Berufsspecial
Steuerrecht
Praxis
Alles andere als trocken und langweilig!
Es ist ein selten gewagtes und in der Regel gemiedenes Pflaster für Studierende und Referendar*innen: das Steuerrecht. Dabei handelt es sich bei genauem Hinschauen um ein facettenreiches Rechtsgebiet mit komplexen, aber abwechslungsreichen Strukturen. Nicht nur rein steuerrechtliche Sachverhalte stehen auf dem Tagesplan der Steuerrechtler*innen, sondern auch die enge Zusammenarbeit mit Kollegen und Kolleginnen aus anderen Rechtsgebieten wie dem Gesellschafts-, Arbeits-, Insolvenz- und Wirtschaftsstrafrecht. Enge Bezüge zu verschiedenen Rechtsbereichen machen das Steuerrecht zu einem attraktiven Querschnittsthema. Die Schnittstelle von Steuer- und Zivilrecht mit gelgentlichen strafrechtlichen Einschlägen ist das vordergründige Tätigkeitsfeld der Steuerjurist*innen.
Tätigkeitsfelder – Über den Tellerrand hinaus
Langweilig kann die Materie gar nicht werden. Nahezu jedes Jahr ändern sich die Steuergesetze, sodass Kreativität wie Flexibilität beim Umgang mit den Entwicklungen gefordert ist. Insbesondere in größeren Wirtschaftskanzleien weisen die Mandaten und Mandantinnen auch häufig Auslandsbezüge auf, sodass die Steuergesetze von mehreren Staaten beachtet werden müssen. Über den Tellerrand hinauszuschauen, ist dann unumgänglich. Den Puls der Steuern sollten gewissenhafte Steuerrechtler*innen sodann stets mit aktueller Rechtsprechung und wissenschaftlichen Beiträgen messen. Trotz aller Vorurteile ist das Steuerrecht also ein lebendiges Rechtsgebiet.
Auch in Krisenzeiten ein sicherer Job
Die steuerliche Auseinandersetzung ist in der anwaltlichen Praxis nahezu unumgänglich. Sei es der Zusammenschluss von Unternehmen oder der Erwerb eines solchen – Steuerrechtler*innen müssen bei Transaktionen stets zu Rate gezogen werden. Dabei sind die Streit- bzw. Gegenstandswerte vergleichsweise hoch. Die Spezialisierung im Steuerrecht ist also auch wirtschaftlich gesehen sinnvoll. Aufgrund der vielseitigen Betätigungsfelder und der großen Bedeutung von Steuern im Wirtschaftsleben, wird den Steuerrechtler*innen die Arbeit also nicht so schnell ausgehen.
Berufschancen & Gehälter
Berufsaussichten – Was sind meine Möglichkeiten?
Steuerjuristen und -juristinnen sind sehr gefragt! Ein breitgefächertes Tätigkeitsfeld wie das Steuerrecht bringt breitgefächerte Arbeitsmöglichkeiten mit sich. Neben dem klassischen Beruf des/der Rechtsanwalts/Rechtsanwältin können Experten/Expertinnen im Steuerrecht ebenso in der Finanzverwaltung, dem Bundeszentralamt für Steuern oder als Steuerberater*in (egal ob selbständig oder in Wirtschaftsprüfungsgesellschaften) oder Finanzrichter*in sowie in der Steuerabteilung eines Unternehmens tätig werden. Das Gebiet wird in der Juristenausbildung weitestgehend außen vor gelassen, außer man wählt es im Rahmen des universitären Schwerpunktbereichs. Diejenigen, die sich entgegen aller Vorurteile in diesem Bereich spezialisieren, werden indes reichlich entlohnt und können ihren Mandanten und Mandantinnen eine umfassende Beratung bieten. Nach ein paar Jahren Berufserfahrung spielt man dann schon bei den ganz Großen mit!
Gehaltsaussichten – Es lohnt sich!
Die Vertiefung im Steuerrecht ist allein schon aufgrund der großen Nachfrage lohnenswert, denn der Bedarf ist konstant vorhanden. Das spiegelt sich auch in den Verdienstmöglichkeiten wider. Das Steuerrecht zählt mit einem Durchschnittsgehalt in Kanzleien von fast 110.000 € zu den ertragreichsten Gebieten. Dies ergibt sich aus der iurratio-Arbeitgeberumfrage. In Großkanzleien liegt der durchschnittliche Verdienst sogar bei circa 130.100 €. Nicht weit dahinter befinden sich die Anwaltsboutiquen mit einem jährlichen Schnitt von 118.750 €, gefolgt von den mittelständischen Kanzleien mit 82.550 € Jahresbruttogehalt. Für die Arbeit in einer Landes- oder Bundesbehörde richtet sich die Besoldung nach der jeweiligen Besoldungstabelle des Landes beziehungsweise des Bundes für Beamte.
Es empfiehlt sich, zusätzlich den Titel des Steuerberaters zu erwerben, um sich von der Masse abzuheben und umfassende Beratung und Kompetenz bieten zu können. Die Bedeutung des Rechtsgebiets in der Praxis ist beständig und wird es auch in der Zukunft bleiben. Das Steuerrecht ist zeitlos relevant!
Bildung
Fachanwaltstitel im Steuerrecht
Ca. 4.900 der zugelassenen Anwälte und Anwältinnen in Deutschland führen den Titel des Fachanwalts/derFachanwältin für Steuerrecht, wobei die Zahlen in den letzten 3 Jahren rückläufig waren. Dabei spielt das Steuerrecht in fast jeder wirtschaftlichen Betätigung eine Rolle. Im Fachanwalt für Steuerrecht verbinden sich das unumgängliche steuerliche Know-how und die rechtliche Beratung. Die zuständige Rechtsanwaltskammer, der der Rechtsanwalt/die Rechtsanwältin angehört, verleiht nach Maßgabe der Fachanwaltsordnung (FAO) die Berechtigung zum Führen der Fachanwaltsbezeichnung. Voraussetzungen für diese Verleihung sind:
- dreijährige Zulassung und Tätigkeit innerhalb der letzten sechs Jahre vor Antragstellung (§3 FAO)
- Antragstellung bei der zuständigen Rechtsanwaltskammer (§22 FAO)
- Nachweis besonderer theoretischer Kenntnisse (§§ 4, 4a und 6 FAO)
- Nachweis besonderer praktischer Erfahrungen (§§ 5, 6 FAO)
Zudem muss er/sie besondere Kenntnisse in den in § 9 FAO genannten Bereichen nachweisen.
Steuerberaterexamen
Eine anspruchsvolle, aber durchaus lohnenswerte Weiterbildungsmöglichkeit ist auch der Erwerb des Titels „Steuerberater“ mit dem Bestehen des Steuerberaterexamens. Hierzu werden Kurse angeboten, die über ein Jahr berufsbegleitend absolviert werden können oder in einem dreimonatigen Crashkurs ablaufen. Zwar sind keine Vorbereitungskurse vorgeschrieben, das Examen ganz ohne Hilfestellung durchzuführen, soll jedoch nahezu unmöglich sein. Drei sechsstündige Klausuren und eine mündliche Abschlussprüfung sind dann in der Examensprüfung zu bewältigen. Kostenzuschüsse, Mitarbeiterdarlehen oder Freistellungen sind im Rahmen dessen oft gewährte Hilfestellungen von Arbeitgebern.
Promotion und LL.M. im Steuerrecht
Auch in diesem vielfältigen Berufsfeld besteht die Möglichkeit, zu promovieren oder einen Master of Laws zu erwerben. So kann man beispielsweise an der Leuphana Universität Lüneburg den LL.M. „Tax Law“ berufsbegleitend absolvieren. Er dauert fünf Semester und geht mit Kosten von 18.900 € plus 210 € Semesterbeitrag einher. Außerdem ist ein Jahr Berufserfahrung Zulassungsvoraussetzung. An der FOM kann an mehreren Standorten in Deutschland berufsbegleitend ein LL.M. in Taxation erlangt werden. Die Kosten liegen bei ca. 15.750 €. Auch viele renommierte ausländische Universitäten bieten ein LL.M.-Programm zum Steuerrecht an. In den USA gibt es zum Beispiel an der NYU School of Law den LL.M. in „International Taxation“. Er erstreckt sich über neun Monate in Vollzeit und kostet umgerechnet circa 36.000 €. An der University of Melbourne in Australien kann man das Masterprogramm „International Tax“ für umgerechnet circa 28.300 € belegen. Es dauert ein bis zwei Jahre, je nachdem, ob man es in Voll- oder Teilzeit absolviert.
Der Vorteil eines LL.M. im Ausland liegt offenkundig darin, dass der Blick über den „deutschen juristischen Tellerrand“ hinausgeworfen wird und die eigenen Fremdsprachenkenntnisse währenddessen erweitert werden. Für welchen Master man sich am Ende auch entscheiden mag, man ist in jeden Fall um einige Erfahrungen und Qualifikationen reicher.
Arbeitgeber im Bereich Steuerrecht
Öffentliche Verwaltung
Bundeszentralamt für Steuern (BZSt)
Mittelständische Kanzlei
GvW Graf von Westphalen
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