurratio: Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach die Erlangung des Fachanwaltstitels im Steuerrecht?
Dr. Markus München: Der Fachanwaltstitel ist für einen Anwalt in einer internationalen Großkanzlei wie Allen & Overy nicht zwingend. Wer ohnehin vorhat, die Steuerberaterprüfung zu absolvieren, sollte sich hierauf konzentrieren. Beides ist hingegen kein Muss (wenn auch gern gesehen) für die Arbeit in der Steuerpraxis.
Weiterbildung
iurratio: Welche Weiterbildungsmöglichkeiten gewährt Ihre Kanzlei?
Dr. Markus München: Fort-/Weiterbildung ist vermutlich in keinem anderen Rechtsgebiet so elementar wie im Steuerrecht. Aus diesem Grund legt Allen & Overy vom ersten Tag an Wert darauf, dass insbesondere junge Associates sich im Rahmen sowohl interner (sog. Tax University) als auch externer Fortbildungsveranstaltungen (Seminare, Tagungen etc.) fortbilden. Unterstützt werden kanzleiintern natürlich auch die Erlangung des Steuerberaters oder Fachanwalts.
iurratio: Was würden Sie Bewerbern raten, die sich für eine Karriere im Steuerrecht interessieren? Welche Schwerpunkte sollten sie bei ihrer Ausbildung setzen, auf welche fachübergreifenden Fähigkeiten wertlegen?
Dr. Markus München: Wie in anderen Rechtsgebieten auch, sollten Studenten die Möglichkeit eines Praktikums und Referendare die Anwalts-/Wahlstation dazu nutzen, in den Arbeitsalltag einer internationalen Großkanzlei reinzuschauen und hier selbst erste Erfahrungen zu sammeln.
Die meisten unserer Praktikanten haben anschließend auch zumindest eine Station im Referendariat bei uns absolviert und nicht selten nach erfolgreich absolviertem zweitem Staatsexamen auch als Associates in unserer Steuerpraxis begonnen.
iurratio: Vielen Dank für das Interview!