Was die Vorlesungen anbelangt, bietet das Jurastudium grundsätzlich eher wenig Freiraum. Die Wahl des Schwerpunktes stellt daher meist die erste und einzige Möglichkeit dar, seine Vorlesungsinhalte selbst zu bestimmen.
Da die im Schwerpunkt erzielte Note außerdem immerhin 30% der Examensnote ausmacht, ist es ratsam, sich bei der Wahl des Schwerpunktes an folgenden Kriterien zu orientieren.
Persönliche Kriterien
Aus persönlicher Sicht könnten drei Kriterien für die Wahl des Schwerpunktes von Bedeutung sein:
Persönliches Interesse
Das Schwerpunktstudium macht einen relativ großen Teil der Examensnote aus. Weil man sich mindestens zwei Semester hauptsächlich dem Schwerpunkt widmet, sollte man an der Materie auch tatsächlich interessiert sein. Das hat regelmäßig einen positiven Einfluss auf die Lernmotivation und die erzielten Ergebnisse.
Der vermeintliche Spaßfaktor
Über diesen Punkt lässt sich streiten. Für den einen scheint z.B. Steuerrecht das Nonplusultra zu sein, während der andere schon beim Gedanken daran einschläft. Jeder definiert diesen Punkt anders, das Spaß-Kriterium geht aber wohl mit dem Interesse einher.
Allerdings muss man auch ehrlich zu sich selbst sein: Die Vorstellung, dass alle Vorlesungen eines Schwerpunktes Spaß machen und interessant sind, dürfte eine Illusion sein. Solange man aber Spaß und Interesse an der Materie insgesamt hat, kommt man auch gut mit den weniger spaßigen Vorlesungen zurecht.
Sympathie mit den Dozenten
Ein weiterer Punkt, der für manche ausschlaggebend ist, sind die Professoren und Dozenten, die den Schwerpunkt anbieten. Diesem Kriterium sollte aber nicht die größte Bedeutung zukommen. Sofern man keine eigenen Erfahrungen gemacht hat, sollte man sich insbesondere nicht auf die Angaben einzelner Kommilitonen verlassen.
Fachliche Kriterien
Aus fachlicher Sicht, insbesondere auf das Examen und die spätere Karriere bezogen, könnten folgende vier Kriterien für die Wahl des Schwerpunktes relevant sein.
Zu erwartende Noten
Es ist zweifelsohne erstrebenswert, auf eine möglichst gute Examensnote hinzuarbeiten. Da diese zu fast einem Drittel von der Note des Schwerpunktes beeinflusst wird, beschäftigt das Noten-Kriterium viele Studenten bei der Wahl ihres Schwerpunktes. Allerdings gilt auch hier: fehlt das grundsätzliche Interesse an dem Schwerpunkt, hilft auch die Aussicht auf vermeintlich gute Noten meist nur wenig.
Wenn man sich schon an den Noten orientieren möchte, sollte man dies nur anhand von Statistiken tun, die vonseiten der Uni bereitgestellt werden. Die Angabe von Kommilitonen, im Schwerpunkt XY erreiche man definitiv die besten Noten oder bei Prof XY bestehen die meisten nur knapp, ist keine allzu verlässliche Quelle.
Examensrelevanz
Manche Schwerpunkte sind so speziell, dass sie komplett über den examensrelevanten Pflichtbereich hinausgehen. Wieder andere decken zumindest einen Teil dessen ab, was im Examen von Bedeutung sein kann.
Wer sich etwas Arbeit und Aufwand sparen möchte, sollte den Lehrstoff einzelner Schwerpunkte mit den Pflichtfächern des Examens vergleichen. Möglicherweise kann man während der Vorbereitung für die Schwerpunktklausur bereits fürs Examen „mitlernen“.
Karriereoptionen und Lebenslauf
Wer seinen Berufswunsch schon früh kennt, kann sich bei der Wahl des Schwerpunktes auch konkret daran orientieren. Studenten mit dem Ziel Verwaltungsbehörde tendieren vermutlich eher zu einem öffentlich-rechtlichen Schwerpunktbereich. Allerdings sollte man sich hier nicht zu sehr festsetzen. Auch wenn man seinen Lebenslauf durchgeplant hat, kann es aus verschiedenen Gründen hilf- und lehrreich sein, seinen Schwerpunkt in einem ganz anderen Bereich zu absolvieren.
Die Qual der Wahl?
Letztendlich hängt die Wahl des Schwerpunktes natürlich davon ab, welche Bedeutung man den einzelnen Kriterien beimisst. Welches Kriterium ausschlaggebend ist, sollte jeder für sich selbst entscheiden.
Die Wahl des Schwerpunktes ist eine tolle Möglichkeit, vorhandenes Interesse oder bereits erworbene Kenntnisse zu vertiefen. Daher, und wegen der Notengewichtung im Staatsexamen, sollte man die Wahl des Schwerpunktes in jedem Fall mit Bedacht treffen.